Wie und ob selbstfahrende Autos in Österreich getestet werden dürfen, darüber entscheidet ein Expertenrat
Wie und ob selbstfahrende Autos in Österreich getestet werden dürfen, darüber entscheidet ein Expertenrat
© APA/EPA/ENNIO LEANZA

Fahrzeug-Autonomie

AT&S kreiert Leiterplatten für selbstfahrende Autos

Mit so genannten Hochfrequenz-Leiterplatten will das steirische Technologieunternehmen AT&S die Entwicklung selbstfahrender Autos vorantreiben. Neuartige Substrate und Hochfrequenz-Leiterplatten sollen Daten von Radarsensoren und Kameras mit besonders hoher Taktfrequenz verarbeiten und weiterleiten. In einem Telefoninterview erklärt Hannes Voraberger, der Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung bei AT&S, warum das wichtig ist.

Schnelle Reaktion

"Stellen Sie sich ein selbstfahrendes Auto vor, das durch eine Straße fährt", meint Voraberger. "Am Rand parken Autos. Die interessieren das System nicht. Aber wenn eine Person zwischen den Autos hervorläuft, dann muss diese Information extrem schnell verarbeitet und weitergegeben werden." Die von AT&S entwickelten Leiterplatten arbeiten mit Frequenzen von 24 oder 77 GHz. Die höhere Frequenz ist für automotive Radaranwendungen (W-Band) reserviert.

Teflon-Leiterplatten

Um Signale mit einer hohen Frequenz zuverlässig und ohne Verluste zu verarbeiten, müssen Leiterplatten mit neuen Materialien eingesetzt werden, sagt Voraberger: "Man braucht Materialien mit möglichst wenig Dipol-Eigenschaften, wie zum Beispiel Teflon oder flüssig kristalline Polymere (LCP)." Wie man von Küchenutensilien mit Teflon-Beschichtung allerdings wisse, weist dieses Material allerdings wenig Haftung auf. "Deshalb müssen wir neue Verarbeitungsprozesse finden."

Noch gibt es wenige Erkenntnisse auf diesem Gebiet. AT&S will diesen Zustand ändern und kooperiert dafür mit Partnerunternehmen. "In den letzten Jahren haben wir etwa mit Forschungseinrichtungen wie der TU Graz sowie mit Panasonic in Enns zusammengearbeitet, einem unserer wichtigsten Materiallieferanten."

AT&S-Leiterplatte für ein Assistenzsystem in Fahrzeugen

Redundanzen

Um die Signalverarbeitung zu beschleunigen, werden Chips direkt in den Leiterplatten verbaut. Mit den Chips sollen hohe Rechenleistungen erzielt werden. "Die werden wir in Zukunft brauchen, für Redundanzen, die in selbstfahrenden Autos vorhanden sein müssen", meint Voraberger.

Wie auch in Flugzeugen müsse man sicherstellen, dass sämtliche Autokomponenten mehrfach ausgelegt sind. Sollte ein Teil ausfallen, muss seine Funktion zuverlässig von anderen Teilen übernommen werden. Das Vertrauen darauf ist laut Voraberger maßgeblich für den Erfolg der neuen Transportmittel, "sonst würden wir uns wahrscheinlich nicht in ein autonomes Fahrzeug reinsetzen."

Partner für Zulieferer

Mit seinen Produkten im Automobilbereich beliefert AT&S üblicherweise so genannte Tier-1-Zulieferunternehmen. Diese beliefern Autohersteller (OEMs) direkt und übernehmen Haftung für die Funktionalität ihrer Produkte. Das steirische Unternehmen genieße "einen guten Stand in der Industrie", meint Voraberger.

Hervorgegangen sind die Bemühungen um Technologien für autonome Fahrzeuge aus einem europaweiten Projekt. Dieses wurde durch Mittel der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) unterstützt. Gemeinsam mit einem OEM und einem auf Simulationen spezialisierten Unternehmen habe man sich dem Filtern bestimmter Frequenzbereiche gewidmet. Erkenntnisse daraus verschafften AT&S einen gewissen Know-How-Vorsprung. In Zukunft sollen Hochfrequenz-Leiterplatten nicht nur im Automobilbereich, sondern auch in der Robotik, etwa für Industrieroboter, eingesetzt werden.

Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen AT&S und der futurezone.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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