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Technik

IS geht mit Hilfe aus Europa online

Dass die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) online gut vernetzt ist, ist weitestgehend bekannt. Die Organisation nutzt das Netz nicht nur für Propagandazwecke, sondern auch zur Koordination. Auch bei Anschlägen dürfte das Internet ein wesentlicher Faktor in der Kommunikation sein. Doch wie kommen die Milizen in den besetzten Gebieten wie etwa in Syrien überhaupt online? Laut einem aktuellen Bericht im Nachrichtenmagazin Spiegel wohl in erster Linie über Satelliten, da die Telekommunikationsinfrastruktur großteils zerstört ist.

Die notwendige Technik dafür dürfte laut dem Spiegel in erster Linie von den Satellitenbetreibern Eutelsat aus Frankreich, Avanti Communications aus Großbritannien und SES aus Luxemburg stammen. An Eutelsat ist sogar der französische Staat mit 26 Prozent beteiligt.

Vertriebswege

Herstellen lassen diese Unternehmen in anderen Ländern wie in den USA. An Endkunden wie Firmen oder Privatleute gehen die Anlagen über Vertriebsfirmen. Eine davon ist die deutsche Firma Sat Internet Services aus dem norddeutschen Neustadt am Rübenberge.

Zollpapieren zufolge hat alleine diese Firma in den Jahren 2013 und 2014 mehr als 6000 Anlagen in die Türkei geschickt. Dort waren im ersten Quartal 2015 insgesamt 11.000 Anlagen gemeldet, lediglich 500 mehr im Vorjahr. Die meisten der in die Türkei geschickten Zugangsanlagen müssen also das Land wieder verlassen haben. Vermutet wird, dass sie zu einem großen Teil auch nach Syrien exportiert worden sind, wo sie auch vom Islamischen Staat eingesetzt werden dürften.

Kein Kommentar

Auf Nachfrage vom Spiegel geben sich die Betreiber zurückhaltend. Eutelsat verweist lediglich darauf, dass man in Syrien keinen Dienstleister beschäftige und keinen Kontakt mit Endkunden habe.

Ganz unwissend dürften die Betreiber laut dem Spiegel jedoch nicht sein. Wenn der Zugang per Satellit konfiguriert wird, muss der Nutzer seine GPS-Koordinaten angeben, um eine reibungslose und schnelle Verbindung zu ermöglichen. Dem Spiegel liegen einige dieser Daten vor, die zeigen, dass die Technik auch in den vom IS besetzten Gebieten eingesetzt wird.

Gründe für Zurückhaltung

Unklar ist, warum es die Betreiber anscheinend wissend in Kauf nehmen, dass ihre Netzwerke auch von Terroristen genutzt werden. Die Firmen könnten die Zugänge sehr einfach sperren, wenn es einen entsprechenden Verdacht gibt. Möglich wäre, dass es lediglich ums Geschäft geht. Denkbar wäre jedoch auch, dass Geheimdienste involviert sind, die von den Betreibern mit Daten darüber beliefert werden, was und wo die Terroristen kommunizieren.

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