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Jedes zweite im Netz gekaufte Medikament ist Fälschung

Konsumenten haben keine Ahnung, dass die bestellten Waren hohe gesundheitliche Risiken zur Folge haben und nur einem helfen, nämlich dem Fälscher. Pharmaunternehmen wie Bayer und Pfizer sowie die deutschen Apothekenverbände haben nun ein neues Sicherheitssystem entwickelt, das in vier Jahren europaweit eingesetzt werden soll.

Denn die Fälscherbanden schrecken vor nichts zurück. Die imitierten Arzneimittel können keinen, zu viel oder den falschen Wirkstoff enthalten. „Es wird alles gefälscht, was am Ende des Tages Profit bringt“, so Martin Schulz, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker. Hergestellt werden die Medikamente in Hinterhöfen oder Garagen unter unhygienischen Bedingungen, die Inhaltsstoffe sind dadurch bedenklich und auch giftig. In einem Bericht des österreichischen Finanzministeriums über Produktpiraterie aus dem Jahr 2012 wird etwa ein Aufgriff des Wiener Zollamtes geschildert, bei dem Tabletten im Blister bereits massiv von Schimmel befallen waren. „Selbst das hat die kriminellen Drogenbosse nicht davon abgehalten, diesen Ramsch über das Internet zu verkaufen“, heißt es in dem Bericht.

Kaum zu unterscheiden
Von den Verbrauchern werden die Fälschungen kaum von den Originalmedikamenten unterschieden. Auch Pharmaexperten stoßen da oft auf ihre Grenzen. Schulz berichtete von einem gefälschten Magenschutz, einem Potenzmittel und einer Anti-Baby-Pille, die sogar auf legalem Weg in die Apotheken gekommen sind, dort aber nicht in den Verkauf gelangten.

Gefälschte Arzneimittel sind zehnmal lukrativer als Drogen, zeigte Peter Keller vom deutschen Zollkriminalamt auf. Keller rechnete vor: Die Beschaffungskosten von Heroin betragen 1.000 bis 2.000 Euro pro Kilogramm, der Erlös bringt 25.000 bis 30.000 Euro pro Kilogramm. Doch die Herstellungskosten eines gefälschten Potenzmittels betragen lediglich 40 bis 50 Euro pro Kilogramm, die Hersteller können jedoch mit einem Erlös von 8.000 bis 23.500 Euro pro Kilogramm rechnen. Neben den hohen Gewinnen, können die Kriminellen nur schwer ausfindig gemacht werden. Durch den geschützten Internethandel können die Fälscher rasch ihre Identität wechseln, die Lieferung erfolgt durch Post- und Kurierdienste.

Österreich großer Markt
Die jüngsten Zahlen des österreichischen Finanzministeriums zum Aufgriff von gefälschten Medikamenten stammen aus dem Jahr 2012. Die Statistiken belegen, dass Österreich zu einem großen Markt bei Arzneifälschungen gehört. 2010 wurden in Österreich 16.903 gefälschte Medikamente (in 404 Sendungen) aufgegriffen, im Jahr 2011 waren es bereits 41.589 (in 823 Sendungen). Im Jahr 2012 gab es dann einen leichten Rückgang (33.404 Fälschungen in 630 Sendungen), der mit der verstärkten Aufklärung der Konsumenten besonders rund um Weihnachten erklärt wird.

In Österreich war die Zahl von illegalen Arzneimittel-Bestellungen mit 28,7 Prozent der Fälle höher als im Schnitt der EU-Länder (23 Prozent), wie Anfang August aus Brüssel berichtet wurde. Die Hitliste der vom österreichischen Zoll beschlagnahmten gefälschten Arzneimittel wird nach wie vor von Lifestyle-Präparaten, hauptsächlich Potenzmitteln, Diätpillen und Haarwuchspräparaten, angeführt.

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