Im 3D-Drucker-Lab in Barcelona.
Im 3D-Drucker-Lab in Barcelona.
© Barbara Wimmer

Wettbewerb

HP setzt auf 3D-Druck für Industrie

Im Forschungslabor von HP in einem Vorort von Barcelona stehen 20 3-D-Drucker in einem Raum. Die Luft ist stickig, es ist heiß und es riecht nach Kunststoff. Dort werden die neuen Geräte auf Herz und Nieren getestet. Die riesigen Drucker, mit denen Gegenstände in einem Umfang von 40,6 x 30,5 x 40,6 Zentimetern gedruckt werden können, surren laut vor sich hin.

Rund 400 Techniker arbeiten in dem modernen Lab, um die neuartige Technologie, die hier zum Einsatz kommt, weiter zu verbessern. Sie basiert auf dem bekannten Inkjet-Druckverfahren von HP. Damit hat der Konzern viele Jahre lang Erfahrung. Temperatursensoren überprüfen den Zustand des verwendeten Pulvers regelmäßig, damit es möglichst wenig Verscheiß gibt. Bei dem Prozess kann rund 80 Prozent des nicht geschmolzenen, überschüssigen Pulvers wiederverwendet werden.

„Das Geheimnis hinter unserer Technologie hat etwas mit der Kontrolle der Temperatur beim Druckverfahren zu tun“, sagt Jesus Lopez, Leiter des 3-D-Labs von HP. Genau dieses Geheimnis will der Konzern aber natürlich nicht verraten. Aber über HPs Verfahren rund um das pulverförmige Polyamid-Grundmaterial erzählt er doch ein wenig.

Inkjet-Verfahren

HP verwendet für das präzise Auftragen der Agents, die dafür sorgen, dass nur jene Teile miteinander verschmelzen, die das auch sollen, sein Inkjet-Verfahren. Hier macht sich der auf Drucker spezialisierte Konzern nicht nur sein jahrzehntelanges Know-How, sondern auch seine Patente zu nutze. „Selbst wenn uns jemand nachmachen wollte, der Prozess ist schwierig zu kopieren“, erklärt Alex Monino, Marketing Director von HP. Ein weiterer Vorteil des HP Multi Jet Fusion Systems sei, dass die Maschinen 24 Stunden am Tag arbeiten können, sagt Lopez vom 3D-Lab.

Mit dem neuen 3-D-Druck-System Multi Jet Fusion, das der Druckerhersteller seit Mai anbietet, will HP die nächste industrielle Revolution einläuten. Wenn es nach dem Konzern geht, wird sich 3D-Druck nämlich vor allem im Industrie-Bereich durchsetzen. Für HP ist dieser Bereich derzeit ein rund vier Milliarden Dollar schwerer Markt, der in den nächsten Jahren stark wachsen soll. Der Markt im Bereich Prototyping soll etwa um 26 Prozent wachsen, im Produktionsbereich um 37 Prozent.

Individualisierung

Das Motto: Individualisierung trotz Massenfertigung. Partnerschaften mit Siemens und BMW gibt es dazu bereits. In Massenfertigung sollen etwa individuelle Einzelstücke wie Kieferabdrücke oder unterschiedliche Gipse und Prothesen in Kooperation mit Medizinherstellern angefertigt werden. Mit dem Sportartikel-Hersteller Nike ist etwa eine Kooperation geplant, um individuelle Schuheinlagen herzustellen. Auch Astronauten-Zubehör soll mit dem HP-System gedruckt werden können.

Im 3D-Drucker-Lab in Barcelona: ein ausgedrucktes Herz
Außerdem soll es durch eine Erweiterung der Material- und Farbpalette möglich werden, die Eigenschaften der Teile anzupassen. Damit lassen sich auch Gegenstände mit eingebauter Intelligenz und Sensoren drucken – eine Entwicklung, die vor allem für das Internet der Dinge eine große Rolle spielen wird. Auch das Drucken von Gegenständen mit eingebetteten Informationen wie unsichtbaren Markierungen und Codes wird dadurch möglich.

Der US-Konzern hatte vor knapp zwei Jahren für 2016 seine ersten industrietauglichen 3D-Druck-Systeme angekündigt – und hielt sein Versprechen nun auch. Mitte Mai hat der Konzern die zwei Druckermodelle HP Jet Fusion 3D 3200 und HP Jet Fusion 3D 4200 vorgestellt.

Nur im Industrie-Bereich

Bei HP ist man davon überzeugt, dass es eine große Nachfrage nach gedruckten Produkten geben wird, allerdings nicht so sehr bei Endkonsumenten. „Für die Maker-Community machen Consumer-Maschinen Sinn. Bis sie allerdings für die breite Öffentlichkeit interessant werden, dauert es noch viele Jahre“, meint Monino im futurezone-Gespräch. Der Konzern setzt daher bewusst auf Industriebetriebe aus den Branchen Gesundheit, Automotive oder Weltraum.

Alex Morino beim futurezone-Interview im 3D-Drucker-Lab in Barcelona
Österreich ist neben zehn weiteren Märkten in Europa einer der ersten, in denen man mit den neuen 3-D-Druckern an den Start gehen möchte. „Wir suchen nach Unternehmen, die die digitale Transformation vorantreiben wollen. Hier ist Österreich ein Standort, der sehr vorwärtsgerichtet ist und damit ist es ein wichtiger Markt für uns“, sagt Monino.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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