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Ars Electronica

Ein Fest für (sich) bewegende Bilder

Bei der Expanded-Animation-Konferenz, die im Rahmen der Ars Electronica vom Campus Hagenberg der Fachhochschule Oberösterreich in Linz veranstaltet wird, sollen technologische und ästhetische Entwicklungen in der Kunst der digitalen Animation beleuchtet werden. Das Motto dieses Jahr lautet “Deviations and Anomalies at the Intersection of Art and Technology 2015”. Zu Beginn der Konferenz gab es eine Panel-Veranstaltung mit zwei von drei diesjährigen Preisträgern des Prix Ars im Bereich Computer Animation/Film und VFX. Der Hauptpreis, die goldene Nica, ging dieses Jahr an die Belgierin Alex Verhaest und ihr Projekt “Temps Mort”. In der teilweise interaktiven Installation aus einzelnen Werken zeigt die Belgierin eine fiktive Familie, die den Tod eines Mitglieds durch Selbstmord verarbeitet sowie Stillleben, die von computeranimierten Insekten heimgesucht werden. Inspirieren lassen hat sich Verhaest von mittelalterlichen Künstlern wie Hieronymus Bosch.

Temps Mort - trailer from Alex Verhaest on Vimeo.

Herzstück des Werks bildet ein interaktives Video, das die Familie mit verzerrten Gesichtern an einem Tisch sitzend zeigt. Ausstellungsbesucher können mit einem Anruf bei einer Nummer, die auf Businesskarten verteilt wird, die Ereignisse im Video ins Rollen bringen. “Ursprünglich wollte ich einen Chatbot programmieren, damit eine Konversation über SMS möglich wird. Aber Chatbots sind einfach zu dumm”, erklärt Verhaest. Ein bißchen direkte Interaktion gibt es dann aber doch. “Die Anrufer landen auf einer Mailbox, da sind sehr interessante Nachrichten dabei.” Die verzerrten Gesichichter der Protagonisten in Temps Morts sind absichtlich unheimlich gestaltet. “Die Kombination aus unheimlich und banal soll zeigen, dass das Banale einfach oft unheimlich ist”, so die Künstlerin.

Bär

Einen Award of Distinction hat dieses Jahr Pascal Floerks aus Deutschland für sein Werk “Bär”bekommen. Der Künstler verarbeitet darin die Lebensgeschichte seines verstorbenen Großvaters, indem er diese erzählt und mit Bildern illustriert. Der Großvater wird dabei in jedem Foto durch einen am Computer entworfenen Bären ersetzt. “Ich habe die Idee aus den “Blacksad-Comics, in denen Menschen auch als verschiedene Tiere gezeigt werden, wodurch ihnen sofort gewisse Attribute zugeschrieben werden. Mein Großvater war für mich immer ein Bär, der Austausch macht die Geschichte auch für andere zugänglich”, sagt Floerks. Mit der Arbeit an dem Film hat der Künstler es nach eigenen Angaben geschafft, den Verlust des Großvaters bis zu einem bestimmten Grad zu verarbeiten.

Malen mit Licht

Bei den übrigen Vorträgen der Konferenz kamen auch Künstler aus weniger bekannten Bereichen der Animationskunst zu Wort. So berichtetRomain Tardyvon seiner Reise vom VJ, der bei Konzerten für die visuelle Untermalung sorgt, zum Künstler, der mit seinen Projetionen versucht, sich von den Zwängen konventioneller Leinwände zu befreien. Der Franzose projiziert bewegte Bilder auf verschiedenste Flächen im öffentlichen Raum, egal ob es Gebäude oder Kakteen sind. “Ich möchte mir meine eigene Leinwand samt passendem Kontext konstruieren. Das Licht kann manchmal offenbaren, was im Verborgenen liegt. Es geht in meinen Werken nicht nur um die beeindruckende Dimension, sondern um den Dialog zwischen physischen Objekten und Licht”, sagt Tardy. Hier eine Projektion in Oaxaca in Mexico auf Kakteen:

Das nächste Expanded Animation Symposium wird im September 2016 stattfinden.

Dieser Artikel ist im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und FH Oberösterreich entstanden.

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