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ITS Weltkongress

Sicherheit, Komfort und Umwelt im Fokus

Der 19. ITS Weltkongress hat begonnen. Am Montag eröffnete Verkehrsministerin Doris Bures die fünftägige internationale Veranstaltung, bei der die neuesten Entwicklungen im Verkehrstechnik-Bereich präsentiert werden. Von 22. bis 26. Oktober werden rund 10.000 Besucher im Messezentrum Wien erwartet. Zu den ersten zählten am Montag zahlreiche Minister und weitere hochrangige Regierungsvertreter. Über 300 Aussteller laden an ihre Messestände. Dazu gibt es rund 230 Meetings und Workshops sowie zahlreiche Praxis-Demonstrationen.

Investment

Die Zukunft des Verkehrs fokussiert sich am Kongress in drei wichtigen Punkten: Mehr Sicherheit, weniger Staus und weniger Umweltbelastung. “Intelligente Verkehrssysteme werden uns in Zukunft rechtzeitg und punktgenau vor brenzligen Situationen im Straßenverkehr warnen, uns Sprit sparen helfen, indem sie die effizienteste Route vorschlagen, uns bei Staugefahr einen Vorschlag zum Umsteigen auf die öffentlichen Verkehrsmittel machen und das Ticket gleich mitbestellen”, meint Verkehrsministerin Bures bei der Eröffnung.

Das Bundesministerium für Verkehr, Innovationen und Technologie (BMVIT) habe in den vergangenen Jahren über 100 Millionen Euro in die Entwicklung neuer Lösungen investiert. Nun sei die Zeit gekommen, da diese Lösungen “hinaus aus den Labors auf die Straße kämen”, so Bures. Vor allem die steigende Verbreitung von Smartphones sei hier sehr hilfreich. Eine Vielzahl von Projekten biete Impulse für die heimische Wirtschaft. Die Verkehrsindustrie hat hierzulande immerhin 20.000 Beschäftigte.

Kooperation

Die Relevanz für Österreichs Wirtschaft betont auch Georg Kapsch, Präsident der Industriellenvereinigung. “Österreich hat eine intensive ITS-Industrie”, so Kapsch. Viele Unternehmen hätten eine Spitzenfunktion im internationalen Wettbewerb. Hohe Ziele der Politik, wie die Reduzierung der CO²-Belastung seien nur mit neuen Entwicklungen zu bewerkstelligen. “Die Industrie ist der Kern der Lösung der Umweltfrage”, ist Kapsch überzeugt.

Umweltfreundlichkeit, Bequemlichkeit, Sicherheit seien auch die Zielvorgaben der Bahn. Für ÖBB-Vorstand Christian Kern geht der Trend eindeutig Richtung Schiene. Urbanisierung, der Anstieg von Ein-Personen-Haushalten, Mobilgeräte bieten der Bahn ein Potential, das man nur verbessern kann, wenn man das Angebot verbessert. Maßgeblich dafür seien vor allem Kooperationen - auf europäischer Ebene, mit klassischen und neuen Playern. Die ÖBB planen etwa, künftig verstärkt mit Google zusammenzuarbeiten und eigene Daten in Google Maps einfließen zu lassen. Eines müsse man jedoch immer im Auge behalten, so Kern: “Aus einem Partner kann schnell ein Konkurrent werden.” Schlussendlich wolle man aus Investitionen auch Einkünfte erwirtschaften.

 

Interoperabilität

Für Jean Mesqui stehen konkrete Verbesserungen im Vordergrund. Mesqui ist Chairman der europäischen Dachorganisation ERTICO, welche den ITS-Weltkongress jährlich zusammen mit Partner-Verbänden aus den USA und Asien veranstaltet. Von 2011 bis 2020 soll es 30 Prozent weniger tödliche Unfälle in Europa geben, 30 Prozent weniger Schwerverletzte, 15 Prozent weniger Staus und eine um 20 Prozent verbesserte Energieeffizienz. Die Herausforderung liege nun darin, flächendeckend interoperable, sichere und zuverlässige Lösungen mit passenden Geschäftsmodellen für die Industrie und Endverbraucherinnen zu entwickeln.

“Am ITS Weltkongress kann man sich in einer realen Situation von den Vorteilen der intelligenten Transportsysteme überzeugen”, meint ASFINAG-Vorstandsdirektor Alois Schedt. Ein Projekt zeige derzeit besonders, dass alle Akteure an einem Strang ziehen: Das Testfeld Telematik. Vor den Türen des Messezentrums kann man dieses Projekt in den nächsten Tagen wortwörtlich "erfahren".

Testfeld Telematik

Bei der Cooperative Mobility Demonstration bewegt man sich mitten im Testfeld Telematik. Mit dem Auto wird eine bestimmte Route durch den Bereich um das Messezentrum, den Prater und einen Teil der Südosttangente zurückgelegt. Dabei kommuniziert das Fahrzeug mit seiner Infrastruktur. Ampeln sind mit Funksendern ausgestattet und übermitteln dem Auto die optimale Geschwindigkeit, um eine “grüne Welle” zu erwischen. Der Fahrer bekommt die Information vor sich, am Armaturenbrett-Display, angezeigt.

Die Straßen-Umgebung warnt den Fahrer auch aktiv vor ausgewählten Verkehrsschildern. Auch aktuelle Wetterbedingungen fließen in das System ein, das verschiedenste Datenanbieter, Gerätehersteller und Autoproduzenten beinhaltet. Falls der Verkehr auf der gewählten Route dichter wird, wird dies dem Fahrer mitgeteilt, ebenso wie Informationen über die nächste Park&Ride-Anlage. Kommt man einer Baustelle, einem Fußgängerübergang oder einem Radweg nahe, tauchen entsprechende Warnungen auf.

Sechs Monate Praxistest

In den nächsten sechs Monaten werden über 3.000 Testfahrer mit der dazu notwendigen Technik ausgestattet. Die im Praxisbetrieb gewonnenen Erfahrungen sollen dazu verwendet werden, gemeinsame Normen zu entwickeln und ein stabiles System zu schaffen, das eines Tages zum Produkt wird, das möglicherweise in allen Neufahrzeugen eingebaut ist. In den nächsten zehn Jahren sollen die ersten Anwendungen auftauchen, prognostiziert ASFINAG-Chef Schedl. Über Kosten für den einzelnen Verkehrsteilnehmer könne man momentan noch gar nichts sagen.

Publikumstag
Wer sich einen persönlichen Eindruck vom Testfeld Telematik - oder anderen Projekten, die die futurezone in den nächsten Tagen vorstellen wird - verschaffen möchte, dem sei der Publikumstag des ITS Weltkongresses empfohlen. Am Donnerstag, dem 25. Oktober, können Interessierte kostenlos das Messezentrum und alle Praxis-Demonstrationen besuchen.

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Die futurezone ist offizieller Medienpartner des ITS Weltkongresses.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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