Ein Veloce-Bote bringt Einkäufe zu einem vom Kunden festgelegten Termin direkt bis zur Haustür.
Ein Veloce-Bote bringt Einkäufe zu einem vom Kunden festgelegten Termin direkt bis zur Haustür.
© Veloce

Shop Courier

Veloce will mit Lieferservice gegen Amazon kämpfen

Es ist eine verzwickte Situation: Viele Konsumenten bestellen aus Bequemlichkeit im Internet, weil sie ihre Einkäufe dann zugestellt bekommen und nicht quer durch die ganze Stadt fahren müssen, um vielleicht vor Ort zu erfahren, dass ihr gewünschter Artikel gerade nicht erhältlich ist. Doch nicht selten ärgern sich genau diese Kunden in Folge über Gelbe Zettel oder andere Paket-Benachrichtigungen in ihrem Postfach und über die gestohlene Zeit, die sie wartend am Postamt oder im Paketshop verbringen, wenn sie ihr Paket, selbstverständlich nur zwischen 8 und 18 Uhr, selbst abholen.

Lieferung binnen 90 Minuten

Genau das ist aus Sicht von Paul Brandstätter, Gründer des Boten-Dienstes Veloce, die Achillesferse der mächtigen, globalen Online-Händler wie Amazon. Diese Schwachstelle nutzt Brandstätter nun für sich und seine „Weltneuheit“, mit der das Einkaufsvolumen wieder in die Städte zurückgeholt werden soll und mit der die lokalen Händler im Kampf gegen Online-Riesen wie Amazon unterstützt werden sollen. Dies erfolgt mit einem neuen Lieferservice namens Shop Courier.

Der neue Zustelldienst liefert vom Geschäft zum Kunden in 90 Minuten oder zu einem späteren, vom Konsumenten bestimmten Zeitpunkt in einem 90-Minuten-Intervall. Shop Courier greift dabei auf die Logistik-Ressourcen von Veloce zu. „In Wien sind das etwa 100 Kuriere, vom Fahrrad bis zum Lkw“, sagt Brandstätter im futurezone-Interview. Geliefert wird die Ware auch am Abend, oder am Samstag sowie am Sonntag – je nachdem, wann es der Konsument wünscht. „Das, was wir machen, ist aber keine Konkurrenz zur Post. Die Post spielt in einer ganz anderen Liga. Wir eröffnen hier einen neuen Markt“, erklärt Brandstätter.

1000 Shops bis Jahresende

In Wien ist Shop Courier bereits in rund 500 Shops verfügbar, darunter finden sich beispielsweise alle Filialen von Wein & Co, sowie einige Apotheken und Buchläden. Mit der Österreichischen Apothekerkammer sowie mit dem Fachverband der Buch und –Medienwirtschaft gibt es bereits Kooperationen. „Wir werden in nächster Zeit schnell auf weit über 1000 Shops in Wien kommen“, so Brandstätter. Das Angebot sei auch für lokale Händler, die selbst einen Online-Shop betreiben, interessant. „Wir bieten eine Integration in den Webshop an, die ganz einfach installierbar ist, weil es sich um eine standardisierte Lösung handelt. Der Webshop-User kann dann im Buchungsverfahren direkt die Shop-Courier-Zustellung buchen“, sagt Brandstätter.

Im Geschäft funktioniert die Buchung des Lieferservices per Smartphone-App. Stammkunden sind bereits automatisch gespeichert und die Buchung soll laut Brandstätter „in wenigen Sekunden“ erledigt sein. „Wenn ein Auftrag gebucht ist, wird die Ablaufentwicklung mitverfolgt. Dadurch wissen wir, wo der Kurier ist und der Kunde weiß, wo seine Sendung ist“, so Brandstätter. Die Ware sei außerdem versichert.

Zehn Euro Maximalgrenze

Wieviel die Zustellung für Konsumenten kosten wird hängt freilich von der Paketgröße sowie vom Gewicht der Sendung ab. Den exakten Tarif bestimmt zudem der Händler selbst, der entscheidet, ob er den Service seinen Kunden gratis anbietet oder etwas verrechnet. Die Kosten für die Zustellung werden sich in etwa zwischen fünf und zehn Euro bewegen, bei Wein & Co wird derzeit eine Pauschale von neun Euro pro Lieferung verrechnet.

In den 24 Filialen von Wein & Co kann man den Wein auch telefonisch bestellen und muss nicht extra zur Filiale fahren. Das Geld legt bei Bestellungen im Wert bis zu 150 Euro der Shop Courier aus, der es vom Kunden bei der Zustellung einsammelt. Bei Wein & Co habe man die Erfahrung gemacht, dass der Schwellenwert für Kunden, wie viel sie für einen Lieferdienst dieser Art zahlen würden, bei „maximal zehn Euro“ liegt, wie Gottfried Sorf, Marketing-Leiter bei Wein & Co, bei einem Branchenevent erzählt. Gekauft werde von einer Flasche bis zu einer Kiste.

Angriff auf Amazon

Konsumenten würden sich mit dem Angebot „Zeit und Geld“ sparen, auch dann, wenn die Zustellung eben nicht wie bei Amazon ab 25 Euro gratis erfolge, meint Brandstätter. „Wir haben festgestellt, dass die Kunden sehr genau verstehen, dass eine Leistung erbracht wird, die ihnen Lebensqualität bringt. Der Konsument braucht nicht in der Stadt mit dem Auto herumfahren und teure Parktickets lösen“, sagt Brandstätter. Auch der Weg zum Postamt und das Anstellen in der Schlange kann auf diesem Weg vermieden werden. „Kunden wollen außerdem lieber mit Firmen zu tun haben, die ordentlich Steuern zahlen.“

Nicht zuletzt mit dieser Aussage zeigt Brandstätter, gegen wen sich Shop Courier richtet: den Online-Riesen Amazon. „Wir bedienen auch Online-Shops, aber nicht diese, die 700 Kilometer weit entfernt ihr Zentrallager betreiben. Das sind nicht unsere Kunden. Jeder, der in einer Stadt eine physische Präsenz hat, die sprechen wir an“, so Brandstätter. Denn neben einer Erleichterung für Konsumenten soll auch der lokale Handel viele Vorteile vom neuen Lieferservice haben. Die teuren Mieten in der Innenstadt könnten sich mit dem „Same Day Delivery“-Kundenservice wieder rechnen. Vor allem das Weihnachtsgeschäft wird zeigen, ob die Kunden den neuen Lieferdienst auch annehmen.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

mehr lesen
Barbara Wimmer

Kommentare