© Franz Gruber / KURIER

Netztest

So wurde das heimische Netz getestet

Anstatt nur mit einem Messwagen durch Österreich zu fahren, sollte ein alltagsnahes Testszenario entworfen werden. Es wurden die Netze in neun Landeshauptstädten, bei wichtigen Verkehrsrouten sowie bei von der futurezone-Redaktion definierten Hotspots geprüft. Zu Letzteren zählen etwa Orte, bei denen viele Menschen und somit viele Smartphones aufeinandertreffen und so die Mobilfunknetze an ihre Grenzen bringen. Dies trifft etwa in Stadien bei Fußballspielen, bei Konzerten oder anderen großen Veranstaltungen zu.
Die insgesamt über Tausend Kilometer lange Strecke berücksichtigte Autobahnen, Bundesstraßen, aber auch Landstraßen. Bei der Route wurde zudem die spezielle Topografie von Österreich – der höchste Funkmast liegt auf 3237 Metern Seehöhe – berücksichtigt, um ein realistisches Messabbild zu bekommen.

Getestet wurde aber nicht nur mit einem mit Hightech bestücktem Messwagen, sondern auch zu Fuß. „Die Messungen für Datendienste wurden sowohl durch Drive-Tests, also von einem Messwagen aus, als auch durch stationäre Messungen an ausgewählten Orten mit hoher Benutzerdichte wie etwa Bahnhöfen, Stadien oder Fußgängerzonen durchgeführt", erklärt Wolfgang Balzer, einer der Geschäftsführer von Focus Infocom.

Im Messfahrzeug von Breuer waren mehrere  Smartphones im Innenraum montiert. Kabel  haben diese dann mit Antennen am Autodach verbunden.  Diese Installation gewährleistet, dass die Messungen nicht durch Interferenzen im Fahrzeuginneren gestört werden. Bei der Installation wurde penibel darauf geachtet, dass alle Antennen und Telefone den gleichen Bedingungen  unterliegen. Ein Hochleistungsrechner im Auto koordinierte alle Datenströme und sorgte für die korrekte Speicherung aller Messdaten.

Mit Rucksack
Ein Techniker von Breuer war außerdem mit einem schweren Rucksack unterwegs, in dem modernste Messtechnik auf engstem Raum verstaut ist. Dieser war mit einem Computer verbunden, über die die Messungen live überwacht wurden. Mit dem Gepäck am Rücken ging der Experte nicht nur Fußgängerzonen oder Parks ab, sondern prüfte auch andere Orte, zu denen ein Auto nicht vordringen kann.

Im Testrucksack von Focus Infocom waren ebenfalls vier Smartphones verbaut, die zum Test der Sprachtelefonie und Datenverbindung herangezogen wurden. Sie waren so montiert, dass die Empfangsleistung nicht beeinträchtigt wurde. Die Handys waren – so wie im Messwagen – mit einem leistungsstarken Rechner verbunden, der ebenfalls im Rucksack integriert ist. Dieser überwachte die Messungen und zeichnete sie auf.

Das gleiche Testprozedere wurde auch auf Zugstrecken angewandt. Getestet wurde die Qualität auf diversen ÖBB-Strecken, darunter die stark frequentierten Süd- und Westbahnstrecken. Denn wie viele Pendler wissen: Hier kommt es immer wieder zu Abbrüchen, Funklöchern oder langsamen Verbindungen.

Testzyklus
Um die Sprachtelefonie zu testen, wurden einerseits von den Smartphones Anrufe automatisiert getätigt. Andererseits wurden sie von einer zentralen Stelle angerufen. Mithilfe von Sprachdateien wurde die Qualität der Telefonie dann gemessen.  Um das Tempo bei Datenübertragungen zu prüfen, kamen mehrere Verfahren zum Einsatz.  Bei einem wurde – so wie im Alltag eines Handy-Besitzers – verschiedene Websites angesurft. „Innerhalb des Webbrowsing-Tests wurden vier Webseiten mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad getestet“, sagt Netztest-Organisator Jürgen Dalmus. „Die Spanne reichte von einer Seite, bei der man auch bei langsamen Netzen noch gute Ergebnisse erwarten darf, bis zu einer Seite, die schon ein recht gutes Netz erfordert, damit sie innerhalb einer akzeptablen Zeitspanne abgerufen werden kann.“

Analyse
Ingesamt verlief der  Test problemlos, resümiert Oliver Overath von Breuer. „Wir wurden am Ende der Messung von leichtem Schneefall überrascht, aber sonst ist nichts Schlimmes  vorgefallen".

Passanten hätten auf den Testwagen  immer interessiert und positiv  reagiert. Nach Abschluss der  Testfahrten, die  via GPS-Sensoren exakt festgehalten wurden,  wurden die Ergebnisse  von  Focus Infocom mehrmals   analysiert.

Spannend
„Die Messung war besonders interessant, weil im österreichischen Netz durch die Zusammenlegung von zwei Netzen, dem Netzausbau und der Einführung von LTE gerade ein großer Umbruch stattfindet.  Die ganzen Maßnahmen und Veränderungen kommen natürlich dem Kunden zugute und wir sind gespannt auf die Messung im nächsten Jahr“, sagt Oliver Overath von Breuer. Laut dem Experten spiegelte  der Test aber im Großen und Ganzen die Erwartungen und Einschätzungen wider, die die Firma  im Vorfeld hatte, so Overrath.

Realisierung
Breuer  hat langjährige Expertisen in der Entwicklung und im Betrieb von Technologien zur Dienstgüteüberwachung im Bereich Mobilfunk und Telematik. Das Unternehmen entwickelt eigene Systemtechnik zu Test- und Überwachungsanwendungen, operiert als Dienstleister für Servicebetreiber und Anbieter von „Managed Services". Zu den Kunden zählen  Audi, Daimler, die Deutsche Post und DHL. Das mittelständische Familienunternehmen kooperiert und forscht zudem mit deutschen Universitäten und Institutionen wie etwa TÜV Rheinland.

Für den futurezone-Netztest schickte Breuer, das in Büros in Berlin und Bonn 50 Mitarbeiter beschäftigt,  ein Messfahrzeug durch Österreich. Breuer hat das Fahrzeug selbst zum Messwagen umgebaut –  ein Service, das auch regelmäßig von ihren Kunden genutzt wird. Mit ihrer Gerätschaft können sie so überprüfen, wie gut die Leistung von Antennen wirklich ist und mit welchen Maßnahmen man die Funknetze gezielt verbessern kann. Für Oliver Overath, der bei Breuer für den futurezone-Test verantwortlich ist, war die Messung spannend und interessant: „Mein persönlicher Favorit bei den Hot-Spot-Messungen war die Fahrt mit der Liliput-Bahn im Wiener Prater."

Focus Infocom
Die Daten, die von Breuer mit dem Messwagen  erfasst wurden, hat die zweite deutsche Firma im Team ergänzt. Focus Intercom, ein international tätiges Unternehmen, hat  das Test-Set-up um einen ihrer Messrucksäcke erweitert. Jene Technik, die sich im Auto befindet, ist hierfür in miniaturisierter Form in das Gepäck integriert.  Focus Infocom ist als Hersteller von Testsystemen für Mobilfunknetze seit fast 20 Jahren am Markt tätig.

Die Firma, die 1993 gegründet wurde,  hat auch die Datenauswertung übernommen. Ein weiteres Feld, auf das sich die Firma mit Hauptsitz in Darmstadt spezialisiert hat. Wolfgang Balzer, der bei Focus Infocom für den futurezone-Test zuständig ist,  lobt die Leistung der Mobilfunker: „Wenn ich mir speziell das Preisniveau in Österreich im Vergleich zu dem in Deutschland ansehe, dazu noch die schwierige Topologie,  bin ich beeindruckt, welch guten Job alle Netzbetreiber hier machen."

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