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Amazon kämpft mit Bücher-Spam

Tausende elektronische Bücher werden über die Amazon Kindle Plattform jedes Monat veröffentlicht. Viele davon werden allerdings nicht im traditonellen Sinn "geschrieben", berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Stattdessen werden dafür billig erworbene Online-Inhalte als E-Books verpackt und auf die Plattform geladen, wo sie für Preise um die 99 Cent angeboten werden und so das Kindle-Angebot mit Bücher-Spam überfluten.

Viele der Bücher seien Kopien bereits bestehender Werke, die sich im Kindle-Shop gut verkaufen, und lediglich neu betitelt werden, um andere Zielgruppen anzusprechen, zitiert Reuters den Internet-Marketing-Spezialisten Paul Wolfe. Der Bücher-Spam habe in den vergangenen sechs Monaten dramatisch zugenommen.

Online-Tutorials für Bücher-Spammer
In online angebotenen Tutorials wie etwa dem DVD-Set Autopilot Kindle Cash können vermeintliche Autoren lernen, wie sich zehn bis 20 Kindle-Bücher pro Tag veröffentlicht lassen ohne auch nur ein Wort selbst zu schreiben. Auch zahlreiche E-Books geben Hilfestellungen beim Bücher-Spam.

Schattenseite des Self-Publishing-Booms
Die Veröffentlichung von Büchern abseits traditioneller Verlage über Print-on-demand-Angebote oder Programme wie Amazons Direct-Publishing hat in den vergangenen Jahren in den USA einen Boom erlebt. 2010 wurden 2,8 Millionen Titel, darunter zahlreiche E-Books, auf diese Art veröffentlicht. Im Vergleich dazu nimmt sich die Anzahl "traditioneller" Bücher mit 302.000 bescheiden aus. Im Jahr 2002 war das Verhältnis noch umgekehrt. 215.000 von Verlagen veröffentlichten Büchern standen 33.000 "nicht-traditionelle" Veröffentlichungen gegenüber. Der Bücher-Spam ist nach Meinung von Branchenexperten die Schattenseite des Self-Publishing-Booms.

Der Bücher-Spam droht auch Amazons Vorstoß in diesem Bereich zu unterlaufen. Der Online-Einzelhändler bietet Autoren über sein Programm Kindle Direct Publishing die Möglichkeit ihre Bücher selbst im Kindle-Shop zu veröffentlichen. Die Autoren erhalten, abhängig vom Verkaufspreis, zwischen 70 und 35 Prozent der Erlöse aus dem Verkauf der elektronischen Titel. "Wir versuchen, die Verbreitung solcher Inhalte über unsere Plattform zu unterbinden", so eine Amazon-Sprecherin zu Reuters.

"Keine Kosten"
Nach Meinung von Branchenexperten muss Amazon seine Qualitätskontrolle jedoch stark verbessern, um das Problem in den Griff zu bekommen. Der US-Konkurrent Barnes & Noble ist von dem Problem noch nicht im großen Ausmaß betroffen. Das könnte jedoch daran liegen, dass der Marktführer mehr Spammer anzieht, meinen Branchenbeobachter. Das Problem sei, dass der Spam nichts koste, sagt Susan Daffron von Logical Expressions, einem Buch- und Software-Verlag. Amazon sollte für Uploads auf die Kindle-Plattform Geld verlangen, um Spammern den finanziellen Anreiz zu nehmen.

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