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Boom

Klassische Kalender verkaufen sich trotz Digitalisierung

Der Kalender erlebt ein Comeback. „Wir sehen einen Rückwärtstrend“, sagt eine Sprecherin von Filofax Deutschland. Einige Kalenderformate für das Jahr 2014 waren schon vor Weihnachten ausverkauft, weil das Unternehmen nicht mit einem derartigen Ansturm gerechnet hatte.

Zur Freude vieler Hersteller kehren viele Kunden von der Terminplanung im Smartphone oder Computer zum Papier-Kalender zurück. „Wir beobachten trotz aller Digitalisierung, dass die Familien- und Notizkalender sowie die Taschenkalender besonders gut verkauft werden“, sagt die Verkaufsleiterin des DuMont-Kalenderverlags, Antje Voland.

Doppelte Einträge

Viele fahren auch zweigleisig und betreiben eine Art doppelte Buchführung. „Sie nutzen zwar das Smartphone oder Ähnliches zur Terminverwaltung, es werden aber parallel auch klassische Terminkalender genutzt, weil man sich nicht allein auf die elektronische Terminverwaltung verlassen will“, sagt Susanne Bergmann, die in dritter Generation den Kalenderhersteller Zettler in Schwabmünchen bei Augsburg führt. Jährlich produziert das Traditionsunternehmen dort rund 14 Millionen Kalender.

Daneben gibt es aus Sicht der Firmen aber auch praktische Gründe dafür, dass der Kalender entgegen aller Prophezeiungen nicht ausstirbt. „Man kann eben nicht gleichzeitig mit dem Smartphone telefonieren und sich darin Notizen machen“, sagt die Filofax-Sprecherin. Besonders bei Frauen seien Terminplaner angesagt, in dem sich auch Kassenbons, Visitenkarten oder andere Papiere verstauen lassen.

Auch Wandkalender lassen sich nicht vom technischen Fortschritt abhängen. „Der Kalender ist ziemlich resistent gegen die Digitalisierung“, sagt Bernhard Fetsch von der Geschäftsleitung der größten deutschen Kalendergruppe Harenberg, Heye und Weingarten. Vom Familienplaner über Mops-Kalender bis hin zu hochwertigen Kunstkalendern hat das Unternehmen aus Unterhaching bei München rund 1.000 verschiedene Modelle im Angebot.

Das Jahr 2014 ist für die Hersteller aber schon fast abgehakt: Im Frühjahr kommen die Kalender für 2015 in den Handel. Die meisten Kunden bleiben ihrem Motiv aber treu und kaufen alle Jahre wieder den gleichen Kalender. „Hilfreich für die Kalenderverlage ist, dass der berühmte Schatten an der Wand auch im nächsten Jahr besetzt sein soll“, sagt DuMont-Verkaufsleiterin Voland. Bei dem Verlag steht seit 25 Jahren ein Küchenkalender mit Rezepten, Gedichten und Extra-Poster auf Platz eins. Auch sonst dominieren traditionelle Motive wie Landleben, Handarbeiten oder Kräuterküche.

Umsatzplus

Die Auswahl ist aber fast grenzenlos: Allein im Jahr 2013 erschienen in Deutschland fast 14.000 verschiedene Kalender, die den Herstellern ein sattes Umsatzplus von fast vier Prozent bescherten. Davon profitieren auch Buchhändler, die einen Teil ihres Geschäfts mit Kalendern machen. „Der Kalendermarkt ist ein stabiles und verlässliches Segment im Buchhandel“, sagt eine Sprecherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.

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