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Medizin

Interacct: App soll kranken Kindern helfen

Bei schweren Krankheiten von Kindern oder Jugendlichen ist es nach der Behandlung im Krankenhaus oft notwendig, dass die Patienten lange zu Hause bleiben müssen und dieses nicht verlassen dürfen. Grund dafür ist etwa Infektionsgefahr mit Viren oder Bakterien. Als besondere Herausforderung in solchen Situationen gestaltet sich die Kommunikation zwischen Patienten und Ärzten.

So müssen die Patienten selbstständig Buch über Symptome und Körperfunktionen führen und die Informationen an die behandelnden Ärzte weiterleiten. Besonders für Jugendliche ist dies oft eine mühselige Aufgabe. Um das den jungen Patienten zu erleichtern, wurde Interacct von Ruth Mateus-Berr, die als Wissenschaftlerin und Lehrende an der Universität für angewandte Kunst Wien und darüber hinaus als Künstlerin und Kunsttherapeutin arbeitet, initiiert.

Kommunikation optimieren

“Das Design der medizinischen Kommunikationsprozesse in Österreich ist optimierbar”, so Mateus-Berr im Gespräch mit der futurezone. Dies sei jedoch nicht unbedingt Schuld der Ärzte, sondern liege am System. Der Fokus von Interacct liegt derzeit auf Kindern und Jugendliche, die onkologisch erkrankt sind und oft monatelang zu Hause verbringen müssen.

In dieser Zeit müssen die Patienten Buch über ihre Befindlichkeit führen, damit die Ärzte entsprechend darauf reagieren können. “Die Motivation der Kinder, in ein weißes Papierheft zu schreiben, ist dabei allerdings eher gering”, so Mateus-Berr. Interacct stelle eine spielerische Alternative zu dem konventionellen Krankheits-Tagebuch dar. Die Kinder werden per interaktivem Frageformular dazu aufgefordert, Angaben zu ihrem Wohlbefinden direkt über die Handy-App einzugeben. Notwendig ist dazu lediglich ein gewöhnliches Android-Smartphone, die Unterstützung für iOS soll demnächst nachgereicht werden.

Spielerisch

Interacct ist aber nicht nur eine App, sondern eine Plattform”, so Mateus-Berr. “Kinder werden durch Spiele motiviert, ihre Daten einzugeben.” Der spielerische Aspekt geht aber noch weiter: So können die Ärzte etwa auswerten, wie die Kinder bestimmte Aufgaben in Spielen meistern und so wiederum Rückschlüsse über deren Befinden schließen. Die Ärzte können direkt auf die Ergebnisse reagieren: “Das Ärzeteam kann direkt eingreifen, indem es dem Kind bestimmte Aufträge erteilt, um die gewünschten Informationen zu erhalten.” Die Plattform kann so für die Ärzte eine ständige Quelle an Daten zum Krankheitsverlauf sein.

Technisch

Entwickelt wird Interacct von der Fakultät für Informatik an der Universität Wien und der Firma T-Systems gemeinsam mit der St. Anna Kinderkrebsforschung. Projektleiter an der Fakultät für Informatik ist Helmut Hlavacs. “Die Plattform hat zwei Teile”, erklärt er im Gespräch mit der futurezone. “Es gibt das Clinical Interface, also den Teil auf den die Ärzte zugriff haben. Dort kann eingestellt werden, welche Daten zu erfassen sind.” Der zweite Teil der Oberfläche ist der, auf den das Kind Zugriff hat: “Das Ganze ist sehr kindgerecht gestaltet”, so Hlavacs. “Das Kind sieht etwa eine Darstellung eines Körpers und kann dort direkt markieren, wo es Schmerzen hatte.”

Derzeit fokussieren sich die Initiatoren auf Smartphones und Tablets, da die Geräte sehr weit verbreitet sind und die entsprechende Software einfach über den App-Store heruntergeladen werden kann. In Zukunft könnten jedoch noch ganz andere Aspekte in die Plattform eingebaut werden. “Die Idee ist, auch etwas mit Virtual Reality zu machen”, so Hlavacs. “Hier experimentieren wir etwa mit Google Cardboard. Wir haben allerdings noch keinen wirklich sinnvollen Einsatz gefunden, das kann aber noch kommen”, erklärt der Forscher. “Die Kinder sind jedenfalls schon jetzt ganz hin und weg.”

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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