© Gerhard Deutsch

Arbeitswelt

Kapsch baut sich das Büro der Zukunft

Man sieht hier weder in Entspannungsliegen umfunktionierte Badewannen, noch mit Polster und Liegekissen ausgefüllten Boote als Kreativ-Orte, noch Seilbahn-Kabinen als Besprechungszimmer noch eine Edelstahlrutsche, mit der man in die Kantine kommt. „Bei uns gibt es keine Schaukeln oder Rutschen, wie man sie bei Google oder Microsoft findet", sagt Kapsch-CMO Alf Netek. „Das sind nicht wir, das passt nicht zu uns. Unser open space ist authentisch." Kapsch ist nach Microsoft und Samsung das dritte Unternehmen in Österreich, das die „Neue Welt des Arbeitens" propagiert und in einem Stockwerk eine neue Arbeitswelt geschaffen hat. Drei Abteilungen der Kapsch TrafficCom (Innovationsmanagement, Produktmanagement und Projektmanagement) mit insgesamt 59 Mitarbeitern teilen sich 950 Quadratmeter, in der die Arbeitswelt der Zukunft von M.o.c.o.o.n Consulting und dem Architekturbüro BWM so gestaltet wurde, wie es sich Netek und einige ausgewählte Mitarbeiter vorstellen. In der Planungs- und Bauphase, die neun Monate gedauert hat, wurden auch „Space Agents" ernannt, die die Arbeiten verfolgten und Input geben konnten.  Ein Quadratmeter der neue Bürowelt kostete im Schnitt 750 bis 1000 Euro.

Offen und hell
Der open space unterscheidet sich gravierend von üblichen Büros - offen, hell, weiß und mit dem typischen Kapsch-Gelb bis ins kleinste Detail gestaltet – die Hauptmaterialien sind Eiche, Filz und schwarzer, schalldämmender Teppich, der den Lärmpegel auf Maximal 48 Dezibel senkt – das ist ein Lärmpegel, der zwischen einer ruhigen Bücherei und einer normalen Wohnung liegt. Im komplett drahtlosen Büro gibt es keine Arbeitszellen mehr. Zwar ist es noch möglich, ein Netzwerkkabel einzustecken, allerdings ist das nicht vorgesehen. Jeder Mitarbeiter hat in einem langen Kasten ein eigenes Fach, das sich mit einer Keycard öffnen lässt. Der Kasten ist zudem mit 120cm so hoch, dass er als Stehpult genutzt werden kann und – wie es der Planer beschreibt – „zur spontanen, informellen Kommunikation im Stehen einlädt“.

Think Tanks für Kreativität
Es gibt zwar nach wie vor Schreibtische und Rollkästen - für jeden Mitarbeiter je einen - allerdings wird das Konzept des Arbeitens auf den Kopf gestellt. „Teams werden nicht nach Funktionen, sondern nach Projekten zusammengestellt“, erklärt Netek.  Und die arbeiten gemeinsam in eigenen Räumen, die vom restlichen Büro durch Glas getrennt sind. Zudem wurden schalldichte ThinkTanks eingerichtet: Das sind Glaskuben, die Bezeichnungen wie „Hedy Lamarr“ (ehemalige Schauspielerin, die das Frequency Hopping erfunden hat) oder „Isaac Newton“ (Philosoph, Physiker und Astronom) tragen und die für kleinere Besprechungen und Teamarbeiten gedacht sind. In den geschlossenen ThinkTanks gibt es – mit Blick in den Hof – auch „Lümmelboards“.

Kritzeln erwünscht
Verstreut wie Farbklekse finden sich die „Think Tanks reloaded“, kleinere Kommunikationsinseln, die mit Spezialmöbeln wie etwa Bene Wing ausgestattet sind. Pflanzen finden sich in Töpfen an einer eigenen Wand, die mit Tafellack bestrichen ist und die mit beliebigen Nachrichten bekritzelt werden soll.

Dort, wo der Leiter des Innovationsmanagements sitzt, wird es ein bisschen bunter – so dienen weiß gestrichene Paletten als Unterkonstruktion für eine Couch, weiß gestrichene Gemüsekisten dienen als Regale und der Abteilungsleiter hat keinen eigenen Schreibtisch, sondern nutzt den blechernen Besprechungstisch.

Der open space wird seit Montag als solcher genutzt. Das Projekt wird aber laufend weiter entwickelt. Für die Mitarbeiter wurde ein „open space-Guide“ aufgelegt, sie sollen Feedback liefern, das der gesamten Kapsch-Gruppe zugute kommen soll.

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