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BringMeBack: Webdienst bringt Verlorenes zurück

"Als ich die Digitalkamera meiner Freundin in einem Möbelhaus in Wien verloren hatte und diese leider nicht an der Kassa abgegeben wurde, habe ich nach einer Lösung gesucht, wie man die Wahrscheinlichkeit erhöhen kann, dass man im Falle eines Verlustes seine Gegenstände zurückbekommt", erzählt Holzner der futurezone. Zusammen mit Christoph Kind und Thomas Ott aus Köln, die die deutsche Version bringmeback.de betreiben, hat er diese Möglichkeit gefunden: Man bestückt seine persönlichen Wertgegenstände mit speziellen Anhängern, Markern oder Stickern, die alle mit einer individuellen ID versehen sind, registriert seine Sachen über die Online-Plattform und kann nun darauf hoffen, dass diese bei Verlust zurückgegeben werden.

Finderlohn soll Rückgabequote erhöhen
"Die Marker sind alle mit dem Hinweis „Registered Item – IF FOUND VISIT www.bringmeback.eu"  versehen. Dies lockt eigentlich die meisten Finder auf die Webseite", erklärt Holzner. Zusätzlich kann man die Rückgabe durch finanzielle Anreize - einen Finderlohn - erhöhen. "Diese ist meist sehr individuell. Für die Rückgabe eines Schlüsselbunds werden im Schnitt 15 Euro hergegeben", sagt der Jungunternehmer. "Das System würde allerdings durchaus auch ohne Finderlohn funktionieren. Die Ehrlichkeit von Menschen wird heutzutage stark unterschätzt." Rückgaben würden weniger an der Ehrlichkeit des Finders, sondern vielmehr an der fehlenden Zuordnung zu seinem Besitzer scheitern, meint Holzner.

Ein Feldtest auf der Mariahilfer Straße in Wien habe beispielsweise ergeben, dass von zehn mit Markern versehenen Schlüsselbunden neun innerhalb von 48 Stunden wiedergebracht wurden, erklärt Holzner. Doch klar ist, dass Schlüsselbunde noch am ehesten zurückgebracht werden, so kann man damit im seltensten Fall etwas anfangen. Doch wie sieht es mit teuren Smartphones oder Geldbörsen aus? "Wir haben bereits Rückführungen mit mehreren 100 Euro veranlasst. Für 400 Euro wurde z.B. eine Aktentasche zurückgegeben, welche im Zug vergessen wurde und in der sowohl ein Smartphone als auch ein Laptop drin war."

Gesucht und gefunden
Im Falle eines Verlustes gibt der Finder die Code-Nummer über das übersichtlich gestaltete Online-Portal von BringMeBack ein und meldet den Gegenstand damit als "gefunden" an und der Eigentümer wird informiert. Die Rückgabe erfolgt dann entweder persönlich oder wird anonym von Bringmeback veranlasst. "Zur persönlichen Übergabe verabredet man sich in einem anonymen Chat, der keine Rückschlüsse auf den Namen oder die Adresse des Besitzers zulässt. Dieser gibt nur das an, was er von sich preisgeben möchte", erklärt Holzner.

Sollte keine persönliche Übergabe möglich sein (z.B. wenn ein Gegenstand nicht in der Heimatstadt verloren und gefunden wird), wird diese von BringMeBack kostenlos per Botendienst organisiert. Der Finderlohn wird in Folge über das Treuhand-Konto von BringMeBack erst dann überwiesen, wenn der Besitzer seinen Gegenstand erfolgreich wiederbekommen hat. Bisher nutzen etwa 1000 Österreicher den Online-Lost & Found-Dienst, von den IDs sind etwa 10.000 im Umlauf.

Marker-Verkauf und White-Label-Lösung
Geld verdient wird bei BringMeBack rein über die Produkte (Marker, Sticker, Anhänger), die über den Online-Shop angeboten werden. Hier kostet ein Starter-Set mit einem Schlüsselanhänger, drei Aufklebern für Kameras oder Handys, und drei Anhänger für Taschen oder Rucksäcke 17,95 Euro. Indirekt werden die Produkte auch über Partnershops angeboten. Doch neben dem Privat-Kunden-Segment gibt es auch eine "White Label"-Lösung für Unternehmen, die Anhänger und Produkte in deren Corporte Design gestalten können. Zudem werden IDs direkt an Produzenten von Taschen- oder Elektronik-Hersteller verkauft.

Seit Anfang 2012 am Markt, rentiert sich die innovative Lost & Found-Geschäftsidee von Holzer - trotz mangelnder Konkurrenz in Österreich - noch nicht. "Wie bei vielen Start-ups steckt man anfangs mehr Energie und Arbeit rein, als rauskommt", so Holzner. Aber der Jungunternehmer rechnet damit, dass es bis Ende 2012 soweit sein wird. Bis dahin sollen auch Marker für Tiere sowie für Textilkleidung auf den Markt kommen. Denn auch Hunde verirren sich gern einmal, oder der Lieblingspullover bleibt irrtümlich in einem Lokal zurück.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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