Google Shopping Express
Google Shopping Express
© Gerald Reischl

SERIE - Teil 6

Warum die Großen die Kleinen kaufen

Google kauft Divide“, „Google kauft angeblich Twitch“, „Google kauft sich weiteres Weltraumunternehmen Skybox Imaging“ – das sind drei Schlagzeilen der vergangenen zehn Tage, die belegen, dass sich die großen Technologie-Konzerne im Valley ständig auf Einkaufstour befinden und Start-ups genau beobachtet und bei Bedarf gekauft werden. Warum werden Start-ups gekauft?

Richard Dasher, Direktor an der Stanford University School of Engineering

Hausinterne Hürden

Richard Dasher, Direktor zweier Forschungszentren an der Stanford University School of Engineering, weiß es: „Meistens kaufen große Konzerne kleine Startups, weil sie bei der Entwicklung der Produkte im eigenen Unternehmen hausinterne Hürden nehmen müssten. Die Verkaufsabteilungen haben in vielen Firmen viel zu viel Macht und verhindern Ideen, die, wie man so sagt, disruptiv sind." Zudem werde manchen Konzernen vom Aufsichtsrat her nicht erlaubt, sich mit diversen Innovationen „zu spielen“. Um von solchen Debatten verschont zu werden, kauft man eben zu. Da ein interner Innovations- und Integrationsprozess zu lange dauern würde und die Gefahr besteht, den Anschluss an die Spitze zu verlieren. „Aber die großen Firmen haben mittlerweile gute Techniken entwickelt, ein Start-up zum optimalen Zeitpunkt zu kaufen“, sagt Dasher.

Günstiger als selbst entwickeln

Beispiel Google: 2011 hat Google rund 6,2 Milliarden Dollar für Forschung und Entwicklung ausgegeben, das ist 13,2 Prozent des Gewinns und liegt ein wenig unter dem Branchendurchschnitt. Motorola wurde um 12,5 Milliarden gekauft – vor allem wegen der Patente. Gleichzeitig hat Google 2011 24 Start-ups erworben und dafür insgesamt 700 Millionen bezahlt – und das sind nicht einmal zehn Prozent des Geldes, das man in die eigene Forschung investiert. Also gut angelegt.

Konkurrenten "weg kaufen"

Vor der Herausforderung der Innovation stehe jedes große Unternehmen, denn hat es einmal eine globale Größe erreicht, könne es nur noch mit (zugekaufter) Innovation punkten. „Mitunter kommt es aber auch vor, dass man Start-ups kauft, um einen Konkurrenten weniger zu haben“, meint Dasher im futurezone-Interview. Vor allem in Asien sei dies eine sehr häufig praktizierte Methode, in den USA komme das eher selten vor.

CEO-Wechsel

Wenn ein Start-up gekauft wird, bleibt zwar für geraume Zeit die Management-Spitze bestehen, wird dann aber sukzessive ausgewechselt, nur äußerst selten bleibt der alte CEO auch der neue. „Länger als sieben bis zehn Jahre bleibt keiner CEO eines Unternehmens“, so Dasher. Gründen, aufbauen, Exit – das sei die Devise im Valley. Aus den Ex-Gründern (mitunter auch Mitarbeitern) werden dann entweder wieder Entrepreneurs, die sich dann als Serial-Entrepreneurs bezeichnen – das machen jene, die einfach gerne ein Unternehmen leiten und das Talent haben, ein Team zu führen, so Dasher. Oder sie steigen gleich in die Riege der Business-Angels oder Venture Capitalists (VC) auf. Abhängig davon, wie viel Geld sie beim Verkauf verdient haben. 90 Prozent der Firmen im Valley werden übrigens als ganzes gekauft, nur zehn Prozent wegen der IP (Intellectual Property).

Am Montag: Ein 30-jähriger Österreicher ist einer der Masterminds der selbst-fahrenden Autos von Google.

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