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Internetfreiheit

Eric Schmidt: “Zensur-Überlistung wird einfacher”

Gerade in Ländern, in denen das Internet weitgehend zensiert wird, sollen im nächsten Jahrzehnt die größten Zuwächse an Internetnutzern verzeichnet werden. Aus diesem Grund schildert Google-Vorstand und Ex-CEO Eric Schmidt gemeinsam mit Google-Ideas-Chef Jared Cohen der New York Times seine Ansichten zu Internetfreiheit und Zensurbekämpfung.

Schmidt beklagt, dass die Lage in vielen Ländern nicht rosig erscheint. In Russland, Vietnam oder Pakistan werden Blogs, Wikipedia oder Social-Media-Seiten blockiert. Wer gegen die Regeln verstößt, riskiert Gefängnisstrafen “oder Schlimmeres” (Schmidt), für sich alleine oder gar seine ganze Familie. Regierungen setzen eine große Bandbreite an Zensurmaßnahmen ein. Deep Packet Inspection, mit der das Online-Surfverhalten dokumentiert werden kann oder gezielte Cyberangriffe zählen dazu.

David gegen Goliath

Schmidt spricht von einer “Multibillionen-Dollar-Industrie”, die Regierungen Werkzeuge für die “digitale Repression” verschafft. Institutionen, die im Gegenzug Zensurmaßnahmen aufdecken und bewerten, sind dagegen wesentlich schwächer finanziert. Zensur-Erkennung werde beispielsweise vom Citizen Lab in Toronto betrieben, man befinde sich aber noch “in den frühen Tagen einer Kartierung der digitalen Zensur”, so Schmidt.

Neben der Erkennung der Zensur seien aktive Gegenmaßnahmen wichtig. Umgehungstechnologien wie Tor oder Proxyserver seien wirkungsvoll, allerdings werde Techniken wie diesen nicht immer vertraut - meist aus Angst, die eigene Regierung könnte dahinterstecken.

Zensur könne aber auch durch Peer-to-Peer-Software über die Internet-Verbindung von Privatpersonen im Ausland geroutet werden. Die Vertrauensfrage könne hier mit direkter Kontaktaufnahme über “Facebook oder Google Hangouts” gelöst werden - wobei Schmidt vergisst, dass gerade Dienste wie diese oft zu den ersten zählen, die in Staaten mit starker Internet-Zensur auf der schwarzen Liste landen.

Zensur in einem Jahrzehnt zu beenden

Schmidt hält auch Verschleierungstechniken für wertvoll. Geheime Internetverbindungen ins Ausland könnten als harmlose Online-Tätigkeiten wie Skype-Anrufe getarnt werden. Während es Regierungen möglich ist, die Internetverbindung für Individuen oder ganze Bevölkerungsgruppen zu verlangsamen oder vollständig zu kappen, wird die Blockierung sämtlichen Internetverkehrs in gewisse andere Staaten meist aus Rücksicht auf bilaterale Beziehungen vermieden.

Zuletzt ruft Schmidt dazu auf, die Internetfreiheits-Bewegung zu unterstützen, sowohl mit Geld als auch persönlichen Programmierfähigkeiten oder Lobbying im eigenen Land. Schmidt zeigt sich überzeugt, dass die Internet-Zensur weltweit innerhalb eines Jahrzehnts beendet werden könnte.

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