Stellenabbau

Nokia-Kauf belastet: Microsoft streicht 7.800 Jobs

In einer Aussendung kündigt Microsoft eine Restrukturierung seiner Smartphone-Hardwaresparte an. Diese wurde von Nokia übernommen. Nun soll in dem Bereich aber gespart werden. 7.800 Stellen werden abgebaut. Microsoft hat aktuell gut 118.000 Beschäftigte, die Hälfte davon in den USA. In Österreich hat Microsoft rund 400 Mitarbeiter und mit Wien und Graz zwei Standorte. Ob Österreich vom neuerlichen Stellenabbau betroffen ist, könne zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesagt werden, so Pressesprecher Thomas Lutz.

Finnland stark betroffen

Erst vor einem Jahr hatte der für seine Windows-Programme bekannte US-Konzern angekündigt, 18.000 Arbeitsplätze zu streichen. Das war der größte Stellenabbau seit Gründung des Unternehmens im Jahr 1975. Vom ersten Stellenabbau war die österreichische Niederlassung nicht betroffen. Massiv betroffen dürfte hingegen erneut das Nokia-Heimatland Finnland sein. Der finnische Finanzminister Alexander Stubb warnte in einer ersten Reaktion, dass die Restrukturierung Auswirkungen auf den Staatshaushalt haben könnte.

Die Regierung in Helsinki hat nach Bekanntwerden der Streichung von 2.300 Stellen in Finnland die Unternehmensführung von Microsoft kritisiert und ein Zusatzbudget zur Unterstützung der Betroffenen angekündigt. Die Regierung von Ministerpräsident Juha Sipilä wolle bis Herbst dem Parlament einen diesbezüglichen Notfallplan vorlegen, hieß es in einer Aussendung am Mittwochnachmittag.

Regierung von Microsoft "enttäuscht"

Die Regierung sei über die Entscheidung von Microsoft „enttäuscht“. Wie genau das Hilfsprogramm im Einzelnen aussehen wird, ging aus der Erklärung nicht hervor. Als mögliche Maßnahme wurden Finanzspritzen für Unternehmensneugründungen (Start-ups) sowie Hilfen für die Wiedereinstellung der abgebauten Arbeitskräfte für bestehende Unternehmen genannt.

Besonders von der Microsoft-Kündigungswelle betroffen ist der ehemalige Produktionsstandort Salo. Zu Zeiten der Handy-Marktführerschaft stellte Nokia dort unter anderem mit Gold überzogene Luxushandys her.

Microsoft teilte am Mittwoch in den USA zudem mit, 7,6 Mrd. Dollar (7 Mrd. Euro) auf das übernommene Nokia-Geschäft abzuschreiben. Das übersteigt sogar noch deutlich den damaligen Kaufpreis von 3,8 Mrd. Euro. Hinzu kommen Restrukturierungskosten von 750 bis 850 Mio. Dollar. An der Börse kamen die Sparmaßnahmen dennoch gut an: Microsoft-Papiere verteuerten sich um knapp ein Prozent.

Falsche Hoffnungen

Microsoft hatte die Übernahme des Handy-Geschäfts von Nokia im Frühjahr 2014 abgeschlossen. Die Idee dahinter war, dass man mit Software und Hardware aus einer Hand erfolgreicher sein könnte - wie es etwa Apple mit seinem iPhone vorgeführt hatte. Der erhoffte Absatzschub blieb jedoch aus. Geräte mit Googles Smartphone-System Android beherrschen die Verkäufe mit einem Marktanteil von bis zu 80 Prozent. Apple kommt auf rund 15 Prozent und ist hoch profitabel. Microsofts Lumia-Smartphones kommen nur auf wenige Prozent Marktanteil, obwohl die Verkäufe zuletzt zugelegt hatten.

Microsoft-Chef Satya Nadella betonte, es werde auch weiterhin Smartphones von Microsoft geben. Er stellte jedoch eine deutlich kleinere Modellpalette in Aussicht: „Auf kurze Sicht werden wir ein effizienteres und fokussiertes Portfolio an Mobiltelefonen anbieten und die Kapazitäten behalten, um uns langfristig im Mobilitätsbereich neu zu erfinden.“

Kein Mobiltelefon-Geschäft mehr

Zugleich erklärte Nadella, dass Microsoft kein eigenständiges Mobiltelefon-Geschäft mehr betreiben wolle. Der Konzern räumte ein, dass die Aussichten für die Geräte unter den ursprünglichen Erwartungen liegen. Die Sparte war vor kurzem bereits mit dem Windows-Bereich zusammengelegt worden. Der frühere Nokia-Chef Stephen Elop verließ dabei den Konzern. Er war von Microsoft zu Nokia gegangen, fädelte den Deal mit seinem früheren Arbeitgeber ein und übernahm danach die Führung des zusammengelegten Gerätebereichs.

Die Übernahme der Nokia-Handys war noch unter dem langjährigen Microsoft-Chef Steve Ballmer ausgehandelt worden. Sein Nachfolger Nadella setzte jedoch seit seinem Amtsantritt Anfang 2015 stärker auf das Geschäft mit Online-Diensten aus der Internet-Cloud und richtete Microsoft immer stärker darauf aus. Hier konkurriert Microsoft unter anderem mit SAP, IBM und Amazon. Wegen der Investitionen ging der Gewinn zuletzt deutlich zurück.

Für Nokias Gerätegeschäft ist es praktisch der Schlusspunkt nach einem spektakulären Abstieg vom Handy-Weltmarktführer in die Bedeutungslosigkeit. Der finnische Traditionskonzern hatte in der Ära moderner Smartphones mit dem Start des iPhone den Anschluss an die Konkurrenz verloren. Entscheidend könnte eine Weichenstellung von Anfang 2011 gewesen sein: Als sich die Entwicklung eines eigenen neuen Betriebssystems in die Länge zog, setzte Elop auf Microsofts Windows Phone statt Googles Android.

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