Digitales Marketing

Visa und Mastercard: Kauf-Daten für Werbung

Wenn man sich im Supermarkt einen Tofu-Burger und eine Soja-Milch kauft und diesen mit seiner Kreditkarte bezahlt, könnte man demnächst bereits online eine Werbung für laktosefreien Pudding bekommen. Zumindest wenn es nach den Kreditkartenunternehmen Visa und Mastercard geht. Diese wollen in das große Marktsegment des "Behavioral Trackings" einsteigen.

So bekommen Amazon-Kunden seit Jahren personalisierte Empfehlungen angezeigt, die auf der Geschichte seiner eigenen Einkäufe beruhen und darauf, was Kunden, die denselben Artikel gekauft haben, noch so ausgewählt haben. Facebook trackt die Nutzer über den "Gefällt Mir"-Button und schaut sich so an, welche Websites man gerne aufruft und wofür man sich interessiert und schaltet dann entsprechende personalisierte Werbung.

Gigantische Datenbasis
Die Kreditkartenunternehmen wittern darin ein neues Geschäftsfeld. So wäre der Verkauf der von ihnen gesammelten Nutzerdaten für Werbezwecke an Drittfirmen ein lukratives Zusatzgeschäft. Die Datenbasis, über die die beiden Kreditkartenunternehmen verfügen, ist gigantisch. So hat Visa im vergangenen Jahr 45 Milliarden Transaktionen abgewickelt, Mastercard immerhin 23 Milliarden.

Beide Firmen arbeiten laut einem Bericht des "Wall Street Journal" bereits an Systemen, über die man die Daten der mit der Kreditkarte getätigten Einkäufe für personalisierte Online-Werbung hernehmen kann. Das "Wall Street Journal" hat sich dabei auf eine Präsentation berufen, die MasterCard vor potentiellen Partnern - Drittfirmen - gehalten hat und für ihre Idee geworben hat. In dem Dokument heißt es: "Du bist, was du kaufst."

Anonymisiert für "Segmente"
Das Unternehmen erklärte allerdings auch, dass die Pläne, die in der Präsentation zu finden waren, bereits wieder eingestellt worden seien, da sie zu viele Informationen über individuelle Käufer preisgeben hätten. Stattdessen habe man sich überlegt, die Daten zu anonymisieren und Marketing-Segmente zu kreieren. Diese Daten würden dann an Marketing-Firmen verkauft werden.

Visa arbeitet an ähnlichen Plänen und ist derzeit dabei, die Pläne für anonymisierte Verkaufsdaten zu aggregieren, um Online-Werbung zu verbessern. Das bestätigte ein Chef einer Werbefirma, der mit Visa vor kurzem über diesen Plan diskutiert hatte. Konkret sehe das so aus, dass man in einem Viertel, in dem keiner Katzenfutter, aber dafür Hundefutter kauft, online Werbung für Hundefutter anzeigen werde.

Visa hat zudem im April diesen Jahres ein Patent beantragt, um Informationen von sozialen Netzwerken, Schuldnerverwaltungen, Suchmaschinen, Versicherungen und DNA-Datenbanken für die individualisierte Werbung zu nutzen. Die Pläne dürften daher viel weiter reichen. Man sei derzeit erst im Anfangsstadium, heißt es.

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