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Google

Street View startet auf Österreichs Pisten

Während die Google-Autos in Österreich weiter die Garage hüten, hat ein anderes Mobil des Internet-Konzerns Fahrt aufgenommen: Ein Google Schneemobil ist derzeit auf den Pisten des Nobelskiorts Ischgl in Tirol unterwegs, um bei Kaiserwetter sämtliche Abfahrten abzufotografieren. Im Skigebiet Silvretta Arena warten 238 Pisten-Kilometer auf das Projekt. Bestückt mit jenem Kamera-Aufbau, den man schon von den Google-Autos kennt, wird das Skigebiet digital erfasst, um später virtuelle Pistenbesichtigungen beim Internet-Dienst “Street View”, der in Google Maps integriert ist, zu ermöglichen.

Dass Google auf die Piste darf, ist einer Kooperation mit dem Fremdenverkehrsverband zu verdanken. Bereits vor geraumer Zeit fragte Ischgl bei Google an, ob die Integration des Skigebiets in die Straßenansichten möglich wäre. Dass das Schneemobil mit dem Logo des US-Konzerns erst jetzt durch österreichischen Schnee pflügt hat, zwei Gründe: Erstens gibt es nur ein Modell, das entsprechend pistentauglich gemacht wurde, zweitens hatte es in der jüngeren Vergangenheit viel zu tun. Bei den Olympischen Winterspielen 2010 in Vancouver kam es zum ersten Mal zum Einsatz, in Folge lichtete es Skigebiete in Norwegen, Frankreich, Norwegen und der Schweiz ab. Ischgl ist der erste österreichische Ort, danach folgt Sölden. Weitere heimische Orte stehen laut Google-Sprecher Matthias Meyer Schlange: “Wir wollen so viele wie möglich aufnehmen, aber wir haben nur ein Schneemobil.”

Aufnahmen bei Sonnenschein
Die komplette Erfassung eines Gebiets - gefahren wird nur bei Sonnenschein - dauert ein bis zwei Tage. Bis die Bilder online gehen, wird aber noch einige Zeit verstreichen - nämlich bis zu dem Zeitpunkt, wenn Google alle Behördenwege erledigt hat (futurezone

) und “Street View” in Österreich offiziell starten darf. Der Zeitpuffer kommt nicht ungelegen: Bis das aufgenommene Bildmaterial gesichtet und bearbeitet wurde, werden “einige Monate vergehen”, so Meyer. Zwar darf das Schneemobil aus Sicherheitsgründen nur vor und nach den Betriebszeiten der Pisten ausrücken. Sollte trotzdem eine Person fotografiert werden, wird ihr Gesicht später automatisch verpixelt. Wie auch bei den normalen Straßenaufnahmen werden Nutzer die Möglichkeit haben, die Aufnahmen später direkt über die Webseite, auf der "Street View" angezeigt wird, zu reklamieren. Innerhalb von 48 Stunden werden dann etwaige Fehler bei der Verpixelung nachgebessert. „Unsere Technologie ist die fortschrittlichste am Markt. Sie garantierte etwa in der Schweizer Version von Street View, dass 99 Prozent der Gesichter und Autokennzeichen nicht identifizierbar sind“, so Meyer.

Erhoffte Werbewirkung
„Wir nennen es `Paradise View`, weil bei uns gibt`s keine Straßen“, gibt sich Alfons Parth, Obmann des Tourismusverbands Ischgl, zuversichtlich. Er hofft, dass mit der Kooperation mehr Skitouristen nach Ischgl gelockt werden können. „Google ist immerhin eine globale Plattform, über die wir der Welt zeigen können, wie schön es bei uns ist.“ Über eine offene API können die Google-Pistenbilder auf den Webseiten des Tourismusverbands eingebettet und und um Zusatzinformationen (Höhenmeter, Schneelage, offene Lifte etc.) ergänzt werden.

Geld wollen weder Ischgls Tourismusverband noch Google geben oder nehmen. Man sieht sich als Partner, die beide von der Kooperation profitieren. Lediglich für den Transport des Schneemobils und anfallende Material- und Personalkosten soll Ischgl aufgekommen sein. „Aber fragen Sie nicht, wie viel, ich merk` mir Zahlen so schlecht“, sagt Parth. Während sich der Fremdenverkehr einen Werbeeffekt vor allem im Ausland erhofft, steht bei Google derweil der Mehrwert für die Nutzer im Vordergrund. „Wir machen derzeit kein Geld mit Street View und haben auch keine Pläne diesbezüglich“, so Meyer. Durch die Zusammenarbeit mit den Fremdenverkehrsverbänden bekommt Google jedenfalls einfachen Zugang zu seinen Bildmotiven – auf Widerstand wie die Autoflotte stieß das Schneemobil bisher nicht.

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Jakob Steinschaden

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