Ein Jahr nach der Verabschiedung des Leistungsschutzrechts in Deutschland kommt Bewegung in die Sache.
Ein Jahr nach der Verabschiedung des Leistungsschutzrechts in Deutschland kommt Bewegung in die Sache.
© Reuters Pool/Robert Galbraith

Deutschland

Verleger-Allianz will Leistungsschutzrecht durchsetzen

Eine Allianz von zwölf deutschen Verlagshäusern will das Leistungsschutzrecht gegenüber Internetunternehmen wie Google mit Hilfe der Verwertungsgesellschaft VG Media durchsetzen. „Wir haben jetzt die große Chance, selbst über die gewerbliche Verwertung von journalistischen Inhalten zu entscheiden“, erklärte Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE, am Dienstag. Dies sei ein Beitrag zur Sicherung von publizistischer Qualität und Vielfalt, auch im Interesse der Journalisten. An der Allianz beteiligen sich allerdings reichweitenstarke Portale wie Spiegel Online nicht.

Das Leistungsschutzrecht für Presseverleger (LSR) in Deutschland war nach einer kontroversen öffentlichen Debatte vor knapp einem Jahr im Bundestag verabschiedet worden und am 1. August 2013 in Kraft getreten. Das Gesetz ermöglicht Verlagen, für die Veröffentlichung von Zeitungsartikeln im Web eine Lizenzgebühr zu erheben. Suchmaschinen dürfen jedoch „einzelne Wörter und kleinste Textausschnitte“ lizenzfrei nutzen.

Die Presseverleger werden nun 50 Prozent der VG Media übernehmen und dort den Tarif für die Online-Nutzung durch Dritte definieren. Neben Springer („Bild“, „Welt“) beteiligen sich an der VG Media unter anderem die Verlage Burda („Focus“), Funke („WAZ“, „Hamburger Abendblatt“), Madsack („Hannoversche Allgemeine“, „Leipziger Volkszeitung“), M. DuMont Schauberg („Kölner Stadtanzeiger“, „Express“) und Aschendorff („Westfälische Nachrichten“). Die Verwertungsgesellschaft wurde bislang von 13 privaten TV- und Hörfunkunternehmen getragen.

„Süddeutsche“, „Spiegel“ und „FAZ“ nicht dabei

Die Verlage des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“, der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und der „Süddeutschen Zeitung“ haben allerdings eine Einladung ausgeschlagen, sich ebenfalls an der VG Media zu beteiligen. Nicht dabei sind außerdem das „Handelsblatt“, „Die Zeit“ sowie die Verlagsgruppe Gruner + Jahr. Unklar ist derzeit noch, ob alle Portale der neuen VG-Media-Gesellschafter dann auch ihre LSR-Ansprüche an die Verwertungsgesellschaft abgeben - beispielsweise die deutsche „Huffington Post“, die zum Burda Verlag gehört. Andere Verlage haben ebenfalls noch offengelassen, ob sie künftig ihre LSR-Ansprüche durch die VG Media vertreten lassen wollen.

Langer Rechtsstreit erwartet

Experten rechnen nun vor allem mit einem langen Rechtsstreit zwischen der VG Media und dem mit Abstand größten Suchmaschinenanbieter Google, da im LSR die Länge der lizenzfreien Snippets nicht exakt geregelt wird. Philipp Justus, Chef von Google Deutschland, hatte kürzlich noch bekräftigt, sein Unternehmen werde kein Geld für die Veröffentlichung von Textausschnitten in die Hand nehmen: „Für uns ist nach wie vor klar, dass wir für Snippets nicht bezahlen werden - egal, ob sie von einem Verlag oder von einer Verwertungsgesellschaft kommen“, sagte Justus dem Fachmagazin „Horizont“.

Die Verleger widersprechen dieser Haltung vehement: „Wenn sich ein Anbieter dauerhaft bei den Leistungen von Verlagen bedient, muss auch eine Vergütung erfolgen“, sagte Aschendorff-Geschäftsführer Eduard Hüffer. „Dies ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit.“

Aus Index entfernt

Da Google sich bislang strikt weigert, für die Darstellung von Snippets Geld zu zahlen, wird mit Spannung erwartet, ob der absehbare Rechtsstreit dazu führen wird, dass die Angebote der VG-Media-Verlage künftig nicht mehr im Index der Suchmaschine auftauchen „Wir gehen nicht davon aus, dass wir aus dem Google-Index entfernt werden“, sagte Madsack-Geschäftsführer Düffert.

Nach dem Inkrafttreten des LSR hatte Google die Verlage aufgefordert, einer kostenlosen Darstellung in Google News zuzustimmen. Angebote wie die Webseiten der „Rhein Zeitung“ (Koblenz), für die kein „Opt-in“ vorlag, wurden daraufhin aus Google News verbannt. Auch die Aschendorff-Gruppe war betroffen: „Die Angebote unseres Verlags wurden aus Google News entfernt, weil wir nicht auf die Bedingungen von Google eingestiegen sind“, sagte Hüffer. „Wir halten dieses De-Listing für einen Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung.“

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare