Am Start-up Authentic Vision, das von Thomas Weiß (links) und Jürgen Mathwich gegründet wurde, hat sich nun auch der US-Investor Dolby Family Ventures beteiligt
Am Start-up Authentic Vision, das von Thomas Weiß (links) und Jürgen Mathwich gegründet wurde, hat sich nun auch der US-Investor Dolby Family Ventures beteiligt
© Authentic Vision

Start-up

Sichere Etiketten gegen Produktfälschungen

Es ist eines der Probleme beim Einkaufen im Internet – Konsumenten können nie ganz sicher sein, ob das, was sie auf einer Plattform gekauft haben, ein originales oder ein gefälschtes Produkt ist. Vor allem beim Online-Medikamenten-Handel ist die Fälschungsquote sehr hoch, doch auch bei alkoholischen Getränken, Modeartikel und elektronischen Produkten treten häufig Fälschungen auf, die meist über weniger bekannte Plattformen vertrieben werden. Das Salzburger Start-up Authentic Vision, ein Spin-off der Fachhochschule Salzburg, hat ein neues Etikett entwickelt, mit der die Originalität von Produkten überprüft werden kann.

Logo Authentic Vision

QR-Code und Hologramm

Das Etikett besteht aus einem QR-Code, in dessen Mitte ein kleines Hologramm aufgedruckt ist. „Unsere Sicherheit liegt aber nicht im Hologramm, das könnte man ja fälschen, sondern dass es zufällig ist und in unserem System eindeutig mit einem konkreten Produkt hinterlegt ist“, sagen die beiden Authentic-Vision-Gründer Thomas Weiß und Jürgen Mathwich im futurezone-Gespräch. Bei der Etiketten-Produktion wird nämlich ein dreidimensionales Foto vom Hologramm erstellt und gemeinsam mit der Seriennummer abgespeichert.

Authentic Vision

Kauft der Konsument nun etwa ein Medikament, so kann er die Echtheit eines Produkts mit der App „CheckIfReal“ (für iOS und Android) überprüfen – man aktiviert die App, nimmt das Etikett mit der Smartphone-Kamera ins Visier; QR-Code, Seriennummer und das Video des Hologramms (man muss das Smartphone in verschiedene Richtungen drehen und wenden, um den 3D-Effekt des Hologramms aufzunehmen) werden online mit der in der Datenbank hinterlegten Informationen abgeglichen. Ist es ein originales Produkt, scheint nicht nur ein „Authentic Product“-Logo mit grünem Häkchen auf, sondern man wird auf die Herstellerseite weitergleitet, auf der Informationen zum Produkt zu lesen sind. „Das ist ein weiterer Vorteil von Authentic Vision, dass die Hersteller direkt mit den Konsumenten kommunizieren können und quasi über das Etikett einen Kontakt herstellen können“, sagt Weiß.

Niedrige Kosten

Eine weiteres Argument für die österreichische Lösung scheinen die Kosten zu sein: Die Authentic-Vision-Etiketten sind günstiger als jeder Funkchip auf der seit einem Jahrzehnt diskutierten RFID-Basis und kostet lediglich so viel wie ein normales Etikett. „Ein Etikett kostet wenige Cent“, so Mathwich. „Authentic Vision ist auch deshalb besser als RFID, weil es wenige Handys mit integriertem RFID-Leser gibt, aber jedes Smartphone, Tablet oder fast jedes Laptop eine Kamera hat, mit dem das Etikett gescannt werden kann“, ergänzt Weiß. Hinzu kommt – ist ein RFID-Chip kaputt, so hat man genau genommen ein gefälschtes Produkt in der Hand, weil die Echtheit nicht verifiziert werden kann.

Authentic Vision App

Einfach zu drucken

Die Kosten sind unter anderem auch ein Grund, warum sich RFID nicht wirklich durchgesetzt hat, „bei unserer Lösung kann praktisch jeder Konzern seine Etiketten selber drucken“, so Weiß. Die Etiketten lassen sich freilich nicht ablösen, sie sind mit dem selben Sicherheitsmechanismus wie die Autobahn-Vignette versehen. Authentic Vision würde als Lizenzprodukt angeboten werden, „wir liefern die technische Lösung im Hintergrund, sprich, den Datenabgleich beim Scan.“ Mehrere Patente stecken in der Entwicklung, vier wurden bereits genehmigt, sechs weitere wurden eingereicht.

Dolby hat sich beteiligt

International hat Authentic Vision jedenfalls bereits Aufmerksamkeit erlangt, denn nun hat sich Dolby Family Ventures, eine Beteiligungsgesellschaft des amerikanischen Sound-Konzerns Dolby, am Salzburger Unternehmen mit einer hohen sechsstelligen Summe beteiligt. Die Kontakte hat Dolbys Europa-Chef Andreas Spechtler, selbst Salzburger, hergestellt. „Authentic Vision ist nicht nur eine brillante Geschäftsidee, sondern hat das Potenzial, eine Weltfirma im Bereich des Produkt- und Markenschutzes zu werden.“

Derzeit laufen einige Pilotversuche in den verschiedensten Branchen, von der Unterhaltungs- über die Pharma- bis zur Medienindustrie, in den kommenden Monaten sind neue Firmenvertretungen in Asien und in den USA geplant. „Unsere Vision ist, dass Authentic Vision das Synonym für originale und authentische Produkte wird“, sagen die beiden Firmengründer, die aus ihrem 10-Mitarbeiter-Unternehmen einen großen Player am Markt machen wollen.

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