Kaum zu glauben aber wahr: iPad und Stylus können durchaus eine sehr produktive Kombination sein
Kaum zu glauben aber wahr: iPad und Stylus können durchaus eine sehr produktive Kombination sein
© Martin Krachler

7 Apps, die zeigen, dass iPad und Stylus zusammengehören

7 Apps, die zeigen, dass iPad und Stylus zusammengehören

Eigentlich widerspricht es ja dem Grundkonzept des iPads, jenes bislang erfolgreichsten Tablets, das erst vor wenigen Jahren eine Revolution auf dem Computermarkt ausgelöst hat. Und auch dem einstigen Apple-Mastermind Steve Jobs hätte wohl nicht gefallen, womit unzählige Zubehörhersteller anno 2015 ihr Geld verdienen. Die Rede ist von Stiften für das iPad.

Es gibt sie zuhauf in unterschiedlichsten Farben, Größen, Qualitäten und Ausführungen. Sie gelten jedoch als höchst kontrovers, sehen Apple-Jünger doch darin einen Bruch mit Jobs’ ursprünglicher Vision, jahrelanger Ambition und dem für seinen Erfolg wichtigsten Qualitätsmerkmal, dass das iPad und seine Software ausschließlich mithilfe von Fingern bedient werden sollen. Aber so sehr manche User auch an Jobs Grundkonzept festhalten mögen, so sehr schätzen andere wiederum die vielfältigen Möglichkeiten, die Displaystifte einzusetzen. So wird das iPad mit dem richtigen Modell des Displaystiftes (engl.: „ stylus“) prompt zum mobilen Animationsstudio oder etwa einem digitalem Notizblock umfunktioniert.

Die futurezone hat sich sieben Apps für das iPad angesehen, die mit Einsatz eines Stiftes ganz neue Möglichkeiten bieten. Aber nicht jeder Stylus ist für alle Anwendungsgebiete geeignet.

(1) Animation Creator HD

Der Animation Creator bringt ein kleines aber feines Trickfilmstudio auf das iPad. Einfache Zeichnungen lassen sich unkompliziert und im Handumdrehen erstellen. Um die App bedienen zu können, braucht man kein Filmspezialist sein. Frame (Einzelbild, Anm.) für Frame - also wie man das aus den Anfängen des Zeichentricks kennt - wird das Objekt gezeichnet und erweitert, am Schluss stellt man mit der „frame rate“ (Anzahl, wie viele Einzelbilder in der Sekunde abgespielt werden sollen, Anm.) ein, wie schnell die fertige Animation schließlich wiedergegeben werden soll und fertig. Modernes Daumenkino am iPad. Ein bisschen zeichnerisches Können ist trotzdem hilfreich. Exportiert werden kann auf die Plattform Cineverse, YouTube sowie Twitter. Leider ist der Export in GIF-Dateien derzeit nicht möglich.

Preis: 3,99 Euro

Hier erhältlich.


(2) Paper

„Paper“ ist eigentlich der Veteran unter den sieben Apps. Die Software wurde bereits 2012 von Apple als „beste App“ ausgezeichnet. Auch hier zeigt sich: Das „Upgrade“ durch die Benutzung eines zusätzlichen Hardware-Stiftes macht sich vor allem in Sachen Präzision bezahlt. Der Clou bei „Paper“: Die Entwickler mögen es maßstabsgetreu. Das bedeutet, dass bei „Paper“ - im Gegensatz zu fast allen Konkurrenzanwendungen - die Pinsel- beziehungsweise Stiftgröße nicht adjustierbar ist. Ein Filzstift ist eben dünner als der Pinsel aber um einiges dicker als die zarte Linie einer Füllfederspitze. Das ist in der Realität so und soll auch auf digitalem Terrain so gelten. Dennoch oder vielleicht eben gerade dadurch gelingen mit der App richtig schöne Ergebnisse. Auch wenn man sich auf sieben Farben und neun Werkzeuge beschränkt. Am besten selbst ausprobieren.

Preis: kostenlos

Hier erhältlich.

(3) Procreate

Die App Procreate ist so etwas wie das moderne Malstudio nur eben im iPad-Format. Die Software wurde bereits mit einem Apple Design Award ausgezeichnet und wird unter den App Store Essentials geführt. Außerdem bezeichnet der Hersteller sein Produkt als leistungsstärkstes, das für die Plattform iPad erhältlich ist. In der Tat bietet die App eine breite Spielwiese mit allem, was das Künstlerherz begehrt. Die Software enthält 120 unterschiedliche digitale Pinselarten mit je über 25 Einstell- und Adjustiermöglichkeiten. Und wer unter der großen Auswahl an Pinseln noch nicht den richtigen gefunden hat, dem steht es noch immer offen, sich mit dem integrierten Tool seinen eigenen Pinsel zu kreieren. Weiters enthält die App umfangreiche Möglichkeiten zur detailreichen Gestaltung von Zeichnungen - und das bei einem vergleichsweise reduzierten User-Interface.

Preis: 5,99 Euro

Hier erhältlich.


(4) Astropad Graphics Tablet

Photoshopper aufgepasst, der Traum aller Grafiker, Zeichner und Fotografen ist da. Die App Astropad Graphics Tablet verwandelt das iPad im Handumdrehen in ein digitales Grafiktablet. Und das Ganze funktioniert - je nach Wunsch und Verfügbarkeit - entweder per WLAN- oder USB-Verbindung. Umfangreiches technisches Wissen zum Einrichten der Verbindung ist keineswegs von Nöten. Es genügt lediglich, die iPad-App für 19,99 Euro aus dem iTunes-App-Store zu laden und das Gegenstück am Mac über die Internetseite des Herstellers kostenlos zu installieren, den jeweiligen Displaystift einige wenige Augenblicke auf den Bildschirm zu drücken und voilà, der Zauber funktioniert. Und das im futurezone-Test sogar reibungslos. Die Inhalte werden 1:1 vom Mac-Bildschirm auf das iPad-Display projiziert. Astropad Graphics Tablet unterstützt zudem etliche gängige Displaystifte. Das User-Interface kann außerdem von beiden Geräten (beispielsweise Maus und per Touch oder Stift) gleichzeitig bedient werden.

Da den Entwicklern (die übrigens Abgänger des Hauses Apple sind) die maximale Bildwiederholungsrate („frame rate“) von 30 fps („frames per second“ / Einzelbilder pro Sekunde) außerdem schlicht und einfach zu wenig war, entwickelten sie kurzerhand ihre eigene Technologie namens „LIQUID“, die mit einer Bildwiederholungsrate von 60 fps einen effizienteren professionelleren Workflow ohne nerviges Ruckeln und Nachladen ermöglicht. Dem Einsatzgebiet der Software ist außerdem keine Grenzen gesetzt zumal das System nicht auf die Unterstützung von Apps mit Plug-Ins oder etwa Treibern angewiesen ist, sondern wie ein zweiter Touch-Bildschirm zum Hauptmonitor arbeitet. Fazit: So macht Bildretusche wirklich Spaß.

Plattform: iOS + MacPreis: 19,99 Euro

Hier erhältlich.

(5) Smart Note

Die Applikation „Smart Note“ aus der App-Reihe des amerikanischen Handschrift-Erkennungs-Experten „My Script“ versteht sich als digitales Notizbuch der modernsten Art. Zwar gibt es Notizapps wie Sand am Meer, dennoch sticht „Smart Note“ besonders durch seine ausgereifte und erstaunlich erfolgreiche Erkennung auch uneleganter Handschriften (wie die des Autors beispielsweise) hervor. Dass die Programmierer, die ihr Headquarter in Dayton, Ohio, USA haben, ihr Metier wirklich verstehen, spiegelt sich vor allem durch die vielen kleinen Extras wieder. So bietet die App etwa einen in seiner Größe adjustierbaren Bildschirmbereich, der berührungsunempfindlich ist und somit als praktische Handablage verwendet werden kann. Zur Wahl stehen außerdem zwei digitale Stiftsorten: der „Handschrift-Stift“ sowie der der „Zeichenstift“. Der Unterschied: der Erstere analysiert Geschriebenes und verknüpft das geschriebene Wort mit seiner Bedeutung, während der Zeichenstift - wie seine Bezeichnung ohnehin verrät - für Zeichnungen verwendet wird und Gezeichnetes nicht auswertet.

Warum wird überhaupt analysiert und verknüpft? Über das Suchfeld findet die App nämlich später im Handumdrehen alle zuvor indizierten Begriffe und Satzteile in Sekundenschnelle und bietet sogar die Möglichkeit, in die jeweilige Zeile zu springen. Wie die Konkurrenz bietet auch „Smart Note“ die Möglichkeit, Bilder, Grafiken, Sounds und Aufnahmen in die digitalen Notizen einzubetten. Die Software arbeitet darüber hinaus auch mit iTunes, Dropbox und Evernote zusammen. Außerdem können auch PDF-Dateien mit der App bearbeitet werden. Mit Spannung darf man aber auch die zukünftigen Projekte von „my Script“ beobachten - aktuell arbeitet und forscht man an so spannenden Projekten wie etwa Apps zur Handschrifterkennung von Musiknoten und zur Analyse von 2D-Ausdrucken und -Zeichnungen, die anschließend am Tablet in 3D modelliert werden können.

Preis: kostenlos

Hier erhältlich.

(6) Concepts

Design vereint mit CAD - dafür steht die App „Concepts“. Die innovative Applikation besticht mit allem, was Hobbyarchitekten und -Produktdesigner so brauchen. Gezeichnete Striche können etwa nachträglich in ihrer Stärke, Farbe, Ausrichtung oder ihrem Verlauf abgeändert werden. „Concepts“ bietet eine beinahe unendliche Zeichenfläche mit beliebiger Drehung und beinhaltet trotzdem die Möglichkeit, sich optional auf maßstabsgetreue Papiergrößen zu beschränken. Als weitere Orientierungshilfen finden sich unterschiedliche Arten von Linealen, Millimeterpapier sowie isometrischen Raster in der Software.

Hochauflösend exportiert werden kann der Entwurf beziehungsweise das Konzept anschließend unter anderem in das PNG-, Vektor- (SVG-), CAD- (DXF-) oder Adobe Photoshop-Format (PSD-).Preis: kostenlos (Funktionen durch App-In-Käufe freischaltbar)

Hier erhältlich.

(7) MyScript Calculator

Wer glaubt, dass sich das Einsatzgebiet von Touchstiften lediglich auf das Künstlerische oder etwa das Anfertigen von Notizen beschränkt, der irrt, wie die App „MyScript Calculator“ beweist. Der Kindheitstraum vieler Mathematik-Verachter wird nun wahr: Es genügt, die mathematische Gleichung mit dem Stift - oder optional auch mit dem Finger - in das dafür vorgesehene Feld der App hineinzuschreiben. Anschließend löst sich die Gleichung tatsächlich von selbst - vor den Augen des Users. Selbst Wurzeln und Brücke und andere Operatoren sind kein Problem für die Software.

Preis: kostenlos

Hier erhältlich.

Welchen Stift für welche App? Die Frage nach dem richtigen Stift ist an dieser Stelle sicherlich eine durchaus berechtigte Frage, denn nicht alle Modelle sind für alle Apps geeignet. Im futurezone-Test haben wir mit drei verschiedenen Modellen getestet:

Achtung: Bei allen Modellen können am Display des Gerätes Kratzer und auch feine Mikrokratzer entstehen, daher ist es ratsam, zuvor eine Displayschutzfolie aufzubringen.

(1) Der Klassiker.

Der einfache, Bleistiftradiergummi-ähnlichen, Touchstift - am meisten verbreitet und heutzutage beinahe auch schon in jedem Schreibwarengeschäft erhältlich. Oftmals auch in Kombination mit einem Kugelschreiber und als Werbegeschenk zu finden.

Eigenschaften: breite Auflagefläche, günstig, jedoch wenig Präzision - kurz: eigentlich ein Fingerersatz;


(2) Der Schreiberling.

Diese Modelle sind grundsätzlich auf das Schreiben und den Einsatz von Notiz-Apps spezialisiert. Meist wird eine Bluetooth-Verbindung zum iPad benötigt - was zur Folge hat, dass der Stift geladen werden muss. Ergonomie spielt bei diesen Stiften meist eine essenzielle Rolle beim Produktdesign.

Eigenschaften: fühlt sich wie ein Kugelschreiber an - daher hat man nach eine kurzen Eingewöhnungsphase auch kein Problem, wie auf Papier zu schreiben, gute Ergonomie;


(3) Der Designer.

Das dritte Modell ist auf höchste Präzision ausgelegt. Durch die Kunststoffplatte an der feinen Stiftspitze wird der Druck displayschonend verteilt, trotzdem erkennt das Gerät die exakte Stiftspitze. Dadurch bereiten auch genaue und feine Linien kein Problem. Vorteil: Diese Stifteart funktioniert meist ohne Akkus.

Eigenschaften: hohe Präzision, ideal für das Zeichnen, jedoch eher ungeeignet zum Schreiben;

Testmodelle: Werbegeschenk (1.), Adonit Jot Script (2.), Adonit Jot Pro (3.);

Die Modelle 2 und 3 wurden uns freundlicherweise von ADONIT zum Testen zur Verfügung gestellt.

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Martin Krachler

... ist ein technikbegeisterter Digital Native mit besonderem Hang zu Apps. Motto: "Erst coole Apps machen ein Handy zum Smartphone". Privat ist er außerdem begeisterter Musiker, spielt gerne Volleyball und debattiert öfters mit Freunden und Bekannten über Technik-Themen.

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Martin Krachler

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