Abbau

Nokia Österreich steht vor der Auflösung

Am 14. Juni dieses Jahres gab man in der Nokia-Zentrale in Helsinki bekannt, bis Ende 2013 weltweit 10.000 Stellen zu streichen. Österreich-Manager Martin-Hannes Giesswein wusste zum damaligen Zeitpunkt noch nicht, ob und wie weit Österreich von den Restrukturierungsmaßnahmen betroffen sein wird.
Jetzt ist aber fix, dass auch Österreich den Stellenabbau zu spüren bekommt. In der vergangenen Woche wurde eine „Anzeige über die beabsichtigte Auflösung von Dienstverhältnissen gemäß § 45 a AMSG" beim AMS eingebracht. Nokia Österreich steht praktisch vor der Auflösung, die Mitarbeiteranzahl von etwa 50 wird um mindestens 30 reduziert.

Gleichzeitig mit dem Stellenabbau wird auch der Standort Wien entwertet, weil Nokia ab Oktober die Länder in neue Regionen einteilt. Österreich wird künftig Teil der neuen Region „Northwest", die von Finnland aus betreut wird. Das bisherige CEE-Headquarter Wien wird nach Budapest verlagert.

Pendeln nach Budapest

"Ich kann zu diesen Entwicklungen leider gar nichts sagen", sagt Giesswein im futurezone-Gespräch. Auf die Frage ob er nicht könne oder nicht dürfe, meinte er: "Ich darf nicht."

Möglich ist, dass einige der 30 Mitarbeiter von Nokia Österreich dennoch ihren Job behalten, sie müssten allerdings nach Budapest pendeln. Derzeit ist ungewiss, wie viele von dieser Möglichkeit Gebrauch machen werden. Ein Problem bei Nokia Österreich ist, dass es keinen Betriebsrat gibt. Die von Nokia in Österreich angebotenen Abfindungen liegen weit unter jenen in anderen Ländern.

Änderung von Vertriebsregionen

Wie unsicher und unschlüssig Nokia auf die hausgemachte Krise reagiert, machen die laufenden Änderungen von Vertriebsregionen deutlich. Nokia hatte den Standort Wien 2007 aufgewertet, als "Nokia Alps" (Österreich und Schweiz) um die Länder Slowenien, Kroatien und Bosnien-Herzegowina zu "Nokia Alps Adriatic" erweitert wurde.

Anfang 2009 wurde Wien noch bedeutender, als hier das Headquarter von "Nokia Alps South East Europe" (ASE) war - damals übernahm Greig Williams die Leitung. Bei ASE handelte es sich um die Sales Unit des Mobiltelefonherstellers, von dessen Hauptquartier in Wien neben Österreich, der Schweiz, Slowenien, Kroatien und Bosnien-Herzegovina zusätzlich Griechenland, Zypern, Israel, Bulgarien, Serbien, Montenegro, Mazedonien, Kosovo und Albanien betreut wurden.

Anfang 2012 wurde ASE schließlich zu "Nokia Central and East Europe" (CEE) mit den Ländern Österreich, Albanien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Kosovo, Kroatien, Mazedonien, Montenegro, Polen, Rumänien, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn. Damit ist nun Schluss, Wien ist für Nokia nicht mehr das Tor zum Osten.  Der Konzern setzt auf Budapest. Auch der Handy-Markt Österreich an sich wird durch die Integration in die neue Region "Northwest" und das Fern-Management aus Finnland abgewertet.

Talfahrt
Die Entlassungen sind das Resultat der umstrittenen Produktpolitik. Nokia hat die Entwicklung der Smartphones verschlafen und die Weltmarktführerschaft an Samsung  verloren. Im ersten Quartal 2012 wurde fast eine Milliarde Euro Verlust eingefahren und der Umsatz ist um 30 Prozent zurückgegangen. Alle Hoffnungen ruhen nun auf den Handys mit Windows Phone 8, die für September erwartet werden.

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