Satoru Iwata, Präsident von Nintendo, ist gestorben
Satoru Iwata, Präsident von Nintendo, ist gestorben
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Trauer

Nintendo verliert sein Herz – Satoru Iwata ist tot

Der Präsident des japanischen Videospielherstellers hinterlässt ein großes Vermächtnis.Iwata, der die Geschicke des japanischen Traditionsunternehmens 13 Jahre lang geleitet hat, wurde nur 55 Jahre alt. Er litt seit längerem an Krebs und war schon vor einem Jahr im Gallengang operiert worden. Wie jetzt bekannt wurde, ist Iwata am 11. Juli seiner Krankheit erlegen. Millionen von Videospielfans auf der ganzen Welt trauern nun um den beliebten Manager, dessen Karriere als Spieleentwickler begonnen hat. Iwata war als Programmierer unter anderem an der Produktion der beliebten Spieleserie rund um den Charakter „Kirby“ beteiligt. Seiner Leidenschaft für gute Videospiele blieb Iwata auch als Manager treu. Er galt als zugänglich und freundlich und passte so hervorragend zum Image von Nintendo, das sich bei Videospielefans jeder Altersklasse vor allem mit jugendfreien Spieleklassikern wie der Super-Mario-Reihe einen guten Ruf erarbeitet hat. Nach Iwatas Tod wird das Unternehmen interimistisch von Genyo Takeda und Shigeru Miyamoto geleitet.

Große Erfolge

Iwata war der erst vierte CEO in der hundertjährigen Unternehmensgeschichte von Nintendo und der erste, der nicht dem Yamauchi-Klan entstammte, der das Unternehmen groß gemacht hat. Als der ehemalige Entwickler 2002 an die Spitze des Unternehmens vorrückte, war die erste goldene Ära des Unternehmens bereits vorbei. Neue Konkurrenz auf dem Konsolen-Markt, erst durch Sony und später durch Microsoft, machten dem einstigen unumstrittenen Platzhirschen im Geschäft mit Videospielen für zuhause das Leben schwer. Iwata konnte mit dem Nintendo DS, einem tragbaren Videospielesystem, das in der Tradition von Nintendos äußerst erfolgreichem erstem mobilen Gerät, dem Game Boy, stand, 2004 einen großen Erfolg verbuchen. Die wohl wichtigste Veröffentlichung, die in Iwatas Ära passierte, ist aber die „Wii“, jene Konsole, die 2006 das Prinzip der Gestensteuerung salonfähig machte und so die weitaus leistungsstärkeren Konsolen der Konkurrenz an den Ladentheken weit hinter sich lassen konnte.

An diesen Riesenerfolg konnte Nintendo zuletzt nicht mehr anschließen. Der Wii-Nachfolger „Wii U“ verkaufte sich bei Weitem nicht mehr so gut. Zudem machten Umbrüche im Videospielemarkt Nintendo das Leben schwer. Das Aufkommen von Gratis-Spielen und die zunehmende Verwendung von Smartphones und Tablets als Videospielgeräte stellten das Unternehmen vor große Herausforderungen. Iwata hat sich lange geweigert, Nintendos große Stärke, die vielen bekannten Spielemarken wie Zelda oder Super Mario, auf anderen Plattformen anzubieten. Erst im März 2015 hat Iwata seine Meinung geändert und einen Vertrag mit dem Handyspielehersteller DeNA geschlossen, um Spiele auf mobile Geräte zu bringen. 2013 gab es erstmals seit Jahren Gewinne, für heuer werden aber rund 176 Millionen Euro Verlust erwartet.

Unternehmensgeschichte

Nintendo wurde 1889 als Spielkartenhersteller in Kyoto gegründet. In den 1960er-Jahren produzierte die Firma Spielzeug. Als Anfang der 70er kommerzielle Videospiele auftauchten, baute Nintendo Automaten für Spielhallen und erste Heimsysteme. Anfang der 1980er-Jahre kam der NES (Nintendo Entertainment System) auf den Markt. Spiele wie Super Mario oder Zelda wurden für dieses äußerst erfolgreiche Gerät entwickelt. 1989 erschien der Game Boy, ein tragbares Gerät für Spiele. 1990 folgte mit dem Super NES die nächste Konsolengeneration. Der Nintendo 64 erschien in Europa 1997. Anfang der 2000er erschienen neue Varianten des Game Boys, die Spiele in Farbe ermöglichten. Die Wii brach ab 2004 Verkaufsrekorde. Mit einem erwarteten Jahresumsatz von 4,2 Milliarden Euro für 2014 ist Nintendo einer der weltgrößten Spielehersteller.

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Markus Keßler

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