© Human Birdwing

Erfindung

Ein Holländer verleiht sich Flügel

"Das Gefühl von Freiheit ist intensiv. Es ist ein magischer Moment und das beste was ich in meinem Leben je gemacht habe." Die Begeisterung ist Jarno Smeets, einem 31-jährigen Ingenieur aus den Niederlanden, ins Gesicht geschrieben. Wenige Minute zuvor ist er wie ein Vogel durch die Luft geflogen – und unversehrt gelandet. Überglücklich und erschöpft von der körperlichen Anstrengung ringt er nach seiner historischen Leistung nun nach Worten.

Flügelschlag für eine Minute Flug
Vor acht Monaten hat Smeets mit seinem Projekt "Human Birdwings" begonnen, diese Woche wagte er sich mit Erfolg an den Erstflug - der von einigen Internet-Usern trotz vorhandener Dokumentation als möglicher Fake kritisiert wird. In einem Park in Den Haag schnallte er sich mit Hilfe seines Teams die Flügel an, nahm Anlauf, begann zu flattern und hob ab. Über eine Minute war er in der Luft und legte 100 Meter zurück, bevor er elegant am Boden aufsetzte.

Inspiriert vom Opa
Der Niederländer bezeichnet sich als erster Mensch, der über eine längere Distanz und ohne Bruchlandung wie ein Vogel geflogen ist. Die Inspiration für das kühne Unterfangen stammt von den Ideen seines Großvaters, der bereits Jahrzehnte vor ihm an einem fliegenden Fahrrad getüftelt hat. Der Enkel hat die Pläne analysiert und sie in der jetzigen Form umgesetzt. Gemeinsam mit Bert Otten, einem Experten für Neuromechanik, hat er binnen acht Monaten Pläne am Computer als 3-D-Modell entworfen und simuliert sowie mehrere Prototypen entworfen. Als natürliche Vorlage diente der Flügelschlag des Albatros , beim Fluggerät selbst wurde mit Hightech nachgeholfen.

Motoren greifen unterstützend ein
Sein Apparat besteht aus zwei Flügeln, deren Spannweite 8 Meter und Fläche 17m2 misst. "Die Nähte sind die Schwachstelle, hier muss man genau aufpassen", sagt der Ingenieur. Für das Gerüst werden Carbonstangen verwendet, über das Material von Flugdrachen gespannt ist. So bleibt das Gewicht der Flügel mit 17 Kilo relativ gering. In der Mitte, am Rücken des Piloten, sitzt das 80 Kilo schwere Herzstück der Konstruktion.

Zwei winzige Leichtbau-Motoren mit wenigen Zentimetern Durchmesser und vier Akkus verstärken die Armbewegungen von Smeets und sorgen für den korrekten Flügelschlag. Laut dem studierten Maschinenbauer reiche die Kraft des Menschen lediglich für 5 Prozent der erforderten Anstrengung aus, weshalb mechanische Unterstützung erforderlich ist. Er sieht seine Erfindung als eine Art Flugprothese, die die Funktion der Arme erweitert.

Smartphone und Nintendo im Gepäck
Als Blackbox, die die Motoren steuert und alle Daten speichert, fungiert ein handelsübliches Smartphone, das Smeets umprogrammiert hat. Auch bei den Sensoren für Beschleunigung und Fluglage hat er auf Gängiges zurückgegriffen und Controller der Videospiel-Konsole Nintendo Wii verbaut. Sie alle sind kabellos über Funk miteinander verbunden. Der Verzicht auf teures Hightech ließ laut Smeets die Herstellungskosten auf unter 5000 Euro sinken.

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Benjamin Sterbenz

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