Start-up-Geschichten

Newsgrape: Geldmaschine für Online-Texte


Zuerst Gutenbergs Buchdruck, dann Radio, Fernsehen sowie Internet und jetzt Newsgrape: So sehen zumindest der Österreicher Felix Häusler (21) und der Deutsche Leo Fasbender (22) die Evolution der Medien. Mit ihrem Web-Dienst http://www.newsgrape.com wollen sie nichts weniger als die "Nachrichten- und News-Welt auf den Kopf stellen". Das Problem, das beseitigt werden soll: Auf der Suche nach Informationen müsse man sich endlos durchs Web klicken. Die Lösung: Mit Newsgrape soll eine zentrale Plattform geschaffen werden, auf der sowohl Leser als auch Verfasser auf direktem Weg zueinander finden.

Bereits als "YouTube für Texte" gehandelt, soll Newsgrape eine neue Art des Bloggens schaffen und erinnert damit frappant an www.scribd.com, das schon vor drei Jahren gegründet wurde. Anstatt auf einzelnen, im Internet verteilten Weblogs um Publikum zu buhlen, soll Newsgrape jedenfalls eine zentrale Anlaufstelle für interessierte Leser werden. Vom privaten Blogger bis zum großen Medienhaus dürfen alle ihre Artikel einstellen. Dadurch könnte ein umfangreiches Online-Magazin entstehen, das von der Community geschrieben wird.

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Den Lesern wird Hilfestellung bei der Nutzung gegeben. Zum einen werden die Beiträge sowohl durch einen Algorithmus als auch durch die Bewertungen und Kommentare der Nutzer bewertet. Auf dieser Basis will Newsgrape seinen Usern interessante Inhalte vorschlagen. hat man an einem Autor oder einer Quelle Gefallen gefunden, kann man sie abonnieren. Mehrere Abonnements würden dann ein personalisiertes Online-Magazin, ein sogenanntes "E-Go" schaffen. Außerdem können sich Autoren selbst zusammenschließen und Newsgrape-Magazine gründen. Kosten wird die Nutzung nichts.

Mitverdienen

Anstatt auf ein Paid-Content-Modell zu setzen, wie es etwa das schwedische Start-up Flattr versucht, wollen die Newsgrape-Gründer die Werbung die Finanzierung übernehmen lassen. So wie bei YouTube werden die Content-Lieferanten bei Newsgrape mitverdienen dürfen. Sie sollen bis zu 75 Prozent der Werbeeinnahmen bekommen. Je öfter ein Artikel also angeklickt wird, desto mehr verdient sein Verfasser.

Dieses System soll nicht nur kleinen Bloggern, sondern auch etablierten Online-Medien zu gute kommen. In einem Partnerprogramm können diese kurze Anreißer als Gustomacher bei Newsgrape veröffentlichen und damit mehr Traffic auf ihre eigenen Web-Angebote locken. Gleichzeitig erhalten sie Anteile an den Werbeeinnahmen, die Newsgrape umsetzt.

Auf Geldsuche

Derzeit ist Newsgrape, an dem Fasbender und Häusler seit einem Jahr arbeiten, noch nicht verfügbar. Denn Häusler und Fasbender müssen noch das nötige Kleingeld für den Beta-Start zusammentragen. Anstatt sich von einem Risikokapitalgeber oder Angel Investor unter die Arme greifen zu lassen, setzen sie auf die Finanzierungs-Plattform www.kickstarter.com. Diese wurde 2010 bekannt, weil sich der "Facebook-Killer" Diaspora auf diesem Weg 200.000 Euro beschaffte, um starten zu können. Newsgrape will via Kickstarter bis 16. Jänner 12.500 US-Dollar (etwa 9.300 Euro) sammeln, um online gehen zu können. Derzeit ist nur ein Viertel der Geldmenge gestellt.

Wer an die Idee glaubt, kann die Plattform mit Beträgen ab 5 Dollar unterstützen. Je nach Höhe des Betrag bekommt man verschiedene "Goodies" wie etwa Zugang zum geschlossenen Beta-Test, Aufkleber oder T-Shirts. Kurios: Wer mehr als 1.500 Dollar spendiert, bekommt Zugriff auf die Webcam im Wiener Newsgrape-Büro und kann so das derzeit vierköpfige Team bei der täglichen Arbeit bespitzeln. Firmenanteile kann man über Kickstarter nicht kaufen.

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(Jakob Steinschaden)

Im Rahmen der Serie Start-up-Geschichten berichtet die Futurezone über aktuelle Entwicklungen bei heimischen Start-ups und porträtiert junge Unternehmen und frische Internet-Ideen.

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