Im drei Kubikmeter großen Cockpit von Solar Impulse 2 muss der Pilot während des Pazifik-Fluges äußerst wachsam bleiben
Im drei Kubikmeter großen Cockpit von Solar Impulse 2 muss der Pilot während des Pazifik-Fluges äußerst wachsam bleiben
© Omega

Solar Impulse

Vibrierender Ärmel warnt Pilot bei tagelangem Nonstop-Flug

Sechs von zwölf Etappen hat Solar Impulse 2 auf seiner Reise um die Welt bereits zurückgelegt. Das Solarflugzeug startete am 9. März von Abu Dhabi aus in Richtung Osten und befindet sich nach Stopps im Oman, Indien und Myanmar nun in der chinesischen Stadt Nanjing. Die nächste Etappe wird die wohl bisher schwierigste. Beim fünf Tage dauernden Nonstop-Flug über den Pazifik nach Hawaii muss der Pilot an seine Grenzen gehen. Einige Innovationen an Bord sollen dabei helfen, etwa ein Alarmmelder, der vom Schweizer Uhrenhersteller Omega entwickelt wurde.

Omega Solar Impulse 2 Solarflugzeug Uhrenhersteller

Gefahr Seitenneigung

Der vibrierende Ärmel ist eine Art Arm-Manschette, wie man sie von Blutdruckmessgeräten kennt. Die Manschette ist mit Vibrationsmotoren ausgestattet und durch Kabel durch den Fliegeranzug direkt mit den Fluginstrumenten verbunden. In Aktion tritt der vibrierende Ärmel, wenn sich die Flügel von Solar Impulse 2 zu stark auf eine Seite neigen.

Durch die enorme Spannweite von 72 Metern und die ultraleichte Konstruktion des Flugzeugs ist ein zu starker Seitenneigunswinkel gefährlich. Durch den Strömungsunterschied zwischen linker und rechter Flügelspitze kann das Flugzeug ins Trudeln kommen. Das Flugzeug ist das schwer zu steuern, im schlimmsten Fall könnte es sogar zu einem Absturz in spiralförmiger Flugbahn kommen. Neben der Alarmfunktion kann der vibrierende Ärmel auch als Wecker verwendet werden. Er vibriert dann in einem anderen Muster.

Um der Gefahr eines Ausfalls vorzubeugen, trägt der Pilot je einen vibrierenden Ärmel an jedem Arm. Innerhalb der Manschetten sitzen jeweils gleich vier Vibrationsmodule. Fällt eines der Module, oder gar eine ganze Manschette aus, ist genügend Ersatz vorhanden. Hat der Pilot genug von vibrierenden Oberarmen, so kann er das Gerät ausschalten.

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Schlafentzug

Während des fünf Tage dauernden Fluges über den Pazifik kann der Pilot möglicherweise nicht durchgehend konzentriert sein. Bertrand Piccard oder Andre Borschberg - welcher der beiden Piloten das Steuer auf der siebenten Etappe übernehmen wird, ist noch unklar - werden zwischendurch immer wieder Ruhepausen einlegen. Sie können dabei die Rückenlehne ihres Sitzes zurückklappen und sich bis zu 20 Minuten am Stück ausrasten. Das Steuer übernimmt der Autopilot. Schlafen ist jedoch verboten, um die Reaktionszeit des jeweiligen Piloten im Notfall möglichst kurz zu halten.

Technische Helfer

Um die enorme Belastung eines tagelangen Schlafentzugs zu ertragen, werden die Piloten meditieren. Der ausgebildete Psychiater Bertrand Piccard wird sich sogar in Selbsthypnose versetzen. Fünf Tage lang nur 20-minütige Ruhepausen zu erleben, wird jedoch zu einer großen Herausforderung, bei der jede technische Hilfe willkommen ist. Die Unternehmenspartner von Solar Impulse 2 - neben Omega der Kunsttoffproduzent Solvay, der Maschinenbauer ABB und der Aufzug-Spezialist Schindler - haben deshalb gleich eine Reihe von Gadgets entwickelt.

Neben dem vibrierenden Ärmel hat Omega etwa ein eigenes Bordinstrument entwickelt, das die Neigungswinkel der Flügel in zwei Achsen deutlicher darstellen soll. Außerdem wurde ein Wecker konstruiert, der die Piloten alle 20 Minuten mit einem 100 Dezibel lauten Alarm aus jeglichen Schlafambitionen reißt. Die "Omega Buzz" genannte Schlummerfunktion kann nur durch einen Knopfdruck abgestellt werden, woraufhin ein neuer 20-Minuten-Countdown beginnt.

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Wetter gibt den Termin vor

Laut derzeitiger Planung wird Solar Impulse 2 seinen großen Pazifikflug am 5. Mai starten. Der Termin könnte sich jedoch noch ändern. Das richtige Wetter - mit viel Sonne und wenig Wind - ist entscheidend. Denn bläst der Wind während des Fluges zu stark in Gegenrichtung, so könnte das relativ langsame Solarflugzeug (Reisegeschwindigkeit 50 bis 60 km/h) sogar rückwärts getrieben werden. Das wäre dann eine Hiobsbotschaft für den ohnehin schon an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit getriebenen Piloten.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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