SAP will künftig auf milliardenschwere Übernahmen verzichten
SAP will künftig auf milliardenschwere Übernahmen verzichten
© APA/EPA/UWE ANSPACH

Übernahme

SAP will Softwarefirma Concur um 8,3 Mrd. Dollar kaufen

Der deutsche Dax-Konzern will Concur, einen US-Anbieter von Firmensoftware für Reisemanagement und Reisekostenabwicklung, für rund 8,3 Mrd. US-Dollar (6,45 Mrd. Euro) übernehmen. Es wäre die teuerste Übernahme in der Geschichte des Softwarekonzerns.

„Es geht nicht darum, was wir dafür zahlen, sondern was wir damit machen“, sagte SAP-Chef Bill McDermott der Nachrichtenagentur dpa am Freitag. Mithilfe der Übernahme will SAP nicht nur sein Angebot im sogenannten Cloud-Geschäft mit Software, die im Abo-Modell von fremden Servern angeboten wird, ausbauen. Der Softwarekonzern erweitert auch sein Handelsnetzwerk, auf dem seine mehr als 250.000 Firmenkunden miteinander in Kontakt treten können.

Anleger skeptisch

Am Aktienmarkt kam die Nachricht nicht gut an. Am Vormittag verlor die SAP-Aktie rund 2,8 Prozent: Der Deal sei sehr teuer, urteilten die Analysten der Societe Generale. Bernstein-Analyst Mark Moerdler beschrieb den Zukauf als „wirklich große Wette“. Die Analysten der Citigroup urteilten aber, dass die Übernahme strategisch Sinn mache.

Mit 129 Dollar je Concur-Aktie zahlt SAP einen Aufschlag von 20 Prozent. Die Übernahme werde mithilfe von Kreditlinien über 7 Mrd. Euro finanziert, die nicht nur den Kaufpreis und Kosten aus der Übernahme, sondern auch die Rückzahlung von bestehenden Schulden von SAP abdecken, sagte ein SAP-Sprecher.

Mehr Schulden

Damit würde der Schuldenberg des Konzerns im Zuge der Übernahme auf mehr als das Doppelte anwachsen. Die Ratingagentur Moody's gab den Walldorfern am Freitagmorgen trotzdem die Bonitätsnote A2/P-1 und attestierte dem Konzern damit eine Kreditwürdigkeit im relativ sicheren Bereich.

Die Übernahme reiht sich in eine Reihe von Milliarden-Übernahmen im Cloud-Geschäft in den vergangenen Jahren ein. 2012 kaufte SAP den Anbieter von Personalsoftware Successfactors für 3,4 Mrd. Dollar und die Handelsplattform Ariba für 4,3 Mrd. Dollar. Derzeit ist SAP weltweite Nummer zwei im Geschäft mit Abo-Software hinter dem US-Anbieter Salesforce.com.

Mietsoftware

Allerdings macht SAP bisher noch den kleineren Teil seiner Umsätze mit Mietsoftware. In diesem Jahr plant der Softwarekonzern noch mit gut einer Milliarde Euro Cloud-Umsatz bei zuletzt rund 17 Mrd. Euro Jahresumsatz insgesamt. Bis 2017 sollen es nach der bisherigen Planung drei bis dreieinhalb Milliarden Euro sein. Die Ziele würden angepasst, wenn die Übernahme unter Dach und Fach sei, sagte SAP-Finanzchef Luka Mucic. Concur erwirtschaftete auf das Jahr hochgerechnet zuletzt Cloud-Erlöse von 540 Mio. Euro.

Concur hat eine Plattform entwickelt, um rund um Geschäftsreisen tätige Firmen wie Hotels und Mietwagenzentralen zu vernetzen. Zu den Partnern gehören auch Startups wie die Mitwohnzentrale Airbnb und der Mitfahrdienst Uber.

Personalumbau

Intern ist SAP immer noch dabei, die Großübernahmen der vergangenen Jahre zu verdauen. In diesem Jahr kündigte der Softwarekonzern einen Personalumbau an, der weltweit gut drei Prozent seiner 67.000 Mitarbeiter betreffen wird. Concur solle als eigenständige Einheit weitergeführt werden, das Management bleibe an Bord, sagte McDermott.

Die Concur-Aktionäre und die Kartellbehörden müssen dem Kauf noch zustimmen. Die Übernahme soll aber nach Angaben von SAP spätestens Ende März 2015 abgeschlossen werden.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare