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IPO

Zalando putzt sich vor erwartetem Börsengang heraus

Auf klapprigen Regalen gelagerte Schuhkartons, die bereit sind für den Versand - das war einmal. Die Erfolgsgeschichte des Online-Modehändlers Zalando begann im Jahr 2008 in einem Keller. Inzwischen ist das Berliner Start-up in 15 Ländern aktiv und nach eigenen Angaben seit neuestem auch profitabel. Für Herbst wird der Börsengang des Unternehmens erwartet. Zeit, sich dafür in Szene zu setzen.

In einer alten Fabrikhalle am Berliner Ostbahnhof zeigt Zalando seine neuesten Trends: Auf Kleiderständern hängt vor den unverputzten Backsteinwänden eine Auswahl aktueller Mode, in einer anderen Ecke stapeln sich die neu gestalteten Versandkartons, mit denen den Kunden künftig beim Zurückschicken das Klebeband erspart bleiben soll. Mittendrin tritt die Führungsmannschaft auf eine Bühne, um über eines nicht zu sprechen: den vermeintlichen Börsengang.

"Börsengang nur eine Option"

„Das Gerede über den Börsengang ist für viele interessant“, sagt der für die Finanzen zuständige Manager Rubin Ritter. Für Zalando gelte aber, was die Unternehmensführung seit Monaten, ja fast schon seit Jahren sage: Der Börsengang ist „eine Option“, aber nur eine von vielen. Doch die Neuigkeiten, die er und die beiden Zalando-Gründer Robert Gentz und David Schneider den Journalisten abseits der spärlichen Äußerungen zu einem Börsengang mit auf den Weg geben, könnten das Interesse daran noch schärfen.

Stolz präsentiert das Management das Halbjahresergebnis. In den ersten sechs Monaten des Jahres machte Zalando etwa eine Milliarde Euro Umsatz, mehr als die Hälfte davon in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Erstmals schreibt der Online-Händler aus der Unternehmensschmiede der Samwer-Brüder nach eigenen Angaben operativ schwarze Zahlen: Vor Steuern, Zinsen und Ausgaben für Mitarbeiteranteile gab es im zweiten Quartal einen Gewinn von 35 Mio. Euro, im ersten Halbjahr waren es 12 Mio. Euro. Ob auch unterm Strich noch etwas übrig blieb, verrät das Unternehmen aber nicht.

13,7 Millionen aktive Kunden

Dafür verweist Vorstandsmitglied Ritter lieber auf die Kunden als Erfolgsgaranten. 13,7 Millionen „aktive Kunden“ - also zwei Millionen mehr als vor einem Jahr - zähle das Unternehmen. Jeden Monat werde die Internetseite hundert Millionen Mal angeklickt. Diese Zahl könne man sich erst so richtig vorstellen, wenn man an die Offline-Welt denke, sagt Ritter. Wie lange dauert es wohl, bis durch einen Laden hundert Millionen Menschen geschlendert sind?

Online geht das schneller, inzwischen auch mobil. Doch wer viel im Internet bestellt, schickt auch viel zurück. Der Schrei vor Glück ist schnell verhallt. Die Hälfte der Bestellungen kommt bei Zalando wieder zurück. Auch wenn dies als hoher Kostenfaktor zu Buche schlägt, sollen Retouren weiter kostenlos bleiben. Auch der Rücksendeschein soll dem Paket weiter beiliegen. Bei einer kleinen Kundengruppe hat Zalando getestet, was passiert, wenn dieser Zettel ausgedruckt werden muss: „Die Rücksenderate ging 'runter, aber die Einkäufe auch“, resümiert Ritter.

Kritik an Subventionen und Arbeitsbedingungen

Negativschlagzeilen wischt das Management weg. Kritik an 35 Mio. Euro Subventionen von Bund und Ländern in Deutschland? „Wir sehen das nicht als Problem“, erinnert Ritter und verweist auf tausende Jobs und „mehrere hundert Millionen“ an Investitionen. Kritik an den Arbeitsbedingungen in den Logistikzentren? Es gebe für die Mitarbeiter strukturierte Pausenzeiten und Möglichkeiten, sich auch während der Arbeit hinzusetzen. Setzt Zalando auf prekäre Beschäftigung? 65 Prozent der Mitarbeiter seien unbefristet angestellt, betont Ritter. Nur fünf Prozent seien Praktikanten.

Jung, hip, international und erfolgreich - so sieht sich Zalando gern. Mit Mode das Börsenparkett zum Catwalk machen, das könnte der nächste Schritt sein. Doch hier bleiben die Zalando-Manager ihrer Verschwiegenheit treu: „Wenn es etwas darüber zu berichten gibt, werden wir darüber berichten“, sagt Ritter. Noch ist die Zeit dafür offenbar nicht reif.

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