© dapd

Warnung

Aufsichtsrat: "Telekom Austria in Todesspirale"

In den Eigentümerkreisen der teilstaatlichen Telekom Austria liegen die Nerven blank, wird doch gerade ein Syndikatsvertrag zwischen dem mexikanischen Großaktionär Carlos Slim und der Staatsholding ÖIAG ausgehandelt. Kurz vor der entscheidenden ÖIAG-Aufsichtsratssitzung am 23. April tauchte nun ein Papier des stv. AR-Chefs Ronny Pecik auf, in dem er ein dramatisches Bild des Konzerns zeichnet.

Todesspirale und Schulden

"Alle Ertragstrends zeigen nach unten, der Finanzierungsaufwand geht nach oben. Das bedeutet Schulden. Die Telekom Austria befindet sich in einer Todesspirale", schrieb der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende bereits im Jänner ausgesuchten Regierungsvertretern. Das berichtete das "profil" am Donnerstag in einer Vorabmeldung. Ohne Geld von außen "erwartet uns in zwei Jahren das AUA-Schicksal. Wenn in anderen Töchtern etwas schiefläuft (Abwertungen, Weißrussland etc.), dauert es keine zwei Jahre", so Pecik dem Bericht zufolge. Pecik vertritt die Interessen von Slim im Aufsichtsrat.

Als Ursache für die seit Jahren rückläufigen Umsätze und Erträge führt Pecik unter anderem die steigenden Personalkosten für die rund 9.000 Mitarbeiter in Österreich an, von denen jeder zweite beamtet ist. Da die hohen Fixkosten nicht beeinflussbar seien, schlage sich der Umsatzrückgang 1:1 im Ergebnis nieder, so Pecik. Das wiederum wirke sich negativ auf die geplanten Investitionen des Konzerns aus. "Es steht kein Geld für Infrastrukturausbau zur Verfügung. Die Telekom Austria lebt von der Substanz." Pecik wollte sein Papier gegenüber "profil" nicht kommentieren.

Unstimmigkeiten

Kommenden Mittwoch soll der ÖIAG-Aufsichtsrat über den Syndikatsvertrag der Republik mit Slim bzw. seinem America-Movil-Konzern abstimmen. Slim ist mit seiner Mobilfunkfirma Amercia Movil bereit, via Kapitalerhöhung Geld in die Telekom einzuschießen. Dann würde sich der Anteil der Mexikaner von 26,8 auf mehr als 30 Prozent erhöhen, jener der Republik jedoch (derzeit 28,4 Prozent) auf die Sperrminorität (25 Prozent plus eine Aktie) reduzieren. Damit die ÖIAG ihren Einfluss bewahrt - unter anderem soll das Headquarter in Österreich abgesichert werden - will sie ihre Anteile mit denen Slims bündeln. Ende März bekam ÖIAG-Chef Rudolf Kemler grünes Licht für die Syndikatsverhandlungen.

Laut einem „Presse“-Bericht vom Wochenende gibt es nun im ÖIAG-Aufsichtsrat aber Unstimmigkeiten, da die Arbeitnehmervertreter gegen den Syndikatsvertrag stimmen wollen. Möglicherweise bleiben sie auch geschlossen der Sitzung fern, damit der Aufsichtsrat nicht beschlussfähig ist. Angezettelt wurde der Gesinnungswandel dem Zeitungsbericht zufolge von Arbeiterkammer-Direktor Werner Muhm, ein enger Vertrauter und Berater von Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ). „Dass es bei dem Deal um österreichische Interessen geht, kann ich nur bedingt erkennen“, sagte Muhm zur „Presse“. Für Slim sei das „der billigste Weg, die industrielle Führerschaft eines gut aufgestellten Unternehmens zu bekommen.“

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare