Tinnitus-Patienten kann mit einer App geholfen werden
Tinnitus-Patienten kann mit einer App geholfen werden
© Robert Kneschke - Fotolia/Robert Kneschke/Fotolia

Medizin

Eine App auf Rezept für Tinnitus-Patienten in Deutschland

„Das Smartphone wird zum Medizinprodukt - das hat es so vorher nicht gegeben“, sagte ein Sprecher der TK. Die App mit dem Namen Tinnitracks wurde von dem Hamburger Start-up-Unternehmen Sonormed entwickelt und soll zunächst von rund 30 Hamburger HNO-Ärzten getestet werden, bevor das Behandlungskonzept möglicherweise in ganz Deutschland angeboten wird.

Da nicht alle Behandlungsmethoden für Tinnitus-Patienten erfolgreich seien, biete die App Betroffenen „jetzt eine verblüffend einfache Behandlungsalternative“, erklärte die TK. Wenn sie über einen Zeitraum von zwölf Monaten mindestens 90 Minuten pro Tag ihre Lieblingsmusik hören würden, könnten sie ihrem Hörzentrum den störenden Ton abgewöhnen.

App filtert Tinnitus-Frequenz

Der sogenannte eingebildete Tinnitus entstehe nicht durch ein echtes Geräusch, sondern durch eine Überaktivität bestimmter Nervenzellen im Hörzentrum des Gehirns. Diese seien - vergleichbar mit den Tasten eines Klaviers - nach ihrer Frequenz angeordnet und verursachten bei Überreizung ein entsprechendes Geräusch.

Für die Therapie mit Tinnitracks ermittelt der HNO-Arzt nach Angaben der TK die individuelle Tinnitus-Frequenz, die dann von der App aus der Lieblingsmusik herausgefiltert wird, um die betroffenen Zellen zu schonen. Das regelmäßige Hören der gefilterten Musik soll die Überaktivität der betroffenen Nervenzellen verringern und so den Tinnitus nachhaltig lindern.

Kosten rückerstattet

In klinischen Tests habe sich das Verfahren bei Patienten zwischen 18 und 65 Jahren und einer Tinnitus-Frequenz unter 8.500 Hertz bereits als wirksam erwiesen. Nun solle es unter Routinebedingungen erprobt werden. Die App kann in den App-Stores von Google und Apple von jedem gekauft werden. TK-Kunden bekommen die Kosten in Höhe von 19,90 Euro erstattet.

Der Vorstandschef der Techniker Krankenkasse, Jens Baas, warnte gleichzeitig aber, dass es auch viel „Humbug“ bei den derzeit angebotenen Gesundheits-Apps gebe. „Idealerweise ist ein Nutzen für Patient und Arzt gegeben.“ Dies sei zum Beispiel bei einer Diabetes-App der Fall, die der Patientenversorgung diene, nicht aber bei Lifestyle-Produkten.

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