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Tops 2014: WhatsApp, GIS-Urteil und Aus für Vorratsdaten

Tops 2014: WhatsApp, GIS-Urteil und Aus für Vorratsdaten

Microsoft: Neubeginn mit Nadella

Die Suche nach einem neuen Microsoft-CEO gestaltete sich schwierig. Niemand wollte sich die scheinbar unmögliche Aufgabe antun, das Komittee rund um Microsoft-Gründer Bill Gates handelte sich Absage um Absage ein. Letztendlich kam es zu einer internen Lösung: Satya Nadella, zuvor Leiter der Cloud-Sparte, stieg zum CEO auf. Dem 47-Jährigen mangelt es zwar an der Strahlkraft seines Vorgängers, doch seit dem Wechsel befindet sich der Softwarekonzern wieder auf Erfolgskurs.

Dank dem Fokus auf Cloud-Produkte, wie zum Beispiel Office für Android und iOS, konnte Microsoft in den letzten Quartalen kräftig zulegen. Auch die zuvor schwächelnden Surface- und Windows Phone-Sparten konnten dank zahlreichen Deals zulegen. Um das Unternehmen wieder auf Schiene zu bringen, traf Nadella auch einige unbequeme Entscheidungen. So müssen infolge der Übernahme von Nokia bis zu 18.000 Mitarbeiter abgebaut werden.

Smartwatches: Es geht wieder rund

Vergangenes Jahr noch Flop, dieses Jahr Top: Google und Apple haben es geschafft, dem abflauenden Trend um Smartwatches wieder Leben einzuhauchen. Während man auf die Apple Watch noch bis Frühjahr warten muss, hat Google bereits gemeinsam mit mehreren Herstellern Android Wear-Smartwatches veröffentlicht. Die wohl schönsten Ableger - die Motorola Moto 360 und die LG G Watch R - sind nicht frei von Kinderkrankheiten, verbinden aber endlich das Design einer klassischen Uhr mit Smartwatch-Funktionen. Neben dem Design scheinen die Hersteller auch immer stärker Wert auf Fitness-Funktionen zu legen. Kein Wunder, haben Apple (HealthKit), Google (Fit) und Samsung (S Health) mittlerweile eigene Plattformen, auf denen Gesundheitsdaten für den Nutzer aufbereitet und gesammelt werden.

Das Ende der Vorratsdatenspeicherung

Zwei Jahre lang wurden in Österreich Verbindungsdaten gespeichert, Ende Juni kippte der österreichische Verfassungsgerichtshof jedoch die umstrittene Vorratsdatenspeicherung, die Provider mussten die Daten unverzüglich löschen. Der Jubel unter den Datenschützern, die die Klage gemeinsam mit mehr als 11.000 weiteren Menschen einreichten, war groß. Zugleich beklagten einige Regierungspolitker aber das jähe Ende. Eine große Überraschung dürfte das Urteil aber nicht gewesen sein: Bereits im April fällte der Europäische Gerichtshof die gleiche Entscheidung.

Doch trotz der EuGH-Entscheidung gibt eswieder Bemühungen, die Vorratsdatenspeicherung auf EU- und nationaler Ebene einzuführen. Justizminister Brandstetterforderte bereits mehrmalsdie erneute Einführung der Vorratsdatenunter strengeren Auflagen.Ohne diese würden die Ermittlungen der Polizeistark behindert werden-eine umstrittene Position. Die SPÖsteht dem Vorschlag aber kritisch gegenüber, man zeigte sich aber im Notfallgesprächsbereit.

Große Erfolge in der Raumfahrt

Dieses Jahr gab es in der Raumfahrt so viele Erfolge wie seit Jahren nicht mehr. Mitte November landete mit Philae erstmals eine unbemannte Raumsonde auf einem Kometen. Die Rosetta-Mission ist wohl der größte Erfolg in der Geschichte der europäischen Raumfahrt. Mittlerweile ist Philae wieder im Tiefschlaf, Daten sammelt die Sonde dabei aber weiter. Anfang Dezember dann der nächste Erfolg: Die neue Trägerrakete Orion absolvierte einen erfolgreichen Testflug um die Erde. Orion soll die von Russland gebauten (und mittlerweile veralteten) Sojus-Kapseln ersetzen und in Zukunft für bemannte Flüge zum Mars und Asteroiden eingesetzt werden.

Auch der Mars-Rover Curiosity fährt munter weiter und nimmt nach einer längeren Reiseseit Septemberwieder Untersuchungen am Mars-Boden vor. Auch der erste 3D-Drucker im All hat bereitsseine Arbeit aufgenommen.Die Stimmung wurde nur Ende Oktober leicht gedämpft. Zunächstexplodierte eine Antares-Rakete, die den Versorgungsfrachter “Cygnus” zur ISS transportieren hätte sollen. Während es hierbei keinerlei Verletzte gab, stürzte wenige Tage später eine bemannte SpaceShip Two von Virgin Galactic ab.Der missglückte Testflugdes privaten Raumflugzeugs kostete einen Pilot das Leben, ein weiterer Pilot wurde schwer verletzt. Die Raumfahrt und All-Touristen lassen sich davonaber nicht abschrecken.

Netflix startet in Österreich

Lange Zeit musste man neidvoll auf die USA oder Großbritannien blicken, doch Mitte September startete der Streaming-Anbieter Netflix auch in Österreich. Mit personalisierten Empfehlungen, guten Apps und vielen US-Serien und -Filmen will der Dienst hierzulande punkten. Netflix will auch Internetanbieter kontrollieren und veröffentlicht monatlich eine Rangliste der schnellsten (und langsamsten) Anbieter.

Streaming-Plattformen gab es zwar bereits zuvor in Österreich, doch das Angebot war bis zuletztnoch eher verhalten. Als “österreichische Alternative” will sichder Video-on-Demand-Dienst Flimmit positionieren, bei dem die ORF-Tochter ORS kürzlich eingestiegen ist. Der Start zwang auch andere Streaming-Anbieter zum Handeln. Amazon bietetseine Plattform Prime Instant Videomittlerweile auch in Österreich an, Sky hat zudemsein Online-Angebot überarbeitet.

Tesla baut aus

Der US-Elektroauto-Hersteller Tesla hat ein gutes Jahr hinter sich. Neben zwei neuen Elektroautos - dem Model D und dem Model 3 - legte das Unternehmen den Grundstein für die neue Mega-Batteriefabrik, die den Preis für Elektroautos deutlich senken soll - leider erst ab 2020. Auch in Europa und China baut Tesla seine Präsenz kräftig aus. Der Konzern investiert weiter munter in die Forschung, trotz roter Zahlen. Gründer und CEO Elon Musk, dessen Vermögen auf knapp 7,9 Milliarden US-Dollar geschätzt wird, macht das keine Sorgen. Er gab auch die von Tesla entwickelten Patente frei, solange diese “im guten Gewissen” verwendet werden - ein Schritt, der von Experten gelobt wurde.

Next-Gen-Spielkonsolen etablieren sich

Während sich im Vorjahr nur Sony über die Verkaufszahlen seiner Next-Gen-Konsole PlayStation 4 freuen durfte, scheinen dieses Jahr auch Nintendo und Microsoft Erfolge zu feiern. Microsofts Entscheidung, die Xbox One künftig auch günstiger ohne Kinect anzubieten, erwies sich als goldrichtig. Zuletzt soll sich die Xbox One sogar besser verkauft haben als die PlayStation 4 - zumindest in den Kernmärkten USA und Großbritannien. In allen anderen Ländern hinkt man Sony weiter hinterher. Zwei Jahre nach Veröffentlichung der Wii U nehmen auch die Verkäufe der aktuellen Nintendo-Spielkonsole endlich Fahrt auf. Dank Titeln wie Mario Kart 8, Hyrule Warriors oder Super Smash Bros. sind die Verkaufzahlen rasant angestiegen - das hatte das in der Krise steckende Unternehmen bitter notwendig.

Samsung und Apple bekommen Konkurrenz aus China

Xiaomi kannten bis vor wenigen Monaten wohl noch die wenigsten, doch den Namen wird man sich in Zukunft merken müssen. Der Smartphone-Hersteller, der oftmals als das “chinesische Apple” bezeichnet wird, steht in seinem Heimatmarkt mittlerweile an der Spitze, vor Samsung, Lenovo und Huawei. Weltweit konnte man sich sogar Platz Drei hinter Apple und Samsung sichern.

Xiaomi wird aufgrund seiner günstigen Geräte als neuer Konkurrent am Smartphone-Markt, für Unternehmen wie Sony und Samsung, gesehen.

Das Unternehmen, das sich2013 die Dienste des ehemaligen Android-Chefs Hugo Barrasicherte, soll mittlerweilerund 40 Milliarden US-Dollar wert sein.Bislang ist das Unternehmen aber noch nicht außerhalb Asiens tätig, dahermuss man in Europa weiter warten.Bereits jetzt aktiv im Westen:Huawei,Oppo sowie Lenovo, das kürzlichMotorola von Google übernommenhat.

WhatsApp wächst trotz Kritik

Es gibt wohl keinen anderen Dienst, der dermaßen häufig unter Kritik steht, dabei aber dennoch nicht verliert. Seit dem Bekanntwerden des Verkaufs von WhatsApp an Facebook für die stolze Summe von 19 Milliarden US-Dollar drohten viele Nutzer mit einem Wechsel, die Realität sah jedoch anders aus. Waren es zum Verkauf noch 450 Millionen aktive Nutzer, sind es mittlerweile 600 Millionen Nutzer. Auch ein neuer Nachrichtenrekord wurde mit 64 Milliarden Nachrichten an einem Tag aufgestellt.

WhatsAppitis. Eine Patientin in Spanien inspirierte ihre behandelnde Ärztin zum Krankheitsbild "WhatsAppitis". Ihr Bericht dazu wurde vor Kurzem im renommierten medizinischen Fachjournal "The Lancet" veröffentlicht und gilt als anerkannte Diagnose. Die Patientin – selbst Ärztin – hatte sechs Stunden lang WhatsApp-Nachrichten beantwortet, bevor sie im Krankenhaus behandelt werden musste.

Die sicheren Alternativen Threema und Telegramprofitierten aber dennoch von der Aufregung undsparten nicht mit Kritik an WhatsApp.Zu Recht, denn immer wiedergab es nicht unwesentliche Sicherheitslücken. Auch die scheinbar absurdeAufregung um das kleine blaue Häkchen, das den “Gelesen”-Status zeigt,hat einen ernsten Hintergrund.Wer sich dennoch auf die Suche nach einer Alternative begeben will,findet hier eine Übersicht.

Internet reicht nicht zur GIS-Pflicht

Bereits im Vorjahr wurde heftig darüber debattiert, ob denn ein Internetanschluss ausreicht, um GIS-Gebühren entrichten zu müssen. Dieses Jahr hatte nun das Bundesverwaltungsgericht eine Antwort: Nein. Das vom Salzburger Anwalt Arnold Gangl angestrebte Musterverfahren legt nun klar fest, dass ein Computer, Laptop, Tablet oder Breitbandanschluss keine Rundfunkempfangsanlage ist. Schätzungen zufolge zahlen derzeit rund 50.000 Personen in Österreich daher zu Unrecht GIS-Gebühren. Die GIS will das Urteil jedoch anfechten und vor das Höchstgericht bringen.

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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