© Kimberly White, reuters

Verkaufsverhandlungen

Yahoo vergrämt mögliche Käufer

Die mit den Verkaufsverhandlungen beauftragten Berater hätten mögliche Käufer vor kurzem darüber informiert, dass diese erst dann Einblick in sensible Daten von Yahoo erhalten könnten, wenn sie sich dazu verpflichteten, mit keinem anderen Interessenten darüber zu sprechen, sagten mit dem Vorgang vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Mehrere potenzielle Bieter, darunter auch Beteiligungsfirmen, hätten sich geweigert, diese Bedingung zu unterschreiben. Ein Insider ging sogar soweit und bezeichnete die Klausel als Deal-Breaker. Schließlich sei Yahoo mit einem Marktwert von etwa 20 Milliarden Dollar (14,5 Mrd. Euro) für viele Unternehmen schlicht zu groß, um die Internetfirma im Alleingang zu übernehmen.

Einzige Ausnahme dürfte der Softwarekonzern Microsoft sein, der Yahoo theoretisch auch ohne die Hilfe eines Partners schlucken könnte. Doch nach einem Bericht des „Wall Street Journal“ (WSJ) erwägt nun selbst Microsoft, sich für eine Yahoo-Übernahme mit einer Beteiligungsfirma zusammenzutun. Demnach arbeitet Microsoft zusammen mit Silver Lake Partners sowie einem kanadischen Pensionsfonds an einem Angebot. Ein Microsoft-Sprecher lehnte eine Stellungnahme ab.

Neuer Anlauf von Microsoft

Vor kurzem hatte Reuters von Insidern erfahren, dass Microsoft drei Jahre nach einem gescheiterten Versuch erneut einen Anlauf für eine Yahoo-Übernahme wagen will. Mit dem Vorgang vertraute Personen sagten Anfang Oktober, der Softwarekonzern könnte sich für das Vorhaben einen Partner suchen.
Für den Windows-Riesen Microsoft wäre es ein Schnäppchen im Vergleich zum vorherigen Kauf-Versuch im Jahr 2008. Damals bot Microsoft-Chef Steve Ballmer rund 45 Milliarden Dollar. Doch Yahoo-Gründer Jerry Yang ließ ihn abblitzen. Auch jetzt betonte er bei der Technologie-Konferenz „AsiaD“ in Hongkong, dass ein Verkauf nur eine der Möglichkeiten sei.

Yahoo hat bei einigen Produkten wie E-Mail bis zu 700 Millionen registrierte Nutzer - es gelang dem Unternehmen allerdings nicht, diese hohen Nutzerzahlen in entsprechend hohe Werbeeinnahmen umzumünzen. Yahoo musste bereits die eigene Suchmaschinen-Technologie aufgeben und auf Microsofts Bing umsatteln. Microsoft hatte danach wiederholt zu verstehen gegeben, kein Interesse am Rest von Yahoo zu haben. Zuletzt litt Yahoo im Kampf um die Werbe-Dollar immer mehr unter der starken Konkurrenz von Google und des weltgrößten Online-Netzwerks Facebook.

Auch Investoren interessiert

Das „Wall Street Journal“ (Artikel kostenpflichtig) nannte als weitere Interessenten die Finanzinvestoren Blackstone, TPG, KKR, Bain Capital, Carlyle Group, Hellman & Friedman, Providence Equity und Warburg Pincus. In der Aufzählung fehlte von den großen Namen der Branche eigentlich nur Cerberus. Die Yahoo-Aktie kostete zum Börsenschluss am Mittwochabend knapp 16 Dollar. Einige Finanzinvestoren glaubten, dass ein Deal zum Preis von 16 bis 18 Dollar pro Anteilsschein machbar sein könnte, schrieb die Zeitung.

Der Yahoo-Verwaltungsrat prüft gerade alle Optionen, darunter auch einen Verkauf des Unternehmens. Zugleich wird ein neuer Konzernlenker gesucht, nachdem die bisherige Chefin Carol Bartz im September gefeuert worden war. Ihr wurde vorgeworfen, die Geschäftsentwicklung nicht schnell genug verbessert zu haben. Wie lange der Entscheidungsprozess dauern könnte, ließ das Unternehmen am Vortag bei Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal offen. In dem Vierteljahr waren Umsatz und Gewinn erneut zurückgegangen.

Stolperstein Alibaba-Beteiligung
Ein Problem für einen Verkauf könnte die Beteiligung am Betreiber der größten chinesischen Handelsplattform Alibaba werden. Sie ist inzwischen das Wertvollste an Yahoo. Der 40-prozentige Alibaba-Anteil wird inzwischen mit 14 Milliarden Dollar bewertet. Alibaba-Gründer Jack Ma meldete vor kurzen ebenfalls Interesse an einer Übernahme von Yahoo an. Jack Ma hatte bereits erfolglos versucht, den Yahoo-Anteil an seinem Konzern zurückzukaufen und sieht jetzt seine Chance, das Problem mit der Übernahme des gesamten US-Unternehmens zu lösen. Weitere Verstrickung: Der potenzielle Microsoft-Partner Silver Lake hatte zuletzt auch massiv in Alibaba investiert.

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