Noch kommt die Hälfte des Umsatzes bei Continental aus der Reifensparte.
Noch kommt die Hälfte des Umsatzes bei Continental aus der Reifensparte.
© REUTERS/BENOIT TESSIER

Wandel

Continental ruft Software-Zeitalter aus

Der wegen seiner Reifenkompetenz auch scherzhaft „Gummibude“ genannte Autozulieferer Continental sieht sein Geschäftsmodell vor einem grundlegenden Wandel. „Software ist das neue Rad der Industrie. Fast nichts mehr dreht sich ohne sie“, sagte Vorstandschef Elmar Degenhart am Donnerstag bei der Hauptversammlung in Hannover. „Das Auto wird bald Teil des Internets sein. Davon sind wir fest überzeugt.“

Bisher hängt die Hälfte des Gewinns bei Conti an der Reifensparte, die im vergangenen Jahr gut 48 Prozent des gesamten Betriebsergebnisses abwarf. Künftig jedoch werde der digitale Wandel auch ganz neue Vorzeichen für die Dienstleistungen und Produktpalette des Autozulieferers bringen, sagte Degenhart vor den Aktionären.

„Null Unfälle“

„Null Unfälle sind keine Utopie mehr“, meinte Degenhart und verwies darauf, dass 60 Prozent aller tödlichen Unfälle auf Landstraßen passierten. Er versprach: „Wir hüllen das Auto der Zukunft in einen Schutzmantel aus Informationen. Es wird dadurch noch sicherer, klimafreundlicher und komfortabler. Er wird lernen, um die Ecke zu blicken.“ Der Schlüssel dazu sei die durchgehende Vernetzung der Mobilität vom Auto selber über die Auto-zu-Auto-Kommunikation bis hin zur Datenübermittlung mit Rechenzentren und der Infrastruktur.

„Nebel, Eis, Schnee, Regen, Herbstlaub auf der Fahrbahn: Das Auto wird solche Gefahren in Echtzeit erkennen. Es wird Sie frühzeitig davor warnen. Ebenso vor riskanten Überholmanövern“, sagte Degenhart.

Zusammenarbeit mit IT-Konzernen

Zum Ende seiner Rede schloss der Conti-Chef mit der Feststellung: „Unsere Industriewelt befindet sich in der entscheidenden Phase eines Umbruchs. Der technologische Wettlauf um die Gestaltung der künftigen Mobilität ist so intensiv wie kaum zuvor.“ Degenhart unterstrich aufs Neue, dass Conti angesichts dieses Wandels offen für Partnerschaften sei. Der Konzern arbeitet dabei schon mit dem Netzausrüster Cisco, dem IT-Riesen IBM und dem Kartenspezialisten Nokia zusammen. Auch auf eine Zusammenarbeit mit Apple macht sich der Konzern Hoffnungen.

Datenbrille

Degenhart hat bei der Hauptversammlung des Konzerns mit einer Datenbrille für Aufsehen gesorgt. Er las seine Rede aus dem Infofeld einer modernen Brille ab, die ihm den Text auf einem Mini-Bildschirm am rechten Brillenglas einspielte. Conti plane mit der Brille ein Produkt. „Mit ihr hat ein Motorradfahrer wichtige Informationen direkt vor Augen. Das können Warnmeldungen oder Richtungshinweise sein“, meinte Degenhart. Nach dem ersten Teil der Rede gab er die Kombination aus Brille und Bildschirm wieder ab - ins Entwicklungslabor, wie er sagte.

Pünktlich zur Hauptversammlung trumpfte Conti auch mit guten Zahlen auf: Der Umsatz des Konzerns stieg im Startquartal 2015 auf rund 9,6 Mrd. Euro und legte damit im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Vorjahres um 14 Prozent zu. Das für Contis Prognose entscheidende sogenannte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern wuchs um etwa 50 Mio. Euro auf rund eine Milliarde Euro.

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