© Gerhard Deutsch, Kurier

Online-Bestellung

Post will Botendienst Veloce schlucken

Wie die futurezone von mit der Situation vertrauten Personen in Erfahrung bringen konnte, will die Post den Botendienst Veloce übernehmen. Die kolportierte Summe für die Übernahme soll im einstelligen Millionenbereich angesiedelt sein. Der Grund für die Übernahme: Die Post will schon bald Pakete am selben Tag ausliefern und braucht dafür einen zuverlässigen Dienstleister.

„Aktuell haben wir keine konkreten Pläne“, dementiert jedoch Post-Sprecher Michael Homola laufende Gespräche über eine Übernahme. Auch Veloce-Gründer Paul Brandstätter will von einem bevorstehenden Verkauf seines Unternehmens nichts wissen. „Es ist aber eine Ehre, wenn sich neben vielen Geschäftspartnern auch die Post für uns interessiert“, sagt der Veloce-Chef der futurezone, für den die Post einer der wichtigsten heimischen Mitbewerber am Markt ist.

Der Botendienst Veloce ist in der Lage, viele Sendungen innerhalb eines Tages zuzustellen. 200 Kuriere, vom Fahrrad bis zum Lkw, sind dazu in Österreich unterwegs und Pakete bis zu 1000 Kilogramm werden zugestellt. Vor einem Jahr hat Veloce zudem mit Shopcourier einen eigenen Zustelldienst gestartet, bei dem die Ware innerhalb von 90 Minuten vom Geschäft zum Konsumenten kommt.

Lieferung innerhalb eines Tages

Die Post gerät zunehmend unter Druck: Auch immer mehr Online-Händler bieten ihren Online-Kunden die Zustellung von Paketen innerhalb eines Tages an. Haupttreiber hinter dieser Entwicklung ist Amazon. „Amazon besetzt dieses Thema sehr stark und ist schneller und agiler als viele, andere Handelsbetriebe“, erzählt Brandstätter.

In Deutschland ist vor kurzem gar eine Art Wettstreit um die schnellste Lieferung ausgebrochen: Amazon hat sein Angebot für die Lieferung am selben Tag für Prime-Kunden vor wenigen Wochen vorgestellt, die Handelskette Media Markt-Saturn zog wenige Tage später nach. Beide Konzerne beliefern allerdings nur Online-Kunden in einigen, ausgewählten Städten binnen eines Tages.

Media Markt-Saturn prescht vor

Dieser Wettkampf könnte schon bald nach Österreich überschwappen. Denn zusammen mit Veloce will Media Markt-Saturn die Zustellunginnerhalb eines Tages schon bald auch in Wien anbieten. Derzeit ist der Service bei Online-Bestellungen noch nicht möglich, aber eine „zeitnahe Umsetzung“ ist angedacht. Ab 2016 ist sogar die Ausweitung des Angebots auf ganz Österreich geplant. „Über kurz oder lang wird jeder große und mittelgroße Händler ein Angebot in diese Richtung haben“, sagt Brandstätter. „Und wir werden viele davon bedienen.“

Es wird erwartet, dass auch Amazon, ein Großkunde der Post, damit 2016 in Wien und anderen ausgewählten österreichischen Städten startet. Der Veloce-Chef glaubt, dass es nicht beim Kampf um die Zustellung innerhalb eines Tages bleiben wird. „Da gibt es noch viele, interessante Entwicklungen“, sagt Brandstätter.

Neue Modelle

Die Kunden von Online-Shops werden beispielsweise den Zustell-Zeitraum ihren individuellen Tagesplänen anpassen können, wie der Veloce-Chef erzählt. Unter der Woche sollen Media Markt-Saturn Bestellungen bis 17.00 Uhr noch am selben Tag bis spätestens 21.00 Uhr zugestellt werden, samstags bei einem Kauf bis 15.00 Uhr soll die Lieferung bis 19.00 Uhr erfolgen. Fakt ist: Die Kundenanfragen nach solchen Modellen sind stark im Wachsen. Eine Übernahme von Veloce durch die Post wäre daher ein gutes Geschäft für den österreichischen Paket-Anbieter.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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