© Jakob Steinschaden

Austrian Startup Report

Visionenpapier soll Umfeld für Start-ups verbessern

Die österreichische Start-up-Landschaft ist weiterhin stark männlich dominiert, 88 Prozent der Gründer sind Männer, nur zwölf Prozent Frauen. Das Durchschnittsalter liegt bei 32,3 Jahren, wobei es zunehmend junge Gründer gibt, immer mehr Uni-Absolventen starten direkt in eine Start-up-Karriere. Das geht aus dem aktuellen Austrian Startup Report für das Jahr 2013 hervor. Die Studie wurde zum wiederholten Mal auf Initiative des Business-Angel-Fonds SpeedInvest durchgeführt und zeigt vor allem eines: viele bekannte Probleme und Trends.

“Wir haben einen enormen Professionalisierungsbedarf in Österreich”, sagt Oliver Holle, Geschäftsführer von Speed Invest, bei der Präsentation des Austrian Startup Report 2013 am Dienstag in Wien. 70 Prozent der heimischen Start-ups befinden sich in der Ideen- und Frühphase, 30 Prozent in der Wachstumsphase. Nur 27 Prozent der Befragten sind Seriengründer. Als Motiv überwiegt (69 Prozent) die persönliche Verwirklichung bzw. auch der Spaß. Nur wenigen geht es in erster Linie darum, Geld zu machen.

Zu wenig Risikokapital

Trotz des Wohlstandes in Österreich liegen private Investments in Start-ups weiterhin deutlich unter dem internationalen Schnitt. 83 Prozent der Befragten würden sich deshalb eine steuerliche Absetzbarkeit von Business Angel Investments wünschen. 90 Prozent sprechen sich für gelockerte Bestimmungen bei Crowdfunding aus.

“In Österreich ist es ganz schwierig, größeres Kaptial über 500.000 Euro zu bekommen”, so Holle. Wenn es um Millionenbeträge gehe, seien in Österreich eigentlich keine Geldgeber zu finden. Es sei auch schwer für die Start-ups mit Business Angels in Kontakt zu kommen, drei Viertel der Befragten bestätigten das.

Förderungen

Die Förderlandschaft in Österreich bietet den Firmengründern eigentlich sehr große Vorteile, es bieten sich viele Möglichkeiten, die in anderen Ländern gar nicht existieren. Allerdings ist das Förderwesen recht unübersichtlich und müsste in einzelnen Punkten angepasst werden. Drei Viertel der Start-ups sehen die Förderlandschaft nicht mit ihren Bedürfnissen in Einklang. Kritik wird etwa an den Antragsprozessen und der Abwicklung geübt.

Auch die gesellschaftliche Wahrnehmung von Start-ups bereitet den Gründern weiter Kopfzerbrechen. Der Wert werde nach wie vor nicht gesehen. Ähnlich sieht es in Richtung Politik aus: 75 Prozent der Befragten wünschen sich mehr Gehör bei der Regierung. Generell zeigt auch dieser Start-up-Report wieder, was man laufend in der heimischen Szene hört - dass es keine Kultur des Scheiterns im Land gebe. 90 Prozent der Gründer sehen diesen Punkt als größte Hemmnis für das Unternehmertum an.

Visionenpapier

Um die bekannten Probleme besser in den Griff zu bekommen und die heimischen Start-ups besser untereinander zu vernetzen, wurde in diesem Jahr der Verein AustrianStartups (futurezone-Interview hier) gegründet. Nun hat der Verein ein Visionenpapier erarbeitet, das allen politischen Parteien vorgelegt wurde und den Grundstein für einen laufenden Austausch bilden soll. “Wir sehen das nicht als Forderungskatalog, es geht uns um einen gemeinsamen Prozess”, sagt Christoph Jeschke, Geschäfstführer von AustrianStartups.

In dem Arbeitspapier sind die wichtigsten Maßnahmen enthalten, die gemeinsam mit Gründern, Politikern, Investoren, Förderstellen und anderen Personen aus der Gründerszene erarbeitet wurden und den Weg in die Zukunft weisen sollen. Der Maßnahmenkatalog baut auf fünf Säulen auf - Bildung, Gründungsumfeld, Risikokapital, Förderlandschaft und politische Verankerung. Das Interesse sei grundsätzlich bei allen politischen Parteien erfreulich. Ob und wer sich tatsächlich der Themen annehmen wird, kann erst die Zukunft zeigen. Wünschen würde sich der Verein etwa, dass es künftig einen eigenen Gründer- und Start-up-Beauftragten in der Regierung gibt. “Für die Politik in Österreich sind Start-ups zwar ein Nice-to-Have, aber immer noch kein Must-Have”, sagt Holle. Man habe noch nicht die Wichtigkeit begriffen.

Standort internationalisieren

Pioniergeist müsse in Österreich stärker gefördert und damit der Nährboden für innovative Geschäftsmodelle geschaffen werden, meint Can Ertugrul, stellvertretender Geschäftsführer von AustrianStartups. “Der Standort Österreich muss im internationalen Vergleich für Start-ups spannender werden, wir müssen innovative Jungunternehmen ins Land holen und ein Start-up-Hub für Zentraleuropa werden.” Dem pflichtet auch Investor Holle bei: “Wir müssen es schaffen, eine internationale Szene aufzubauen. Die Leute müssen uns so gut finden, dass sie nach Österreich kommen.”

Talente fördern, Bürokratie abbauen

Langfristig werde sich alles am Thema Bildung entscheiden, meint Ertugrul. “Denn das wichtigste ist das Potenzial der Menschen und dieses müssen wir auf allen Ebenen fördern.” Der Verein wünscht sich beispielsweise eine zusätzliche IT-Unterrichtsstunde ab der Volksschule, als Teil eines “zukunftsorientierten Unterrichts”.

Im Gründungsumfeld sieht man vor allem den Bedarf, die bürkokratischen Hürden abzubauen. “Wir haben zu hohe Notariats- und Anwaltskosten”, so die Kritik. Es brauche eine signifikante Reduktion oder Abschaffung notariatspflichtiger Geschäftsprozesse für Start-ups. Die derzeitigen Gegebenheiten würden auch ausländische Investoren abschrecken, meint Holle.

Nächstes Ziel ist es nun, den Prozess mit der Politik fortzuführen und in den kommenden fünf Jahren jene Punkte umzusetzen, die in dem Arbeitspapier genannt werden. bzw. die Weichen dafür zu stellen. “Ich bin sehr optimistisch, dass der gute Wille aller Beteiligten unsere hohen Erwartungen noch übertreffen wird und wir schon 2018 ein Vorzeigeland für Start-up-Kultur sein werden”, sagt Jeschke.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Claudia Zettel

ClaudiaZettel

futurezone-Chefredakteurin, Feministin, Musik-Liebhaberin und Katzen-Verehrerin. Im Zweifel für den Zweifel.

mehr lesen
Claudia Zettel

Kommentare