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Test

Aldi-Life: Discount Musik-Streaming im Test

Nachdem der deutsche Lebensmittel-Discounter Aldi am 23. September überraschend seinen Einstieg in den Streaming-Markt ankündigte, wurde das Angebot bereits am Donnerstag gestartet. Wie man es von einem Discounter erwartet, setzt Aldi dabei den Preis unter dem der Konkurrenz an. Für 7,99 Euro erhält man dabei einen Monat unlimitiertes Streaming. Da man bei dem neuen Angebot auf den Katalog eines etablierten Anbieters setzt, ist Aldis Dienst auch in Österreich verfügbar.

Das Herzstück eines jeden Streaming-Dienstes, egal ob für Musik oder Filme, ist sein Katalog. Und das Angebot von Aldi muss sich dabei keineswegs verstecken. Denn der deutsche Lebensmittelriese hat sein Musik-Angebot nicht in mühsamer Verhandlungsarbeit mit Rechteinhabern zusammengesammelt sondern setzt auf Napster als Unterbau. Somit stehen Abonnenten rund 34 Millionen Musiktitel zur Verfügung. Das Angebot spielt somit in einer Liga mit Spotify, Deezer und Apple Music.

Im stichprobenartigen Test kann der Napster-Unterbau, der momentan auf Platz 4 unter den Musik-Diensten rangiert, durchaus überzeugen. So ist Lana del Reys neuestes Album Honeymoon genauso vertreten, wie die Klassiker des Austropop und exotischen Künstlern abseits des Mainstreams. Auch Alben von Taylor Swift, an der sich beispielsweise Spotify die Zähne ausbeißt, ist mit Ausnahme ihres aktuellen Albums, das nur auf Apple Music verfügbar ist, vertreten.

Findet man einen seiner Lieblingstitel dann aber trotzdem nicht im umfangreichen Katalog, steht man bei Aldis Angebot im Regen. Im Gegensatz zu Spotify lassen sich eigene Songdateien nämlich nicht in die App übertragen. Man wird somit zum Ausweichen auf eine andere App bzw. einen anderen Dienst gezwungen.

Schwache Suche

Zu wünschen übrig lässt noch die Suchfunktion. Titel, Künstler und Alben werden zwar schon während des Tippens per Instant Search vorgeschlagen. Vertippt man sich jedoch bei nur einem Buchstaben, findet Aldi Life Music auch die bekanntesten Künstler nicht mehr.

Neben dem klassischen Musik-Angebot bietet Aldi seinen Nutzern noch rund 10.000 Hörbücher sowie Videos und Artikel zu allerlei passenden Themen.

Möchte man sich inspirieren lassen, steht einem der Bereich „Channels“ zur Verfügung. Dort lassen sich zusammengestellte Playlisten zu verschiedenen Themen anhören. Unter anderem kann man sich durch die aktuellen und vergangenen Charts verschiedenster Länder durchhören.

Zusätzlich gibt es Wiedergabelisten wie etwa „Werbesongs“ , „Morning Channel“, „One Hit Wonders“ oder „Luftgitarren-Hits“. Sortieren lassen sich diese auch nach Musikrichtung. Somit findet man schnell die passenden Listen für den eigenen Geschmack.

Wünscht man Titel passend zu einem Künstler, kann man direkt aus der Übersicht ein passendes Radio starten. Aldi Life Music spielt dann dem Artisten entsprechende Songs ab.

Neben dem „falschen“ Radio, welches aus verschiedenen Liedern zusammengestellt wird, können auch echte Radiosender gehört werden. Nach der Auswahl eines Landes werden dann alle verfügbaren Stationen angezeigt. Was die Auswahl der Sender angeht, bleiben hier keine Wünsche offen.

Was die Verfügbarkeit des Discounter-Streaming auf verschiedenen Betriebssystemen angeht, gibt es nicht viel zu meckern. Vom Launch an stehen Apps für iOS, Android und sogar Windows Phone zur Verfügung. Lediglich Desktop-Nutzer müssen den Web-Player im Browser nutzen, da für PCs keinen nativen Apps verfügbar sind.

Auch in Sachen Qualität unterscheidet sich die Hofer-Mutter nicht von Spotify und Co. Gewählt werden kann zwischen drei verschieden Qualitätsstufen. Auf niedrigster Stufe wird mit 64kbps gestreamt. Mit der Option „Mittel“ erhält man ansprechende 192kbps. 320 kbps sind dann das Maximum an Qualität, das Nutzern zur Verfügung steht. Während Spotify auf Ogg-Vorbis und Google Music auf MP3 setzt, nutzt Aldi genauso wie Apple Music das AAC-Format.

Drei Qualitätsstufen

Wer unterwegs mit Blind-Spots ohne Internet rechnet oder einfach nur Datenguthaben sparen will, kann über die Apps Titel offline verfügbar machen. Auch hier lässt sich die Bitrate frei wählen.

Wie in der Branche üblich, können Titel nur auf einem Gerät abgespielt werden. Die gleichzeitige Nutzung eines Accounts auf mehreren Geräten ist also nicht vorgesehen. Im Test konnten wird jedoch trotzdem (mit kleinen Einschränkungen) parallel Songs abspielen. Die Apps von Aldi unterbrechen Songs nämlich nicht, wenn ein anderes Gerät denselben Account nutzt. Erst wenn der Titel zu Ende ist, wird ein Hinweis eingeblendet. Die Beschränkung lässt sich somit umgehen.

Integrierte Songerkennung

Als kleines Zusatzfeature ist in den Apps noch die Funktion „TrackMatch“ integriert. Durch tippen hört die App zu und identifiziert Shazam-like gerade im Hintergrund laufende Songs. Wurde der Titel erkannt, wird dieser in die Suche eingetragen und zum Abspielen angezeigt.

Wie sehr das Musikangebot von Aldi mit Napster zusammen hängt, zeigt auch eine weitere, etwas überraschend Möglichkeit. Besitzer eines Sonos Soundsystems können sich mit ihren Aldi Account-Daten als Napster-Nutzer anmelden. Somit steht auch hier das komplette Musik-Angebot zur Auswahl.

Obwohl der Musik-Dienst unter dem Namen Aldi geführt wird, ist dieser nicht ausschließlich in Deutschland abonnierbar. Wohl auch aufgrund des Napster-Unterbaus ist der Dienst auch in anderen Ländern, darunter auch Österreich, verfügbar.

Im Test mussten wir zur Anmeldung zwar eine deutsche Postleitzahl angeben, bezahlen konnten wird dann jedoch mit einem österreichischen Paypal Account mit österreichischer Adresse. Neben Paypal besteht noch die Möglichkeit einer Zahlung per Kreditkarte und über Aldi Life Gutscheine, welche aber nur in deutschen Filialen erhältlich sind.

Aufgrund der großflächigen Verfügbarkeit scheint ein zukünftiger Start bei Hofer somit nicht unwahrscheinlich.

Aldi Life Music überzeugt im Test. Mit 34 Millionen Titeln kann der Dienst dank Napster mit den etablierten wie Spotify und Deezer mühelos mithalten. Auch in Sachen Apps lässt Aldi kaum Wünsche offen, lediglich eine fehlende native Anwendung für den Desktop ist zu bemängeln.

Über die Channels können Nutzer neue Songs entdecken, personalisierte Empfehlungen wie bei Spotify oder Apple Music gibt es jedoch nicht. Für 7,99 Euro und somit zwei Euro weniger als die Konkurrenz bekommt man aber einen Streaming-Dienst mit ausgezeichnetem Preis-Leistungs-Verhältnis. Interessierte können den Dienst 30 Tage lang kostenlos testen.

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Amir Farouk

Early-Adopter. Liebt Apps und das Internet of Things. Schreibt aber auch gerne über andere Themen.

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