Leiterplattenwerk AT&S Shanghai
Leiterplattenwerk AT&S Shanghai
© Gerald Reischl

Österreich

Technologie für die Geräte der Zukunft

Acht der zehn führenden Smartphone-Hersteller haben Technologie von AT&S an Bord. Auch Apple setzt auf die in Österreich entwickelten und in Asien produzierten Leiterplatten. Das darf AT&S-Generaldirektor Andreas Gerstenmayer zwar nicht bestätigen, dass iPhones und iPads Technik aus Österreich an Bord haben, ist aber auf den Apple-Lieferlisten, die im Web leicht zu finden sind, dokumentiert. „Eines der Erfolgsgeheimnisse von AT&S ist, dass wir Trends früh erkennen und für Kunden die entsprechende Technologie entwickeln können, mit der sie dann ihre Produkte weiterentwickeln können“, sagt Andreas Gerstenmayer im futurezone-Interview. „Man kann rasch vom Markt verschwinden, wenn man auf das falsche Pferd oder auf eine Technologie setzt, die nicht einmalig ist und mit der man gegen Billiganbieter in einen Preiskampf kommt.“

AT&S-Vorstandsvorsitzender Andreas Gerstenmayer

Auf das High-End-Segment gesetzt

Dass AT&S bei den Smartphone-Herstellern ein gefragter Partner ist, hat damit zu tun, dass der Leiterplattenproduzent lange vor allen anderen auf die so genannte HDI-Technologie gesetzt hat – hochwertige, dünne Leiterplatten, die für komplexe Anwendungen, wie sie bei Smartphones benötigt werden, geeignet waren. Im High End Segment gibt es weltweit ca. 8-10 ernstzunehmende Mitbewerber auf diesem Sektor.

Gefragt bei Apple & Co.

Jüngst standen Gerstenmayer und sein Team erneut vor der Herausforderung, sich für die richtige Technologie zu entscheiden, mit der sie in einigen Jahren den Markt erfolgreich bearbeiten können. Im neuen Werk im chinesischen Chongqing, in das 480 Millionen Euro investiert werden, werden IC Substrate und eine neue Generation von HDI Leiterplatten, sogenannte substratähnliche Leiterplatten produziert. Die Entscheidung für das IC Substrat-Werk hat AT&S gemeinsam mit einem der führenden Technologiekonzerne der Welt, Intel, gefällt. Anfang 2016 sollen die ersten IC Substrate in Serie produziert werden.

Diese IC-Substrate sind die Königsdisziplin in der Leiterplattenherstellung, weil sie sich durch noch feinere Strukturen auszeichnen. „Die Leistungsfähigkeit elektronischer Systeme in Komponenten nimmt ständig zu“, sagt Gerstenmayer. „Diese Technologie ermöglicht es den Geräteherstellern die benötigten Funktionalitäten auf noch kleinerem Raum unterzubringen.“ Eingesetzt werden die Substratähnlichen Leiterplatten in Geräten, deren erste Vertreter gerade weltweit die Technik-Fans begeistern. Von Produkten wie Smartwatches und Wearables bis hin zu neuen Technologien, an denen in den Forschungslaboren der Konzerne gearbeitet wird.

Globaler Player aus Europa

„Einer unser USPs ist, dass wir der einzige Europäer am Markt sind und wir damit die europäische Geschäftsgebahrung (Qualität, Technologie und Zuverlässigkeit) mit unserer starken Position im asiatischen Raum kombiniert den Kunden anbieten können, ist der AT&S-Chef überzeugt. „Wie ein Geschäft betrieben wird, hat auch einen kulturellen Hintergrund.“ Im Nachsatz: „Aber Europa hin oder her, am Ende muss man eine gute Leistung bringen und die Qualität muss stimmen.“

Leiterplattenwerk AT&S Shanghai

AT&S ist zu einem globalen Player geworden. Durch die guten Verbindungen ins Silicon Valley ist man nahe dran an den Innovationen, in Europa arbeitet man eng mit der Automobilindustrie zusammen. Mit den Standorten in Shanghai und Chongqing befindet man sich dort, wo die mobilen Revolutionen stattfinden und im südkoreanischen Ansan befasst man sich mit Medizintechnik. Die Bedeutung von AT&S für Österreich sieht Gerstenmayer relativ nüchtern: „AT&S bedeutet für Österreich – bodenständig betrachtet – 1250 Arbeitsplätze. Wir kooperieren mit Forschungseinrichtungen und leisten unseren Beitrag zu Forschung, Bildung und Ausbildung. Aber AT&S spielt keine übermäßige Rolle für Österreich und Österreich als Markt keine wesentliche für AT&S. Man darf sich nicht überschätzen.“

Die Zukunft

Wie schnell es in der Technologiebranche bergab gehen kann, hat AT&S indirekt am eigenen Leib miterlebt. Der Konzern aus der Steiermark war der Hauptlieferant von Nokia, nach deren Niedergang Partner Nummer eins von BlackBerry. „Wir sind froh, wenn wir die technologischen Entwicklungen in den nächsten drei bis fünf Jahre einigermaßen einschätzen können“, meint Gerstenmayer. „Es ist eine Kombination aus 'die Richtung erkennen' und 'nahe genug an den neuen Entwicklungen dran sein'.“ Man dürfe keine Strategie fahren, bei der man sich stur auf ein Zukunftszenario fixiert. „Im technologischen Bereich kann sich die Richtung nämlich rasch ändern und wenn man da nicht nachjustieren kann, sind die anderen schon da und überholen einen.“ Aber wo AT&S im Jahr 2020 steht, weiß Gerstenmayer schon jetzt ganz genau: „Wir haben mit Sicherheit den Einstieg ins Substrat-Geschäft geschafft und die Umsatzmilliarde überschritten. Und uns wird bis dahin sicherlich noch einiges einfallen.“

Andreas Gerstenmayer ist seit Februar 2010 Vorstandsvorsitzender der 1987 gegründeten AT&S. Der Leiterplattenhersteller aus dem steirischen Leoben-Hinterberg hat weltweit 8000 Mitarbeiter, ist in Österreich noch in Fehring vertreten und verfügt über Werke in Indien (Nanjangud), China (Shanghai, Chongqing in Bau) und Korea (Ansan nahe Seoul). Die Kerngeschäfte von AT&S sind Mobile Geräte, Automotive & Aviation, Industrial Electronics und Medical & Healthcare. Der Jahresumsatz betrug 2014 667 Millionen Euro.

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