Gewalttätigen Videospielen, vor allem Ego-Shootern, wird gerne vorgeworfen, gewalttätiges Verhalten zu fördern
Gewalttätigen Videospielen, vor allem Ego-Shootern, wird gerne vorgeworfen, gewalttätiges Verhalten zu fördern
© Reuters

Studie

Schwierige Videospiele machen aggressiv, Gewalt irrelevant

Die Diskussion, ob Videospiele Gewalttätigkeit fördern oder keinerlei Auswirkungen auf Spieler haben, wird bereits seit Jahrzehnten geführt. Nun haben Forscher der US-Universität Rochester einen neuen Ansatz untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass nicht gewalttätige Inhalte Aggressionen fördern, sondern der Schwierigkeitsgrad eines Spieles selbst und wie der Spieler mit seiner Frustration umgeht. Demnach führten vor allem Situationen, die nicht vom Spieler gemeistert werden konnte, zu Frustration und in weiterer Folge zu Aggression. Dieses Verhalten wurde in verschiedenen Experimente nachgewiesen, an denen insgesamt 600 Studenten teilnahmen.

Mehr Fairness statt weniger Gewalt

Bei einem Experiment wurden die Teilnehmer darum gebeten, eine Hand in eiskaltes Wasser, dessen Temperatur Schmerzen bereitete, für 25 Sekunden zu tauchen. Dabei wurde ihnen gesagt, dass die Länge von jenem Teilnehmer, der vor ihnen an der Reihe war, bestimmt wurde - was allerdings nicht stimmte. Anschließend mussten sie eine einfache oder unfaire Version von Tetris spielen, die Version wurde zufällig zugeteilt. Danach mussten sie nochmals ihre Hand untertauchen. Personen, die die unfaire Version spielten, hielten ihre Hand im Durchschnitt zehn Sekunden länger unter Wasser und wollten so die Person, die nach ihnen an der Reihe war, bestrafen.

Ein weiteres Experiment nutzte modifizierte Versionen des Ego-Shooters Half Life 2. Alle Testpersonen spielten ein Multiplayer-Deathmatch, doch es wurde eine "gewaltfreie" sowie eine "gewalttätige" Version erstellt. In der gewaltfreien Version wurden die Gegner wie beim Paintball mit Tags beschossen, bei einem Treffer sind sie sofort verschwunden. In der Version mit Gewalt war es hingegen möglich, die Gegner zu "verstümmeln" und Körperteile abzutrennen sowie die Gegner "blutspuckend zurückzulassen." Die Differenz in den Aggressionen waren minimal. Auffällig war jedoch, dass die Aggressivität deutlich gesenkt wurde, wenn vor dem Deathmatch ein Tutorial gespielt wurde, das das Spiel erklärt.

Wie Fehlentscheidung im Sport

"Es ist ein komplexes Thema und viele Menschen haben eine simplifizierte Sicht auf diese Dinge", so Richard Ryan, einer der Verfasser der Studie. Ihm zufolge können Spiele wie Tetris oder Candy Crush ebenso viel, wenn nicht sogar mehr, Aggressionen auslösen wie gewalttätige Spiele. "Wenn Menschen das Gefühl haben, dass sie keine Kontrolle über den Ausgang eines Spiels haben, führt das zu Aggressionen", sagt Ryan und vergleicht das mit Reaktionen auf Fehlentscheidungen im Sport.

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