Izdebski: "Haben Fehler gemacht"
Izdebski: "Haben Fehler gemacht"
© APA/HERBERT NEUBAUER

IT-Handel

Insolvente DiTech wird saniert

Der Wiener IT-Spezialist DiTech meldet diese Woche beim Handelsgericht Wien ein Sanierungsverfahren an, kündigt Firmeneigentümer Damian Izdebski in einem offenen Brief an. Einige kleinere Filialen werden geschlossen, die Logistikzentrale verkleinert. In der Folge werden auch 60 bis 80 der rund 300 Mitarbeiter ihren Job verlieren.

Izdebski gesteht offen ein, dass er sich mit seinem ambitionierten Expansionskurs überhoben hat. 6,9 Millionen Euro wurden binnen fünf Jahren investiert, davon 4,4 Millionen Euro in den Filialausbau – auch um eine kritische Größe und damit bessere Einkaufspreise zu erreichen. Nun geht dem IT-Händler, dem im Herbst schon einmal die Banken aus einem Finanzengpass geholfen haben, das Geld aus. Bereits seit September war Izdebski auf Investorensuche. Izdebski: "Geblendet vom schnellen Wachstum und den Erfolgen habe ich es verabsäumt, die Finanzierung von DiTech langfristig sicherzustellen."

Zu wenig auf Lager

Ein Unternehmen wie seines müsse eigentlich einen Lagerbestand von rund 15 Millionen Euro haben, um die Nachfrage bedienen zu können, rechnet er vor. Seit vergangenen Sommer habe er aber mit einem Lagerbestand von lediglich fünf bis sieben Millionen Euro gearbeitet. Lieferanten berichten, dass DiTech in der vergangenen Woche Probleme hatte, Warenlieferungen zu bezahlen. Zum Teil habe der IT-Händler sogar Artikel, die er noch nicht bezahlt hatte, an seine Lieferanten zurückgeschickt. Zudem sollen einige Produzenten bereits vor zehn Tagen ihre Lieferungen eingestellt haben.

"Die finanzielle Situation ist seit 2013 angespannt", sagt auch Günther Fasching vom KSV 1870. "Sie hat sich nicht entspannt, im Gegenteil. Das Rating ist sukzessive schlechter geworden." "Es ist uns bekannt, dass es teilweise Zahlungsverzögerungen gibt", bestätigt auch Fasching.

Die finanziellen Probleme würden ins Jahr 2013 zurückreichen. Izdebskis Plan war es, mit der Eröffnung von Läden die Umsätze in die Höhe zu treiben – die Erreichung von 100 Millionen Euro Jahresumsatz sei notwendig gewesen, argumentiert er. Mit den steigenden Verkaufszahlen sinken für den Händler auch die Einkaufspreise. Damit kann er im Preiskampf besser mit internationalen Konkurrenten mithalten. Izdebski hofft nun, "trotz Sanierung so viele Arbeitsplätze wie möglich sichern zu können". Mit der richtigen Finanzierung könne das Geschäftsmodell profitabel geführt werden.

Damian Izdebski und seine Frau Aleksandra haben DiTech 1999 in Wien gegründet und die Zahl der Standorte zuletzt zügig auf 22 ausgebaut. Damit schnellten auch die Fixkosten in die Höhe. Gleichzeitig hat sich die Branche und damit das Geschäft verändert. Es werden weniger PCs und Laptops gekauft, der Absatz sinkt. Stattdessen greifen Konsumenten verstärkt zu Tablets und Smartphones. Die Krux aus Händlersicht: Damit verdienen sie weniger. Erst kürzlich rechnete Izdebski im KURIER-Gespräch vor, dass er an einem Smartphone, das er um 800 Euro im Geschäft verkauft, nur rund 30 Euro verdient. Ein Elektronikhändler müsse 150 Smartphones oder Tablets verkaufen, um das Monatsgehalt eines Verkaufsmitarbeiters bezahlen zu können, so Izdebski.

Das Weihnachtsgeschäft, 16 Prozent des Jahresumsatzes spielt der Händler im Dezember ein, soll hinter den Erwartungen geblieben sein, was die finanzielle Schieflage verschärft und die Investorensuche erschwert hat.

Dennoch glaubt Izdebski an sein Unternehmen – auch wenn dieses mithilfe von Restrukturierungsspezialisten zusammengeschrumpft wird. "Immerhin verzeichnen wir aktuell einen Auftragsstand von ca. 1,5 Millionen Euro an Bestellungen von über 2000 Kunden, die leider nicht bedient werden können, weil die Ware fehlt. So bleiben täglich weitere 200 bis 300 Kundenaufträge liegen", steht in dem offenen Brief von DiTech. Zwischen 2008 und 2012 hat DiTech den Umsatz auf 120 Millionen Euro verdoppelt. Die Verbindlichkeiten stiegen zwischen 2011 und 2012 von 17,2 auf 22,7 Millionen Euro, davon 7,7 Millionen bei den Banken.

Sehr geehrte Damen und Herren, werte Kunden und Geschäftspartner, liebe Mitarbeiter und Freunde!

Als wir am 12. März 1999, also vor fast genau 15 Jahren, im Alter von 22 Jahren, zusammen mit meiner Frau Aleksandra die Firma DiTech gegründet haben, hatte ich die Vision eines Computerhandelsunternehmens, das auf kompetenter Beratung, exzellentem Service, sowie einem innovativen Vertriebskonzept aufbaut. Ein Unternehmen, das sowohl im stationären Handel als auch als Onlineshop erfolgreich ist und diese beiden Welten miteinander vereint. In sehr vielen Dingen waren wir damit unserer Zeit voraus und was DiTech im Bereich Vertrieb, Logistik und Marketing gelungen ist, war nicht nur einzigartig, sondern viel mehr, als ich mir je erträumt hätte.

Aber ich habe Fehler gemacht: Ich habe mich vom Erfolg des DiTech-Konzeptes und dem damit einhergehenden Wachstum blenden lassen und unterschätzt wie wichtig es ist, dieses enorme Wachstum nachhaltig finanziell abzusichern. Diese auf den ersten Blick überhitzte Expansion war aber keine Manie von mir und auch nicht unbegründet, denn einerseits sind wir entsprechend der Bedürfnisse unserer Kunden gewachsen und andererseits haben wir, je größer wir wurden, bessere Einkaufskonditionen bekommen, die wir an unsere Kunden weitergeben konnten. Dies hat wiederum die Nachfrage verstärkt und die Zufriedenheit der Kunden erhöht. Deshalb war die 100 Mio. Euro Umsatzgrenze erstrebenswert und notwendig. Sie verhieß völlig andere Einkaufsbedingungen und eröffnete uns den Zugang zu neuen Bezugsquellen. Parallel zum Wachstum haben wir innerhalb von nur 5 Jahren ein flächendeckendes, nationales Filialnetz aufgebaut. All unsere Kraft und Anstrengung war auf die Qualität der Beratung, die Logistik und den Verkauf konzentriert. In diesen Bereichen erhielten wir auch eine Auszeichnung nach der anderen, sei es als größter Elektronik-Onlinehändler, oder als bester Elektrohändler des Landes.

Geblendet vom schnellen Wachstum und den Erfolgen habe ich es verabsäumt die Finanzierung von DiTech langfristig sicherzustellen. Ein Unternehmen unserer Größe müsste eigentlich einen Lagerbestand von ca. 15 Mio. Euro haben um die enorme Nachfrage unserer Kunden bedienen zu können. Seit Sommer 2013 arbeitet DiTech allerdings mit einem Lagerbestand von lediglich ca. 5 bis 7 Mio. Euro. Die dadurch verursachten Umsatzrückgänge waren zwar nicht groß, aber verbunden mit immer geringer werdenden Margen und einer auf Wachstum ausgerichteten Kostenstruktur haben sie zu sehr großen Verlusten in den beiden letzten Jahren geführt.

Diese Entwicklung hat uns dazu gezwungen, ein Sanierungsverfahren in die Wege zu leiten, das noch im Laufe dieser Woche beim Handelsgericht Wien angemeldet wird. Begleitet von einem Sanierungsverwalter sowie externen Restrukturierungsspezialisten werden wir einige, vor allem kleinere Filialen schließen und die Logistikzentrale verkleinern. Die Verwaltungsprozesse werden dadurch vereinfacht was wiederum eine Verkleinerung der Firmenzentrale ermöglicht. In diesem Zusammenhang wird leider auch unser Team um 60 bis 80 Mitarbeiter reduziert werden müssen.

In Zeiten, in den ein Elektronikhändler 150 Smartphones oder Tablets verkaufen muss, damit das Monatsgehalt eines einzigen Verkaufsmitarbeiters bezahlt werden kann, werden nur Unternehmen überleben, die extrem effizient und produktiv sind. Um diese Effizienz wieder zu erlangen und alle notwendigen Sanierungs- und Restrukturierungsmaßnahmen durchzuführen bekommt DiTech drei Monate Zeit.

Ich habe als Unternehmer viele Fehler gemacht, bin aber von einer erfolgreichen Zukunft dieser Firma überzeugt. Immerhin verzeichnen wir aktuell einen Auftragsstand von ca. 1,5 Mio. Euro an Bestellungen von über 2.000 Kunden, die leider nicht bedient werden können, weil die Ware fehlt. So bleiben täglich weitere 200 bis 300 Kundenaufträge liegen, die nicht ausgeliefert werden können. Alleine dieser Zuspruch, die Loyalität unserer über 500.000 Kunden und die starke Strahlkraft der Marke DiTech beweisen, dass unser Geschäftsmodell funktioniert und dass es mit der richtigen Finanzierung profitabel geführt werden kann.

Mein Wunsch ist es nun, dass wir trotz Sanierung so viele Arbeitsplätze wie möglich sichern können und dass all das, was für unsere treuen DiTech-Kunden einen Mehrwert bedeutet hat, der Service, die Beratung und die einzigartige Kompetenz unserer Mitarbeiter erhalten bleibt. Denn Österreich braucht ein Computergeschäft wie DiTech.

Damian Izdebski

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Simone Hoepke

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