Kommunikation

E-Mail-Erfinder verstorben: Am Anfang war es eine Spielerei

Laut Schätzungen werden 2016 weltweit über 215 Milliarden Mails verschickt werden. Bis 2019 soll der globale E-Mail-Verkehr jährlich um rund fünf Prozent anwachsen. Seinen Ausgang nahm alles von einer Person: Ray Tomlinson gilt als Erfinder der E-Mail, wie wir sie heute kennen. Auch die Benutzung des @-Symbols, heute im deutschsprachigen Raum oft als Klammeraffe bezeichnet, geht auf Tomlinson zurück. Am vergangenen Wochenende ist er nach einem Herzinfarkt im Alter von 74 Jahren verstorben.

Geboren wurde Raymond Tomlinson am 2. Oktober 1941 im Ort Amsterdam nahe der US-Metropole New York. Schon während er Anfang der 1960er seinen Bachelor in Elektrotechnik an den der privaten technischen Hochschule Rensselaer Polytechnic Institute (RPI) in Troy, New York machte, kam er mit der Computer-Thematik in Kontakt. Er begann schon zu dieser Zeit Programme zu schreiben und absolvierte ein Praktikum beim Computer-Pionier IBM.

Zeit am MIT

Nach seinem Abschluss beim RPI ging es für Tomlinson weiter an das legendäre Massachusetts Institute of Technology (MIT), wo er ein Masterstudium begann. Damals beschäftigte er sich mit der Umwandlung von digitalen Informationen in menschliche Sprache. Auch im Rahmen seiner Masterarbeit, die er 1965 abschloss, behandelte er einen Sprachgenerator.

Nach seinem Abschluss begann er bei dem Unternehmen Bolt Beranek and Newman (BBN) zu arbeiten. Die Firma hatte den Regierungsauftrag, unter Aufsicht der Forschungsbehörde DARPA (Defense Advanced Research Projects Agency) an dem Internet-Vorgänger ARPANET (Advanced Research Projects Agency Network) mitzuarbeiten. Das Netzwerk war ein Projekt des US-Verteidigungsministeriums und sollte verschiedene Unis untereinander bzw. mit dem Ministerium vernetzen.

Inhalt der ersten Mail

Tomlinson arbeitete dabei an dem Programm SNDMSG (Send Message – Verschicke Nachricht). Ursprünglich war es damit aber nur möglich, dass sich verschiedene Nutzer eines PCs damit gegenseitig Nachrichten schicken. Tomlinson kam auf die Idee, dieses Nachrichten-Programm mit dem Programm zum Versenden von Dateien (CPYNET) zu kombinieren – womit 1971 ein sehr früher Vorläufer der heutigen E-Mail geboren wurde. Daran, was genau in der ersten E-Mail stand, konnte sich Tomlinson laut eigenen Angaben später gar nicht mehr erinnern und sprach nur von „unbedeutenden“ Inhalten.

Tomlinson war es auch, der den Klammeraffen als typisches E-Mail-Symbol etablierte. Das umschlungene „a“ gab es auf den Tastaturen zum damaligen Zeitpunkt schon und bedeutete in etwa so viel wie „bei“. Tomlinson wählte es aus, weil es unter keinen Umständen in irgendwelchen Namen vorkommt und somit einen klaren Trenner zwischen Name und Domain- bzw. Server-Adresse darstellt.

Spielerei

Wirklich ernst genommen wurden die E-Mails damals nicht, wie einer der Mitarbeiter später in einem Interview mit der Zeitschrift Forbes gestand. Es wurde lediglich als private Spielerei von Tomlinson gesehen. So soll er gesagt haben, als er ihm das System dem Kollegen: „Sag es niemandem! Das ist nicht, woran wir eigentlich arbeiten sollten.“

Er konnte die Entdeckung jedoch nicht lange geheim halten. DARPA-Direktor Larry Roberts bekam von der Technik Wind und begann, seine Kommunikation über das neue System abzuwickeln. Der Siegeszug der E-Mail danach war bekanntlich kaum aufzuhalten. In einem späteren Interview sagte Tomlinson, dass der heutige Gebrauch von Mails ziemlich genau dem entspreche, was er sich damals vorgestellt habe. „Es ist kein striktes Arbeits- oder ein striktes persönliches Ding, jeder nutzt es auf verschiedene Wege, die für ihn funktionieren.“

Spam ist „unvermeidbar“

Angesprochen auf den Missbrauch seiner Erfindung mit Dingen wie Spam E-Mails erklärte Tomlinson, dass das einfach ein Symptom der Popularität sei. Zu der Zeit, wo die E-Mail entstand sei ein derartiges Phänomen aufgrund der geringen Nutzerzahlen (das ARPANET bestand aus rund 20 Computern mit jeweils 40 bis 50 Nutzern) einfach gar nicht vorstellbar gewesen. Angesichts der steigenden Verbreitung der Mail, sei so etwas wie Spam jedoch „unausweichlich“.

Für seine Leistungen wurde Tomlinson 2012 in die Internet Hall of Fame des internationalen Internet-Verbands (Internet Society, ISOC) aufgenommen. Außerdem bekam er zahlreiche Auszeichnungen von verschiedensten Organisationen. Tomlinson selbst arbeitete weiter für BBN, das später von dem Rüstungskonzern Raytheon aufgekauft wurde. Dort arbeitete er bis zu seinem Tod weiter in der Forschung.

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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