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Near Field Communication

Warum das neue iPhone keinen NFC-Chip hat

Am Mittwoch

Tim Cook das mit Spannung erwartete neue iPhone - und wieder enthält es keinen NFC-Chip, der das Gerät zum mobilen Bezahlen oder Auslesen von Tags befähigt hätte. Damit ist Apple der einzige global erfolgreiche Smartphone-Hersteller, der weiterhin auf den Einsatz der Nahfunk-Technologie verzichtet. Philip Schiller erklärte gegenüber"All Things D"auch, warum im iPhone 5 kein NFC-Chip steckt: "Es ist nicht klar, ob NFC eine Lösung zu einem aktuellen Problem bietet." Die neue Passbook-App, die mit iOS 6 kommt, würde zudem alles können, was der Kunde von heute brauche, so Schiller. Für die neue App, die auch eine Art digitale Geldbörse sein wird, kündigte Apple einige Partner an, die etwa digitale Flugtickets dafür bereitstellen wollen.

Mobiles Bezahlen per App als Konkurrenz
Auch am NFC-Kongress, der von Dienstag bis Mittwoch in Hagenberg stattgefunden hat, hat man viel über den Nutzen und Mehrwert von NFC diskutiert. Als der größte Bonus der NFC-Funktionalität von Handsets wird das mobile, kontaktlose Bezahlen gehandhabt. Gerade in diesem Feld haben sich allerdings in den vergangenen Monaten Dienste wie iZettle oder Square entwickelt, mit denen man ebenfalls ohne NFC mobil Bezahlen kann. Ob Schiller also darauf anspielt, dass NFC bereits ernsthafte Konkurrenz in dem Bereich hat?

So manche Software-Entwickler, die am NFC Kongress teilgenommen haben, glauben eher, dass NFC noch nicht im Massenmarkt angekommen sei und Apple die Funktionalität erst dann bringen werde, wenn dies der Fall sei. "Bei Apple kriegen die Nutzer in der Regel gar nicht mit, was für eine Technologie hinter einem bestimmten Service steckt. Das würde auch bedeuten, dass das ganze Paket, das hier zusammenspielt, also auch die dahinter liegende Software sehr gut ausgereift sein muss, bevor Apple ein derartiges Gerät auf den Markt bringt", sagte der freie Entwickler Oliver Regenfelder der futurezone.

Viele Chips und eine gute Software-Lösung erforderlich
Diese Ansicht deckt sich mit Spekulationen des Branchenblatts "NFC Times". Hier geht man allerdings zusätzlich davon aus, dass Apple die NFC-Chips wenn, dann auch in alle iPads und iPods integrieren würde, damit man über eine Peer-to-Peer-Funktion Inhalte einfacher innerhalb seiner Geräte teilen kann. Das würde "eine Menge NFC-Chips" erforderlich machen - wie viele das genau sein werden, kann man sich mittels der am Mittwoch präsentierten Zahlen der verkauften Geräte ausrechnen. Zudem würde es eine gigantische Software-Integration erforderlich machen, sagte Mark Hung von Gartner. Laut Hung habe Apple aber seine gesamte Kapazitäten im letzten Jahr in die Entwicklung und den Launch von iCloud gesteckt.

Dass Apple erneut (es war bereits beim iPhone 4S darüber spekuliert worden, ob ein NFC-Chip integriert wird) nicht auf NFC gesetzt hat, ist prinzipiell nicht gut für diejenigen, die die NFC-Technologie weiter vorantreiben wollen, denn einige Investoren werden sich, orientiert an Apples Erfolg und Marktstellung, fragen, ob NFC wirklich eine Zukunftstechnologie sei. Die Experten am NFC-Congress sahen die Entwicklung gelassener: "Es wird einfach noch länger dauern, bis sich die Technologie endgültig durchsetzen wird", hieß es am Mittwoch.

Für die NFC-Community hätte die Chip-Integration im neuen iPhone wahrscheinlich ohnehin keine Änderungen mit sich gebracht: Der allgemeine Tenor am NFC-Kongress war, dass Apple auch in diesem Bereich auf ein geschlossenes System setzen würde und man als unabhängiger Entwickler den sicheren Teil des Chips, das Secure Element, nicht ansprechen könnte. Damit wären NFC-basierte Bezahllösungen sowieso in Apples Händen geblieben.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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