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Sharing Economy

Wiener Start-up vermittelt Büros für stundenweise Miete

Geschäftsideen entstehen häufig aus einem persönlichen Bedarf. Das gilt auch für das Wiener Start-up Key to Office. Gründer Matthias Kubicki arbeitete öfter zu Hause, wollte aber an manchen Tagen auch ein eigenes Büro und einen Besprechungsraum haben. "Lösungen, die kurzfristig funktioniert haben, gab es nicht", sagt der Jungunternehmer. Also musste er selbst eine finden. Nach ausführlichen Recherchen startete der WU-Absolvent schließlich im August die Bürovermittlung Key to Office, die Büro- Seminar- und Schulungsräume-Räume kurzfristig vermittelt.

Rund 15 Räumlichkeiten in Wien hat das Start-up derzeit im Angebot. Sie können stunden-, tage- oder wochenweise gemietet werden. Zur Verfügung gestellt werden die temporären Büros von Unternehmen, die über unausgelastete Räume verfügen. Büro- und Meeting-Räume in Salzburg, Innsbruck und anderen österreichischen Städten sollen bald folgen.

"Airbnb für Büroräumlichkeiten"

Von den Mietpreisen, die von den Vermietern festgelegt werden und für ein Büro im Schnitt 15 Euro pro Stunde betragen, zieht das Start-up 20 Prozent Vermittlungsprovision ab. Der Rest geht an die vermietenden Unternehmen. "Ein Airbnb für Büroräumlichkeiten", wie es in einer Präsentationsunterlage des jungen Unternehmens heißt.

In Wien gebe es hohe Kapazitäten an nicht ausgelasteten Büroräumen, sagt Kubicki, der sich mit seinem Unternehmen als Teil der “Sharing-Economy” versteht. Es sei sinnvoll, vorhandene Ressourcen besser zu nutzen, anstatt noch mehr Hochhäuser und Büros zu bauen. "Viele Unternehmen sind auch sehr darauf bedacht, Kosten zu minimieren. Da können wir uns gut einklinken, weil wir ihnen zusätzliche Einnahmen bringen."

"Keine Konkurrenz zu Co-Working-Spaces"

Als Konkurrenz zu Co-Working-Spaces, wie etwa das Wiener Hub oder den Sektor 5, und längerfristigen Vermittlungsplattformen, wie etwa raumdirekt, sieht Kubicki sein Start-up nicht. "Wir verstehen uns als zusätzliches Angebot", sagt der WU-Absolvent, der seine Bachelor-Arbeit über "Kooperaton in Co-Working-Spaces" geschrieben hat. "Viele Leute finden das Arbeiten in gemeinschaftlichen Arbeitsräumen extrem cool. Ab und zu brauchen sie aber auch ihre eigenen vier Wände."

Key to Office ist auf das Vermitteln kurzfristiger Büro- und Besprechungsräume spezialisiert. "Bei uns geht es um Stunden, Tage oder Wochen", sagt Kubicki. Im Normalfall vergehen von der Anfrage bis zur Buchung nicht mehr als drei Stunden. Zu den Kunden des Start-ups zählen etwa Berater und Mediatoren. Künftig will Kubicki auch Geschäftskontakte mit größeren Unternehmen mit vielen Außendienstmitarbeitern aufbauen. "Die könnten dann in ganz Österreich auf ein flexibles Netzwerk an Büroräumen zugreifen, statt im Kaffeehaus die Zeit zwischen Terminen zu überbrücken."

Auch über die Vermittlung von Geschäftsräumen für kurze Zeit - etwa für Pop-up-Stores - hat Kubicki bereits nachgedacht. Dafür gebe es aber kaum Anbieter, die Immobilienbranche sei eher an längerfristigen Mietverträgen interessiert.

Trend zum Erlebnis

Generell bemerke er einen Trend zum Erlebnis bei Büro. Microsoft Österreich habe mit seiner 2011 eröffneten neuen Österreich-Zentrale einen Standard gesetzt. "Viele unserer Kunden wollen andere Sachen als typische Meeting-Räume." Noch hat Key to Office keine vergleichbaren Räume im Portfolio. “Wir versuchen aber auch Außergewöhnliches zu finden”, sagt der Gründer. Auch mit den Betreibern des Wiener Riesenrades habe er schon geredet: "Es ist aber leider nichts dabei rausgekommen."

Während sich Kubickis Unternehmen noch im Aufbau befindet, florieren ähnliche Geschäftsmodelle anderswo bereits. Der US-Anbieter Liquid Space weist in einigen US-Großstädten bereits an die 100.000 Buchungen von nicht ausgelasteten Büroräumen aus.

Expansion

Nahziel von Key to Office ist es österreichweit tätig zu sein. "Wir wollen in jeder großen Stadt zumindest einen Raum anbieten können”, erklärt Kubicki. Danach will man im deutschsprachigen Raum expandieren. Partner dafür sucht der Jungunternehmer noch. Langfristig ist die Expansion nach Osteuropa geplant. Osteuropa sei ein attraktiver Markt mit vielen Geschäftsreisenden. "Mit unserem System können sie sich vor Ort Büroräume für kurze Zeit buchen."

Für den weiteren Ausbau des Unternehmens sucht Kubicki, der das Start-up bisher aus eigener Tasche finanzierte, nach Investoren, "Vorzugsweise aus der Immobilienbranche.” Auch das eigene Büro in Wien Meidling ist für das junge Team nur auf Zeit verfügbar. Das Team gewann die Büroräumlichkeiten für die Dauer eines Jahres bei einem Start-up-Wettbewerb.

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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