© Michael Leitner/futurezone

Betriebssystem

Ubuntu Touch: "Alternative zu Android erwünscht"

"Auf jeden Fall in der ersten Jahreshälfte 2014" sollen die ersten Geräte, auf denen Ubuntu Touch vorinstalliert ist, auf den Markt kommen, wie die futurezone am Rande der "HP Discover"-Konferenz von Canonical Mitarbeiter J. Lowry Snow erfahren hat. Tablets sollen vor den ersten Smartphones erhältlich sein. Derzeit verhandelt Canonical noch mit Hardwareherstellern und Mobilfunkanbietern.

"Das Interesse an unserem System ist groß, da die meisten Unternehmen gerne eine Alternative zu Android hätten, um die Abhängigkeit von Google zu mindern", so Snow. Wer die ersten Mobilfunkpartner sind, die eine Kooperation mit Canonical eingegangen sind, will Canonical noch nicht sagen, Telefonica dürfte aber mit ziemlicher Sicherheit dabei sein, wie hinter vorgehaltener Hand erzählt wird.

Zähes Ringen
"Mit allen großen Hardwareherstellern - außer Apple natürlich - verhandeln wir ebenfalls noch", erzählt Snow. Samsung soll als erstes Unternehmen eine Zusage erteilt haben, hieß es, auch wenn die offizielle Bestätigung erst in den kommenden Monaten erfolgen wird. Für Entwickler werden offiziell nur Nexus-Geräte unterstützt. Das soll sich auch in Zukunft nicht ändern.

Canonical selbst entwickelt derzeit die ersten zehn Apps für das System, dabei handelt es sich vor allem um grundlegende Funktionen wie das Telefonieren oder die Kamera. "Der Rest soll von Drittanbietern kommen, die auch für Android entwickeln - was ja großteils auf Ubuntu-Desktops passiert", erklärt Snow. Die Ähnlichkeit zu Googles Betriebssystem soll Ubuntu Touch hier zum Vorteil gereichen.

Google als Freund
Ein Großteil der grundlegenden Low-Level-Funktionalität wird bei Ubuntu Touch direkt von Android übernommen. "Wir kümmern uns eigentlich nur um das User Interface und die entsprechenden Anpassungen für verschiedene Geräte. In dieser Beziehung haben wir auch ein sehr gutes Verhältnis zu Google", so Snow. Die enge Verwandschaft zu Android macht es für Entwickler einfach, Android-Apps für Ubuntu Touch anzupassen.

"Die Programmierer haben nur geringen Mehraufwand. In den kommenden Monaten wird der Kernel unseres Systems auf eine neuere Version umgestellt. Danach soll unsere Entwicklung was die tieferen Systemebenen angeht im Gleichschritt mit Android vonstatten gehen", so Snow. Auf eine vollständige Kompabilität mit Android-Apps hat Canonical bewusst verzichtet. "Wir wollen eine konsistente User-Experience bieten, das geht nur, wenn die Apps auch wirklich für unser System entwickelt werden."

Das Basissystem von Canonical wäre grundsätzlich schon einsatzbereit. Die entsprechenden Images sind auch schon im Netz verfügbar, Ubuntu Touch will aber unbedingt als vorinstalliertes Betriebssystem in den Markt eintreten. Das ist auch dem zugrundeliegenden Geschäftsmodell geschuldet. "Wir bekommen unser Geld schließlich von den Hardwareherstellern", so Snow.

Später Start
Das System funktioniert sowohl auf Tablets als auch auf Smartphones mittlerweile sehr flüssig, wie die futurezone in einem kurzen Hands-on erneut feststellen konnte. Das Angebot an verfügbaren Apps ist aber nach wie vor bescheiden. Durch den späten Markteintritt von Ubuntu Touch sind Konkurrenten wie Tizen, Sailfish oder Firefox OS hier wohl im Vorteil. Durch die einfache Portierbarkeit von Android-Apps will Ubuntu hier aber rasch aufholen.

Die große Community, auf die Ubuntu dank der Erfahrung als Desktop-Betriebssystem setzen kann, wird hier ebenso ein Vorteil sein. Zudem ist die Offenheit von Touch, das praktisch ein vollwertiges Linux-System auf mobile Geräte bringt, wohl für viele User attraktiv. Bis beurteilt werden kann, welches der neuen Systeme sich als ernsthafte Konkurrenz zu Android positionieren kann, wird aber wohl noch mindestens ein Jahr ins Land ziehen.

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Markus Keßler

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