© Holger Hollemann, apa

Geschichte

Wie ein Mann die Musikindustrie ruinierte

Er hat weder bei einer Plattenfirma gearbeitet, noch Filesharing-Software geschrieben. Dennoch dürfte Dell Glover maßgeblich dazu beigetragen haben, dass die Musikindustrie in den 00er Jahren den Bach runter ging. Wie das Buch „How Music Got Free“ von Steven Witt, das im Juni erscheint, aufzeigt, gehen auf Glover wohl die meisten Leaks von Tonträgern vor ihrer regulären Veröffentlichung zurück.

20.000 Pre-Release-Leaks

Wie Witt in einem Vorabdruck des Buches im „New Yorker“ schreibt , arbeitete Glover in einem CD-Presswerk des Musikkonzerns Universal im US-Bundesstaat North Carolina und war Mitglied des Filesharing-Kollektivs Rabid Neurosis (RNS). Aufgrund seines Jobs bekam er Wochen vor der Veröffentlichung Zugriff auf neue Alben. Rund 20.000 davon hat Rabid Neurois von 2001 bis 2012 in Filesharing-Netzwerken in Umlauf gebracht.

Dabei ging es der Gruppe nicht um Geld, wichtig war es erster zu sein, wie es im „Guardian“ heißt. In den frühen 2000er Jahren kaum jemanden unter 30 gegeben haben, der in seiner digitalen Musiksammlung kein Stück hatte, das von Glover geleakt wurde, schreibt Witt.

Den Musikkonzernen war die Vorstellung fremd, dass jemand ohne daran zu verdienen, Musik in Umlauf bringen könnte. Sie stand der Bedrohung aus dem Netz zunächst ratlos gegenüber und ging dann gegen Hersteller von MP3-Playern vor. Erst später kam es zu Klagewellen gegen Tauschbörsennutzer.

Glover selbst musste sich 2009 vor Gericht verantworten. Er bekannte sich wegen eines Falles der verbrecherischen Verschwörung zu einer Urheberrechtsverletzung für schuldig und wurde zu drei Monaten Haft verurteilt.

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