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Rekordquartal

"Apple könnte ein ganzes Land kaufen"

9,44 verkaufte iPhones pro Sekunde und 198 Millionen Dollar Gewinn pro Tag. Am Tag nach der Präsentation der Apple-Zahlen herrscht weiterhin Erstaunen über das Rekordquartal, das selbst Energiekonzerne wie Gazprom, Shell und Exxon in den Schatten stellt. Mit 18,024 Milliarden Dollar Gewinn machte Apple gleich 1,8 Milliarden Dollar mehr als Gazprom in seinem bisherigen Rekordquartal im August 2011.

Enormes Wachstum

"Dass Apple selbst in gesättigten Märkten wie Europa und den USA auf Wachstumsraten von 20 Prozent und mehr kommt, ist ebenso bemerkenswert, wie die Tatsache, dass die Macs nach mehr als 30 Jahren nicht nur die profitabelste, sondern auch die am schnellsten wachsende PC-Marke sind ", sagt Asymco-Analyst Horace Dediu im Gespräch mit der futurezone.

Lediglich das iPad zeigte mit 21,4 Millionen verkauften Geräten und einem Minus von knapp 18 Prozent Schwächen, was Dediu auf den Kannibalisierungseffekt mit dem großen iPhone 6 Plus und langsamere Update-Zyklen von Käufern zurückführt.

Warum sich ausgerechnet die neuen iPhone-6-Modelle so gut verkauften, ist aber auch für Branchenkenner nicht so einfach zu beantworten. Natürlich profitierte Apple vom Vorstoß in den chinesischen Markt. Darüber hinaus zog Apple bei der Displaygröße mit der Konkurrenz gleich, verteuerte die Modelle teils aber empfindlich. Während Konkurrenten wie Samsung und HTC, aber auch Microsoft weiterhin mit Problemen auf dem Smartphone-Markt kämpften, tat dies dem Verkauf der Apple-Geräte offenbar keinen Abbruch.

Gründe für den Erfolg

„Dass das iPhone 6 ein größeres Display hat oder Mitbewerber vielleicht nicht den Verkaufsschlager hatten, greift zu kurz. Apple erntet vielmehr den Erfolg einer langjährigen Produkt- und Markenstrategie, die sehr ungewöhnlich ist. Da der Konzern Geräte, Software und Services aus einer Hand anbieten kann, ist die gefühlte Wertschöpfung für Kunden höher als bei anderen Herstellern“, sagt Dediu.

Dazu komme eine enorme Loyalität und Zufriedenheit der Apple-Kunden, die beim Kauf eines neuen Geräts mit großer Wahrscheinlichkeit erneut zu einem Apple-Produkt greifen würden. Während die von ihren Gründern Bill Gates und Walt Disney entwickelte Unternehmenskultur bei Microsoft oder Disney über die Jahre verloren gegangen sei, habe das Team um Tim Cook den Firmenfokus von Apple-Gründer Steve Jobs auf einzelne Produkte gut beibehalten.

"Apples Erfolg ist zwar eng mit Steve Jobs verknüpft. Mit Chefdesigner Jonathan Ive, dem Produktions- und Vertriebsoptimierer Tim Cook und Software-Chef Craig Federighi verfügte Apple in den vergangenen Jahren aber auch über das richtige Team, die allesamt zu dem beitrugen, was Apple heute erfolgreich macht", sagt Dediu.

Was bringt die Zukunft?

Die Frage, wie Apple auch morgen und vor allem übermorgen erfolgreich bleibt, wird angesichts der überraschend guten Zahlen nun auch nicht unbedingt einfacher zu beantworten. Fakt ist, dass der Konzern mittlerweile auf einem Vermögensberg von 178 Milliarden Dollar sitzt. "Damit könnte Apple ein ganzes Land kaufen", meint Dediu. Apple werde wohl nichts anderes übrig bleiben, als seinen Shareholdern Geld zukommen zu lassen.

Die Übernahme großer Unternehmen - so manch einer träumt davon, dass Apple E-Autohersteller Tesla kaufen könnte - wäre finanztechnisch leicht zu bewältigen. In der Vergangenheit kaufte Apple allerdings eher kleinere Start-ups und Spezialisten, um das entsprechende Produkt dann selbst zu entwickeln. "Viele Unternehmen kaufen sich bei einer Übernahme die Firmenkultur mit. Daran hat Apple im Normalfall kein Interesse, weil die eigene Firmenkultur so stark ist", meint Dediu.

Apple Watch als nächstes iPhone

Dass die ab April verfügbare Apple Watch nicht an den Erfolg von iPhone und iPad als Produktkategorie herankommen werde, sieht Dediu nicht so. "Tim Cook hat nach Bekanntgabe der Zahlen ja davon gesprochen, dass 2015 das Jahr von Apple Pay wird. Ich denke, dass das volle Potenzial der Apple Watch tatsächlich erst im Jahr 2016 und danach sichtbar wird. Apple macht hier den nächsten maßgeblichen Computing-Schritt, der durch die Miniaturisierung völlig neue Möglichkeiten aufzeigen wird", ist Dediu überzeugt.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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