Automated Insights wirbt mit der Verwandlung von Daten in Texte
Automated Insights wirbt mit der Verwandlung von Daten in Texte
© Screenshot/Automated Insights

Algorithmen

Die Journalistenroboter kommen

Die Zeiten, in denen sich Medienkonsumenten sichert sein konnten, dass hinter jedem Bericht, den sie in ihren Lieblingspublikationen lesen, ein menschlicher Autor steht, sind vorbei. Die Maschinen haben Einzug in viele Redaktionen gehalten. Zwar sind die Möglichkeiten der Schreibsoftware begrenzt, aber Berichte über Börsenkurse, Wetter, Sportergebnisse, Erdbebenwarnungen, Umfrageergebnisse und andere auf Daten basierende Themen werden heute bereits routinemäßig von Algorithmen verfasst. Wer etwa Berichte über die Betriebsergebnisse von Unternehmen bei der Associated Press liest, wird dort praktisch keinen von Menschen verfassten Artikel mehr finden.

Andere Firmen setzen ebenfalls längst auf die Robo-Reporter. “Zu den Unternehmen, die unsere Software verwenden, gehören die Associated Press, Yahoo, Microsoft, die NFL oder Samsung”, sagt James Kotecki von Automated Insights im futurezone Gespräch. Konkurrenzunternehmen von Automated Insights liefern ähnliche Lösungen auch an Forbes oder den Reuters-Mutterkonzern Thomson.

Wordsmith, die Artikel erstellende Software von Automated Insights, wird hauptsächlich im englischen Sprachraum verwendet. “Wir haben aber auch schon Artikel auf Deutsch erstellt und arbeiten derzeit an französischen, koreanischen und spanischen Varianten”, erklärt Kotecki. Wordsmith lässt sich überall dort gut einsetzen, wo harte Fakten in kurze Texte verpackt werden sollen. “Wir beantworten das Wer, Was, Wann und Wo, damit Journalisten sich um das Wie und Warum kümmern können”, sagt Kotecki.

Hochspezialisiert

Über 500.000 Tweets werden pro Jahr von Wordsmith generiert. Die Zahl der erstellten Berichte soll heuer erstmals die Milliardengrenze überschreiten - allerdings sind nur ein Bruchteil davon Artikel, die in Medien erscheinen. Oft handelt es sich um Zusammenfassungen von Informationen über ein Thema, ein Unternehmen oder eine Person. In Zukunft sollen sich die Fähigkeiten solcher Algorithmen verbessern, vor allem durch die wachsende Zahl an Sensoren und deren Datenerfassung, die neue Themenbereiche für Maschinen erfassbar machen sollen.

Journalisten ersetzen ist also gar nicht das Ziel von Automated Insights. “Uns wäre nicht bekannt, dass Wordsmith auch nur einen einzigen Journalisten ersetzt hätte. Stattdessen befreit unsere Technik Journalisten von langweiligen Aufgaben und gibt ihnen Zeit, sich interessanten Geschichten zuzuwenden”, so Kotecki. In den Bereichen, in denen Wordsmith tätig ist, sind die Erfahrungen bisher sehr gut.

Vorerst keine Robo-Romanciers

Die Texte sind von ausreichender Qualität, um in einer Untersuchung mit Medienstudenten 37 Prozent der Probanden zu täuschen. Über ein Drittel der Versuchsteilnehmer waren der Meinung, dass die ihnen vorgelegten, automatisch erstellten Artikel von Menschen verfasst worden seien. Menschliche Texte nachahmen will Automated Insights aber nicht.

“Wir halten Turing Tests (ein Test, bei dem geprüft wird, ob Menschen eine Maschine im Gespräch entlarven können, Anm. d. Red.) nicht für sinnvoll. Menschliche Maschinen sind Science Fiction, keine Wissenschaft”, erklärt Joe Procopio, Vizepräsident von Automated Insights, in einem Blog-Eintrag. Theoretisch könnte Software jede Art von Text verfassen, solange es ausreichend Daten gibt, auf die sie sich stützen kann.

“Ob es jemals eine Datenbank geben wird, die umfassend genug ist, um etwa einen Roman zu schreiben, weiß ich nicht”, sagt der Automated Insights Sprecher. Neben Medienberichten sollen künftig auch Texte für Finanzdienstleistungen, Fitness-Berichte, Produktbeschreibungen und Webseiten-Analysen automatisch erstellt werden, wenn Automated Insights recht behält. Auf der Webseite von Automated Insights wird auch schon eine Vorschau auf automatisierte Live-Berichterstattung zu Baseball-Spielen gezeigt, die den Vergleich zu einigen Kommentatoren nicht scheuen braucht.

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Markus Keßler

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