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Geschäftsmodell

Online-Urlaubsgurus machen Reisebüros Konkurrenz

Voriges Jahr ging es im Februar für elf Tage nach New York. Big Apple, Freiheitsstatue, Central Park, für unter 300 Euro mit Flügen und Übernachtung. Im März drei Tage Budapest, das Hotel drei Sterne, der Preis mit Flug gerade sechs Euro. Dann die Partynacht auf Mallorca, wild und alles inklusive, neun Euro. Wer kurzentschlossen bucht und fliegt, kann manchmal richtige Schnäppchen machen. Die Jagd danach führt jedoch immer weniger Deutsche ins klassische Reisebüro. Ein Blick aufs Smartphone, ein paar Klicks und auf zum Strand.

Die Reiseschnäppchen-Blogs, die sowas möglich machen, haben so originelle Namen wie Urlaubsguru, Urlaubspiraten, Reisehugo oder Reisetiger. Ihre Geschäftsidee ist simpel: Die Betreiber durchforsten das Internet nach günstigen Hotels, Flügen oder Pauschalreisen. Sie stöbern nach Gutscheinen oder „Errorfares“, Fehlern in den Buchungssystemen der Anbieter.

Provision als Anreiz

Das Ergebnis veröffentlichen sie auf Blogs, bei Facebook oder in einer App. Klickt ein Leser auf den Link und bucht, kassieren die Schnäppchenjäger Provision. An einem Interkontinentalflug im Wert von 2000 Euro verdiene der Urlaubsguru 4,50 Euro, sagt Mitbegründer Daniel Marx. Bei Billigfliegern gebe es nichts. Trotzdem werden sie im Blog empfohlen. Es solle ja wirklich das günstigste Angebot sein und zufriedene Kunden kämen ja wieder, begründet Marx.

Mit diesem Prinzip ist der Urlaubsguru in etwas über einem Jahr vom Hobby-Reiseblog zu einem Unternehmen mit 50 Mitarbeitern gewachsen. Auf Facebook verfolgen fast 1,2 Millionen Nutzer seine Seite. Bei den Urlaubspiraten sind es immerhin rund 560 000. Zuerst hätten sie mit ihrem Service gar kein Geld verdienen wollen, sagt Urlaubspiraten- Geschäftsführer Igor Simonow. Ziel des Berliner Unternehmens sei, „die Rosinen aus dem Meer von Reiseangeboten“ herauszupicken.

Reisebüros schwächeln

Bisher hatten vor allem die Reisebüros den Überblick über den Markt der Ferien- und Kurzreisen. Der Großteil der Urlaube wird nach Daten des Verbands Internet Reisevertrieb auch nach wie vor im Reisebüro gebucht. Doch der Anteil sei von 2005 bis 2013 von 43 auf 32 Prozent zurückgegangen, fand der Interessenverband heraus. Viele Urlauber buchen stattdessen direkt beim Hotel oder der Fluglinie - gern auch online. Über Vergleichsportale werden der Analyse zufolge erst 14 Prozent der Buchungen abgewickelt - Tendenz aber stark steigend. Dazu kommt: Auf 3,5 Millionen Besucher der Internetseite kamen Urlaubsguru zufolge im Januar 17,4 Millionen Nutzer der Smartphone-App. Hier liege die Zukunft, sagen die Blogger.

Wer die Schnäppchen der Gurus oder Piraten erhaschen will, muss jedoch schnell sein. „Mitunter ist ein Angebot, das auf der Facebook-Seite veröffentlicht wurde, nach 20 Minuten ausgebucht“, erzählt Marx. Je öfter geklickt wird, desto schneller erhöht der Anbieter den Preis. Ein paar versteckte Fallen gibt es zudem: Die viertägige Luxusreise nach Barcelona mit Flug und 5-Sterne-Hotel kostet 150 Euro, aber Frühstück oder andere Verpflegung ist nicht dabei, das Hotel außerdem am Stadtrand. Und die vermeintlich billige Reise in die Karibik liegt schon mal in der Hurrikan-Saison. Darauf würde ein gutes Reisebüro seine Kunden vorab hinweisen.

Beratung im Netz

In der Branche verfolgt man das Treiben der Schnäppchenjäger deshalb eher skeptisch. Die Vergleichsportale im Internet zeigten oft nicht alle auf dem Markt verfügbaren Angebote, sagt die Sprecherin des Deutschen Reiseverbands, Sibylle Zeuch. Im Reisebüro dagegen suchten die Berater mit ihrer oft langjährigen Erfahrung das optimale individuelle Angebot heraus. Wenn ein Mitarbeiter hier zu einem bestimmten Hotel rät, kann das den Urlaubern Sicherheit geben. Die Reiseblogs verlinken stattdessen auf Bewertungsportale im Netz.

Den Bedarf nach individuellen Angeboten hat man jedoch auch hier erkannt. Der Urlaubsguru hat deshalb ein Forum eingerichtet. „Hier können die Kunden konkrete Anfragen für Ziele und Reisezeiträume stellen und wir suchen etwas günstiges raus“, erläutert Urlaubsguru-Mitbegründer Marx. Wie im Reisebüro gehen die seine Mitarbeiter dann konkret auf Wünsche ein: Kinderbetreuung, Familienzimmer, nicht zu viele Party-Urlauber. „Im Prinzip ein Reisebüro 2.0“, sagt Marx.

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