In Manchester verzichtete eine Einkaufsstraße einen Tag auf Bargeld.
In Manchester verzichtete eine Einkaufsstraße einen Tag auf Bargeld.
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Experiment

Einkaufsstraße verzichtete einen Tag lang auf Bargeld

Als „Sozialexperiment“ wurde es bezeichnet und es sorgte in Großbritannien für einen großen Medienwirbel und Diskussionen darüber, ob die Gesellschaft bereit sei, auf Bargeld zu verzichten: die "Cashless Street". Tatsächlich benutzen die Engländer bei mehr als zwei Drittel ihrer Einkäufe bereits die Karte (Kredit- oder Bankomatkarte), wie aus einer Studie der UK Cards Association hervorgeht. Vor fünf Jahren waren es erst halb so viele Menschen.

Jetzt wurde in einer Einkaufsstraße in Manchester einen Tag lang (fast) völlig auf Bargeld verzichtet. Die Beech Road in Chorlton wurde zur „Cashless Street“. Organisiert wurde dieses „Sozialexperiment“ freilich von einem Karten-Terminal-Hersteller. Handepay hat bereits 22.000 Terminals in Großbritannien installiert.

Unterschiedliche Reaktionen

Insgesamt nahmen fast alle Backstuben, Pubs, Trafiken, Cafes und Restaurants der Einkaufsstraße an dem Experiment teil. Ein Besitzer einer Pizzaria und Cocktail-Bar meinte dazu: „An einem normalen Wochenende bezahlen bereits 70 Prozent der Leute mit Karte, 30 Prozent Cash.“ In seinem Lokal habe es keine Probleme beim Verzicht aufs Zahlen mit Cash gegeben. „Wir leben in einer Welt, wo Bargeld großteils verschwunden ist und dieses Experiment ist unsere Chance, uns als Unternehmen darauf vorzubereiten“, so der Pizzaria-Besitzer.

Eine Pub-Besitzerin meinte nach der Aktion: „Wir haben etwa zehn Prozent weniger Barzahler im Pub gehabt. Es war ein interessantes Experiment, weil es definitiv die Richtung ist, in die sich die Gesellschaft entwickelt.“ Fast alle Restaurants verzeichneten an dem Tag eine weitaus höhere Anzahl an Kartenzahlern, aber ganz war das Bargeld selbst am „Cashless Day“ nicht ganz verschwunden.

Es gab auch Unternehmen, die an der Aktion gar nicht teilgenommen haben. Eine kleine Obst-Bar verzichtete etwa bewusst darauf. „Wir waren von Anfang an dagegen, weil die Aktion von einem Terminal-Hersteller initiiert wurde. Wir sind ein sehr gemeinschaftsorientiertes Café und wir wollen Menschen nicht ausschließen, nur weil sie keinen Bank-Account haben.“ Eine weitere Restaurant-Besitzerin fügte hinzu: „Wir würden nie Menschen abweisen, wenn sie mit Bargeld zahlen möchten.“

Während die Menschen am Tag des Experiments in der „Cashless Street“ noch die Wahl gehabt haben, wann und ob sie mit Bargeld zahlen möchten, oder nicht, können es sich die Londoner und Touristen, die mit Bussen fahren möchten, seit kurzem nicht mehr frei aussuchen: Seit vergangener Woche kann man in den Bussen in London nur noch bargeldlos und kontaktlos zahlen, das gilt auch für Touristen (hier nachlesen).

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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