Überwachung

"Big Brother" im Wiener Gemeindebau ausgebaut

Die seit Dezember 2009 von der Datenschutzkommission genehmigte Videoüberwachung gibt es nun in 22 Gemeindebauten. Die Kameras waren aufgrund einer Mieterbefragung im Herbst 2008 installiert worden - vor allem um Sachbeschädigungen und Diebstähle in den Gemeindebauten rascher aufklären zu können.

Insgesamt sollen 2800 Videokameras installiert werden. Die noch fehlenden knapp zweihundert Stück sollen "in den kommenden Tagen" montiert werden, erklärte der Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ) am Mittwoch in der Rennbahnsiedlung.

Kein Garagen-Vandalismus mehr
Über den Einsatz der Kameras wurde in Folge rasch eine positive Bilanz gezogen: „Der Vandalismus in den Garagen ist komplett weg“, sagte Hartmut Kreuz, Mieterbeiratsvorsitzender in der Rennbahnsiedlung. In dieser Wohnhausanlage wurden die meisten Kameras - nämlich 490 - installiert. Der Großteil der Mieter sei erfreut über die Anbringung der Kameras, weil es einen deutlichen Rückgang an Sachbeschädigungen gegeben hätte: „Vor allem Ältere fühlen sich sicherer“, versicherte Kreuz.

Auch Wohnbaustadtrat Ludwig bestätigte den Rückgang bei den Sachbeschädigungen. Noch während der Probebetriebs der Videoüberwachung von 2008 auf 2009 seien diese um mehr als die Hälfte zurückgegangen, die Schadenskosten seien um 70 Prozent gesunken, so Ludwig. Zudem sei im letzten Jahr eine Reduktion der Schadenssummen in den Pilotanlagen um rund 60 Prozent zu verzeichnen gewesen.

"Man sieht jede Falte im Gesicht"
Hausmeister Peter Ecker findet den Einsatz der Kameras "nicht schlecht". "Unsere Damen fürchten sich jetzt nicht mehr so in der Parkgarage.Ecker ist Technik interessiert, also durfte er den Arbeitern bei der Installation der Kameras assistieren. "Die sind so scharf, da sehen S` jede Falte im Gsicht", sagt Ecker und grinst. Tatsächlich haben die Kameras HD-Qualität und sind zudem mit Infrarot (für die Dunkelheit) ausgestattet. Die Daten dürfen allerdings nur bei Straftaten herangezogen werden.

Der Wohnbaustadtrat stellte eine Ausweitung auf weitere städtische Wohnhausanlagen in Aussicht - falls Bedarf bestehe.Man sei laufend mit Vertretern aller Gemeindebauten im Gespräch, erklärte Ludwig. Konkrete Wünsche nach einer Anbringung von Kameras hätten zurzeit zwei weitere Wohnhausanlagen geäußert: „Videoüberwachung ist allerdings nur ein Mosaiksteinchen im ganzen System.“ Denn Basis für eine gute Hausgemeinschaft seien zunächst gute Hausmeister sowie ein funktionierendes soziales Netzwerk zwischen den Mietern und den Mieterbeiräten, betonte Ludwig.

Jagd nach Sperrmüllsündern
Zurzeit läuft ein weiteres Pilotprojekt, „um auch dem Problem der Verwaltungsübertretungen, wie etwa der Sperrmüllentsorgung“, gerecht zu werden, sagte Theodor Hebnar, Geschäftsführer vom Wiener Wohnen Kundenservice. Ordnungsberater von Wiener Wohnen seien momentan in drei videoüberwachten Wohnhausanlagen - mit Laptops bewaffnet - unterwegs. Mittels analoger Überwachung soll so vor allem Sperrmüllsündern ein Riegel vorgeschoben werden. „Das heißt, die Kameras spielen den Beratern Bildern auf die Laptops, die allerdings nicht gespeichert werden“, erklärte er. Die Mitarbeiter von Wiener Wohnen könnten so zum Beispiel Mieter auf frischer Tat bei falscher Müllentsorgung ertappen.

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