Atze Schröder misst seine Wurst und macht geschmacklose Anspielung auf Gina-Lisa Lohfink
Atze Schröder misst seine Wurst und macht geschmacklose Anspielung auf Gina-Lisa Lohfink
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Deutschland

Atze Schröder entschuldigt sich für sexistischen Clip

"Seid ihr bereit für die größte Wurst des Sommers? Danach müssen Gina und Lisa erstmals in die Traumatherapie." Mit dieser zweideutigen Anspielung machen der deutsche Geflügelproduzent und der deutsche Comedian Atze Schröder für eine Bratwurst Werbung und wollen offenbar wahnsinnig lustig sein. Abgesehen vom so oder so sexistischen Unterton finden das viele in Deutschland, aber auch in Österreich absolut geschmacklos.

ABD0117_20160613 - BERLIN - DEUTSCHLAND: Das Model Gina-Lisa Lohfink (M) steht am 01.06.2016 in Berlin in einem Gerichtssaal des Amtsgericht Tiergarten hinter der Anklagebank zwischen ihren Anwälten Christian Simonis (l) und Burkhard Benecken(r). Dort begann der Prozess wegen Falschaussage. Ihr wird laut Gericht vorgeworfen, 2012 bewusst wahrheitswidrig eine Vergewaltigung durch zwei Männer angezeigt zu haben. (ARCHIVBILD VOM 1.6.2016) - FOTO: APA/DPA/KLAUS-DIETMAR GABBERT

Mutmaßliches Vergewaltigungsopfer

Denn die ursprünglich aus Germany's Next Top Model bekannte Gina-Lisa Lohfink, auf den der Sager offenbar anspricht, steht am Montag erneut vor Gericht. Gegenstand des Prozesses ist eine von ihr angezeigte Vergewaltigung, die als Videoclip ihren Weg ins Netz fand. Auf dem Video ist mehrfach zu hören, wie Lohfink "Hör auf!" sagt, das deutsche Gericht wies die Anzeige aber ab und verurteilte Lohfink im Januar 2016 gar zu 24.000 Euro wegen falscher Verdächtigung. Die Entscheidung sorgte unter dem Hashtag #TeamGinaLisa für eine Solidaritätswelle mit Lohfink und heftige Kritik am deutschen Strafrecht.

Dass der Geflügelproduzent angesichts der Vergewaltigungsdiskussion nichts besseres zu tun hat, als "Gina und Lisa" eine Traumatherapie wegen großer Würste zu verschreiben, sorgt für Empörung. Der Clip stammt offenbar bereits aus dem März 2016, ist derzeit aufgrund der Fußball-EM, auf die im Clip angespielt wird, aber gerade wieder in Dauerschleife. Neben Jan Böhmermanns Sendung Neo Magazin Royale, die Kritik an dem Clip auf Twitter äußerte, meldeten sich auch zahlreiche Menschen auf Twitter, Facebook und Co zu Wort, welche den Clip verurteilten. Auch zu einem Boykott von Wiesenhof wurde aufgerufen.

Update - Schröder entschuldigt sich

Vor kurzem meldet sich schließlich Atze Schröder zu Wort und bat auf Facebook um Entschuldigung. Der Spot sei vor einem Jahr gedreht worden und hätte niemals veröffentlicht werden dürfen. Schon gar nicht jetzt, wo er einen Bezug herstellt, der ekelhaft ist und so nie gedacht war. "Wie es so ist im Leben, manchmal denkt man nicht nach und macht eine große Dummheit, die man hinterher bereut. Tut mir leid, dass ich so dämlich war", postete Schröder und gab bekannt 20.000 Euro an den Verein Roterkeil.net zu spenden, der sich gegen Kinderprostitution engagiert.

Inwieweit der terminliche Dreh vor dem Lohfink-Prozess den Sexismus im Clip ("Deshalb stehen die Frauen für meine lange Wurst an") besser macht, muss Schröder erst noch erklären. Dazu kommt, dass das Video mit Lohfink, in der die mutmaßliche Vergewaltigung zu sehen ist, seit über einem Jahr die Runde macht. Auch dass ihm der Zusammenhang zum Vergewaltigungsprozess nicht auffiel, obwohl der Werbeclip schon seit mehreren Wochen online war, wirft nicht unbedingt das beste Licht auf den Comedian.

Clip nicht mehr auf YouTube

Auch der Geflügelproduzent ruderte im Laufe des Samstags zurück. Vor dem Hintergrund der Berichterstattung um Lohfink hätte der Spot so definitiv nicht veröffentlicht werden dürfen, teilte der Marketing-Geschäftsführer von Wiesenhof, Ingo Stryck, mit. "Dafür möchten wir uns in aller Form entschuldigen und haben das Video sofort aus dem Netz genommen." Das "sofort" wirkt angesichts dessen, dass der Spot offenbar mehrere Wochen online war, befremdlich.

Denn bis heute Nachmittag war er bereits über 1,5 Millionen mal aufgerufen. Die Daumen runter Bewertungen waren mit 2800 zu 135 aber auch hier eindeutig in der Mehrheit. Der Fall dürfte Wiesenhof auch eine Beschwerde beim deutschen Werberat einhandeln. Auf die generelle Kritik vieler Menschen, dass der Clip per se sexistisch und abstoßend ist, ging der Marketing-Chef von Wiesenhof nicht ein. Auch ein Rechtschreibkurs wäre empfehlenswert. Das beworbene Produkt "Atze's großes Finale" operiert mit einem Apostroph, der nur im Englischen korrekt ist.

#Wiesenhof hat sein Rape-Joke-Video kommentarlos gelöscht. Wenn es doch bloß jemand gesichert hätte...? Oh, richtig: pic.twitter.com/8IXeXkb7gB

Daniel Laufer (@DanielLaufer) 25. Juni 2016

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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